Um kurz nach sechs aufgewacht, nachdem der Liebste im Schlafzimmer herumzukramen begann. Ich blieb noch einen Moment liegen und genoss die Wärme unter der Bettdecke (im Gegensatz zum Schlafzimmer), dann stand ich auf und ging zum Liebsten nach unten. Der war schon mit Spülen und Gedöns beschäftigt, keine Ahnung, warum er so unglaublich wach war. Ich holte mir erst einmal Tee, gab dem Kater sein Medikament (letzter Tag) und füllte dann den Anamnesebogen für die anstehende Covid-Impfauffrischung auf. Ich war zwar noch nicht so ganz richtig wach, aber dafür langte es gerade noch. Dann duschen, Geldbeutel und so weiter zusammensuchen, der Liebste packte das Pfandglas und schrieb einen Einkaufszettel, und um neun gingen wir aus dem Haus.
Erster Stopp Viertel-Lieblingsbäcker für ein Frühstück auf die Hand. Wir nahmen zwei Kaffee im Togo-Pfandbecher mit, mit etwas Zucker, da es keine Hafermilch mehr gab. Trotzdem gut, das heiße Getränk in der Hand zu haben – es war wieder ordentlich kalt, auf den Dächern lag noch Schnee (unten war er schon wieder weg). Vor dem Bäcker trafen wir einen ehemaligen Kollegen des Liebsten, der sich etwas Wegzehrung holte, bevor er zu seiner Mutter ging – zu Fuß ungefähr fünf Dörfer weiter (16 Kilometer). Er wandert gern und wollte den Mittagsbesuch bei der Mutter mit einer kleinen Wanderung verbinden. Sehr ambitioniert, vor allem in der Kälte. Ich hätte allerdings schon auch Lust, mal wieder länger zu wandern (16 Kilometer schaffe ich allerdings vielleicht noch nicht. Andererseits, mit Fitness und Laufen dann eventuell doch).
Mit Laugencroissant und -kringel in der Hand weiter zum Alnatura für den Wocheneinkauf. Wir brauchten dieses Mal so wenig, dass wir ohne Wagen gehen konnten, nur mit zwei Taschen, trotzdem zahlten wir fast 100 Euro (für normale Alltagsdinge, keinen teuren Kaffee oder ähnliches). Ich beginne allmählich, beim Bio-Einkauf schon auch auf den Preis zu schielen, weg von der Rapunzel-Klasse hin zur Alnatura-Eigenmarke. Sowieso bin ich (viele Jahre mit sehr wenig Geld auskommend) diejenige, die recht preisbewusst einkauft, der Liebste schaut auf den Preis eher nicht, sondern in erster Linie auf die Qualität. Wir finden aber immer einen guten Kompromiss („dann kaufen wir’s halt gar nicht“ passt uns beiden auch recht oft ganz gut).
Noch schnell zum Fressnapf, Vitamine für den Kater kaufen: Beim letzten Bluttest hatte die Tierärztin ja eine Nahrungsergänzung empfohlen, von Eisen war sie mittlerweile wieder abgerückt, aber B-Vitamine wären eine gute Idee. Wir hatten letzte Woche schon mal einen Vitamin-B-Komplex im Drogeriemarkt gekauft, aber leider erst daheim gemerkt, dass den Tabletten auch Vitamin D3 und Magnesium beigefügt war (das stand nicht vorn auf der Packung, nur hinten im Kleingedruckten). Da Vitamin D fettlöslich ist und nicht einfach wie ein wasserlösliches Vitamin ausgeschieden werden kann, war das Produkt also für Katzen nix. Ärgerlich. Im Fressnapf standen wir dann also vor der Nahrungsergänzung, waren erst etwas angenervt und überfordert und kamen schließlich mit einer Multivitamin-Paste für Katzensenioren wieder heraus. Die ist wenigstens genuin für Katzen gedacht und enthält in erster Linie die B-Vitamine.
