Ein Nachteil, wenn man furchtbar früh ins Bett geht: Man wacht furchtbar früh wieder auf. Nach ziemlich komischen, anstrengenden Träumen war ich um Viertel vor sechs schon wach, wartete ein paar Minuten, ob ich wieder einschlafen könnte, und stand schließlich auf. Der Liebste war bereits unten in seinem Arbeitszimmer und schimpfte leise vor sich hin, unser Hausnetzwerk machte wohl irgendwelche Mucken. Ich machte mir Tee, fütterte den Kater und las dann erst einmal eine knappe Stunde die Samstagsausgabe der Zeitung.
Frühstück: Der Liebste startete mit einer Runde Porridge, verschwand dann aber wieder im Arbeitszimmer (er war irgendwie ziemlich hippelig und aufgekratzt, wie er später erzählte, war er um eins (!) schon aufgestanden und hatte seitdem herumgebastelt, von einer Kanne Schwarztee am Laufen gehalten), sodass ich das restliche Kochen übernahm (Porridge brennt immer so schnell an).
Wir machten noch eine Kanne Kaffee, ich las mich ein bisschen durchs Internet, wir gingen irgendwann duschen, und gegen halb zwölf stellte ich mich dem Unausweichlichen: Ich ging ins Arbeitszimmer (das wird die nächsten Wochenenden noch ein bisschen häufiger vorkommen, vermute ich). Eigentlich hatte ich mich um Geschäftsberichte und Zahlen und Ähnliches kümmern wollen, aber es gab so einen riesigen Berg Unterricht vorzubereiten (und am Freitag war daran ja nicht zu denken gewesen), dass ich alles andere hintenan stellte.
Also Unterricht, ich kämpfte wieder mit dem Skandinavier-Kurs. Das Problem bei dem Kurs ist, dass ich ihn mit bereits fertigem Konzept übernommen hatte, und das ist immer etwas schwierig – einiges gefiel mir nicht, jeder hat halt so seinen eigenen Stil, und teilweise war mir auch die Konzeption nicht klar. Ich musste also einiges umstellen, rauswerfen, neu machen, wenn ich den Kurs komplett neu konzipiert hätte, wäre es evtl. an einigen Stellen einfacher gewesen. So zog sich das alles ziemlich hin, und um Viertel vor eins unterbrach ich die Geschichte und ging zum Kochen nach unten.
Der Liebste hatte schon gestartet, ich klinkte mich ein: Angebratener Tempeh, Chinakohl, Karotten, Sprossen mit Reisnudeln, in einer Erdnuss-Soja-Mirin-Soße. Ging recht schnell, wäre eher kein Essen für zwei Tage gewesen, aber als schnelles Samstags-Mittagessen eignete es sich gut.
Nach dem Essen verschwand der Liebste ein bisschen aufs Sofa, ich kam mit Kaffee und Dominosteinen dazu, ging aber nach einer halben Stunde nach oben und arbeitete weiter. Um halb drei war ich dann endgültig soweit, dass ich die Arbeit für den Tag sein ließ. Zwar hätte ich noch einen großen Punkt – nämlich einen zweiten Kurs, der am Montag neu startet und vorbereitet hätte werden müssen – zu erledigen gehabt, aber ich wollte auch noch etwas Zeit mit Nicht-Arbeit verbringen.
Ich packte also meine Sachen und ging ins Fitness, der Liebste begleitete mich (nur auf dem Weg, nicht ins Studio). Schönstes Herbst-Sonnenwetter, nicht zu kalt, ich brauchte sogar meine Sonnenbrille. Eine gute Dreiviertelstunde Training im Fitnessstudio: Es lief ganz wunderbar, ich war schon ein bisschen stolz auf mich. Noch ein Durchgang im Negativmodus (der immer noch furchtbar anstrengend ist, aber ich bin nicht mehr so völlig am Ende wie beim ersten Mal und kann die Bewegungen auch kontrollierter führen), dann bin ich mit dem Zyklus fertig und werde wieder einen Termin mit einem der Therapeut:innen ausmachen: Denn dann habe ich genug Rückenmuskeln aufgebaut und kann die restlichen Geräte (für die Brustmuskulatur) mit dazu nehmen (der Gedanke ist, dass man erst einmal gegen die Verkürzung vorn arbeitet, die wir alle durch die Bildschirmarbeit haben, und dadurch für eine gewisse muskuläre Balance sorgt).
Interessanterweise waren nur Rentner:innen da (ich war auch so spät da wie sonst noch nie samstags), es ging alles ziemlich geruhsam zu. Eine mir unbekannte Frau zur Betreuung war da, vermutlich auch recht neu im Team und ziemlich schüchtern. Wir waren aber alle „Profis“ genug, dass wir eigentlich keine Hilfe von ihr brauchten. Noch kurzer Small Talk mit einer Frau in der Umkleide, dann ging ich wieder heim.
Der Liebste hatte daheim nicht so wirklich einen Mittagsschlaf machen können und bastelte stattdessen an der Vereins-Homepage (da gibt es irgendwelche Probleme und er war reichlich genervt). Ich animierte ihn, den Laptop sein zu lassen, stattdessen gemeinsames Einkaufen, erst Alnatura, dann dm, dann noch großer Supermarkt – eigentlich hatten wir gar nicht so viel gebraucht, aber es läpperte sich dann doch. Und so langsam merken wir schon auch an einigen Ecken, dass die Lebensmittel teurer werden (alles aber noch gemäßigt). Davon abgesehen macht das Einkaufen gerade richtig Spaß, weil man beim Gemüse so schön aus dem Vollen schöpfen kann: Es gibt immer noch regionales Sommergemüse (der Alnatura hatte noch Paprika, Auberginen und Tomaten aus der Region), außerdem natürlich Salat, man findet aber auch schon jede Menge Kohlsorten und Wurzelgemüse und alles.
Wieder daheim etwas Haushalt: Der Liebste kümmerte sich um zwei Maschinen Wäsche, ich räumte die Einkäufe weg, leerte die Spülmaschine und machte in der Küche sauber. Und dann war es schon halb sechs und wir gingen ans gemeinsame Kochen, eine klassische Lasagne mit ein paar Pilzen und Sojahack. Wir hörten nebenher ein bisschen Spotify (ich klickte mich durch ein paar Playlists, bis ich schließlich eine fand, die ganz okay war – „Herbstgefühle“ oder ein ähnlich alberner Titel – bei den anderen Playlists war das Ganze immer recht schnell in albernen Deutschpop degeneriert, und meine Güte gibt es viele beliebige, austauschbare, nichtssagende deutschsprachige Künstler:innen da draußen) und ich machte uns einen portugiesischen Weißwein auf (der noch offene Rioja aus dem Kühlschrank hatte keine Chance, nachdem der Liebste einen Schuss in die Tomatensauce kippte und auf meinen Kommentar „den Rest brauchen wir nicht mehr in den Kühlschrank zu stellen“ einfach alles in die Sauce leerte – ich hatte eigentlich selbst trinken vorschlagen wollen).
Dann sehr gute Lasagne, danach noch ein bisschen Vanillequark, und dazu keine Raumschiffe, sondern Blaulichtporno in der NDR-Mediathek, ich hatte ein paar neue Dokus gefunden. Das war dann ein ziemlich entspannender Abschluss, und wir hielten sogar bis zwanzig vor zehn durch und damit eine gute halbe Stunde länger als am Tag davor. Immer noch nicht das prickelnde Wochenend-Partyleben, aber besser als halb neun.