Um zehn waren wir daheim, ich ließ den Liebsten die Taschen auspacken und ging sofort wieder mit gepackten Sportsachen los ins Fitness. Dort eine Stunde konzentriertes Training, am Anfang fast allein, so allmählich füllte es sich. „Mein“ ehemaliger Physio M war auch da, ich hatte ihn einige Zeit nicht gesehen und mich schon gefragt, ob er überhaupt noch da war, aber jetzt war er mit einer Kollegin dabei, das neue Laufband auszuprobieren und eine Laufanalyse machen zu lassen (mit Filmen und allem Möglichen). Vielleicht interessiert mich das auch mal. Vielleicht aber auch nicht, ich möchte das Laufen eigentlich gar nicht so verkopft angehen, sondern einfach nur durch die Natur traben (zumindest solang es keine Minustemperaturen hat). Auf jeden Fall ging ich noch auf den Skill Court, und insgesamt lief alles ganz gut, zwar anstrengend, aber schon okay, das linke Knie tat ein ganz kleines bisschen weh, aber beruhigte sich auch wieder, und ich war sehr froh, dass ich gegangen war.
Um Viertel vor zwölf daheim, gerade noch rechtzeitig. Ich hatte mir ja für den Tag einen kompletten Zeitplan gemacht, der sich komplett um den Viertel-nach-zwölf-Termin drehte (also Frühstück auswärts, damit wir früh rauskamen, damit wir in den Supermarkt gehen konnten, damit ich es noch vormittags ins Fitness schaffte): Denn da hatte ich eben den Termin für den zweiten Booster. Und danach kein Sport und vielleicht schlapp, also Sport und Einkaufen vorher und überhaupt. Hatte bis jetzt ganz gut geklappt.
Ich ging also ins Impfzentrum in der Südstadt, zehn Minuten zu früh, aber das war egal – es waren zwar vor mir und nach mir Leute, aber es war nicht voll und ich kam sofort dran. Netterweise war am Empfang eine ehemalige Kursteilnehmerin von mir (die Schwester des impfenden Arztes, ihr zweiter Bruder war ebenfalls bei mir in den Kursen gewesen, ich kannte also mehr oder weniger die halbe Familie). Ich freute mich. Dann die Impfung, in einer Minute vorbei und quasi schmerzfrei, ein bisschen Smalltalk mit dem Arzt, und dann konnte ich gehen. (Wartezeit nach dem Impfen gab es nicht mehr, vor anderthalb Jahren in der Turnhalle waren noch 15 Minuten obligatorisch gewesen, vor einem Jahr dann optional, jetzt wurde es nicht einmal mehr angesprochen – war aber auch völlig okay, ich hatte noch nie ein Problem nach einer Impfung.)
Noch zur Apotheke um die Ecke, um mir den QR-Code machen zu lassen, dort mal wieder die längere Erklärung, dass ich nur drei Einträge in meinem Impfpass habe, das jetzt aber trotzdem als vierte Impfung gilt (also als zweiter Booster), weil ich halt 2020 schon Covid hatte, also bevor man sich impfen lassen konnte. Sie verstand es zum Glück gleich und akzeptierte es klaglos (es half, dass ich die QR-Codes von den ersten beiden Impfterminen dabei hatte). Bin trotzdem gespannt, wann ich diese Erklärung nicht mehr abgeben muss. Ich denke, es wird irgendwann auf eine jährliche Grippe-Covid-Kombiimpfung rauslaufen, und spätestens da sollte es dann egal sein.
Leicht euphorisiert um kurz vor halb eins daheim. Ich beschloss, das Momentum des Tages mitzunehmen und in einem Rutsch die restlichen Weihnachtskarten zu schreiben. (Exakt vor einem Jahr die gleiche Prozedur im Übrigen, nur damals Impftermin am Freitag und Kartenschreiben am Samstag/Sonntag.) Der Liebste, der im Bastelverein vorbeigeschaut hatte, kam kurz darauf und schloss sich mir an, wir machten irgendwann dazwischen die zwei übrigen Portionen Cauliflower Pie warm und schrieben weiter, und um halb vier waren wir fertig. Sehr gut.
Übrigens hatten wir kurz vor knapp keine Briefmarken mehr. Drei Briefe innerhalb Deutschlands, vier ins Ausland: Keine Marken mehr, und die Post hatte da schon zu. Ich beschloss also, doch noch mal ganz vorsichtig einen Versuch mit der Post-App zu wagen, und siehe da: Mittlerweile haben sie die Bezahlmöglichkeiten erweitert, man braucht jetzt nicht zwingend ein PayPal-Konto, sondern kann auch mit Kreditkarte zahlen, und neben der Nummerncode-Option geht auch ein QR-Code, der per PDF geschickt wird und ausgedruckt werden kann. Über die App national, über die Webseite (auf die ich von der App aus weitergeleitet wurde) international. Das ging tatsächlich alles ganz prima, ich bekam die beiden PDFs per Mail, lud herunter, druckte aus, schnippelte und klebte mit Pritt-Stift (Weihnachtsbastelei) und hatte dann fast so etwas wie eine Marken-ähnliche, offiziell aussehende Freimachung auf den Briefen. Das fand ich richtig prima, hat sich die App und das Kundenkonto ja doch gelohnt.
Um kurz vor vier packten wir uns wieder einigermaßen winterfest ein und gingen aus dem Haus (von der Impfung merkte ich noch nichts): Den Packen Briefe einwerfen und dann eine Runde über den Weihnachtsmarkt. Dieses Mal nicht für Glühwein, Essen und Freunde, sondern zum Einkaufen. Wie schon vermutet, waren jetzt am Samstag noch eine ganze Menge weiterer Stände dazugekommen und der Weihnachtsmarkt war tatsächlich so voll wie präpandemisch. Eine Menge Besucher, aber man kam trotzdem ganz gut durch.
Wir mäanderten also zwei Stunden durch die Gassen, holten von einem Stand gebrannte Mandeln (SEHR süß), kauften ein Wichtelgeschenk (gebastelter Papierstern) für eine Kollegin und ein Paar sehr schöner blauer Pulswärmer, zwei Paar handgestrickter Socken, ein Brillenetui für die Lesebrille des Liebsten sowie einen Birnenbrand für uns. (Wir wollten eigentlich eine Nägelesbirne haben, aber die gab es nicht, denn „da hat das Klinikum leider sein Parkhaus drauf gebaut“, wie der Streuobstwiesenmensch uns erklärte. Keine Ahnung, was da die Hintergrundgeschichte ist. Es wurde eine Palmischbirne stattdessen.)
Um sechs waren wir ordentlich durchgefroren daheim, und so langsam merkte ich auch die üblichen nach-Impf-Schmerzen im rechten Arm (davon abgesehen ging es mir gut). Gemeinsames Kochen: Nudeln mit frischen Pilzen, die wir mit Zwiebel und Tempeh in der Pfanne anbrieten, mit ordentlich Olivenöl und ein paar Chiliflocken. Schnelles, gutes Essen.
Abendunterhaltung: Schon vor einiger Zeit hatte ich auf unserem Pärchen-Trelloboard als Filmidee eine Netflix-Doku über Donald Trump notiert (Trump – an American dream), und die schauten wir den restlichen Abend an, der Liebste mit Palmischbirne bewaffnet, ich machte den restlichen Grünen Veltliner leer. Gute Doku, aber anstrengendes Thema. Nicht nur, dass dieser Mensch einfach zutiefst ekelhaft ist – es ist leider so (oder man bekam zumindest den Eindruck), dass diese Art von über-kapitalistischer Geldgier, dieser Typus korrupter, narzisstischer Businessmann in der amerikanischen Gesellschaft eine Menge Leute findet, die mit Bewunderung und Kopfnicken reagieren. Bei uns ist das vielleicht auch so, ich weiß nicht. Ich fand es auf jeden Fall abstoßend. Und hatte danach beinah Lust, mal wieder Castle anzuschauen, einfach um noch ein etwas positiveres Bild von New York zu bekommen. (Naja, okay – da stirbt in jeder Folge jemand, und Korruption gibt es auch genug. Aber trotzdem.)