Blöd, wenn man selbst Urlaub hat, der Liebste aber nicht: Man wacht am Morgen trotzdem durch den Wecker auf, in meinem Fall sogar so richtig aus dem Tiefschlaf durch das Weckerhupen. Und blöd, wenn bei der Arbeit ein großer Punkt liegengeblieben ist, um den man sich vor Weihnachten noch kümmern möchte: Man hakt die Arbeit im Kopf nicht so richtig ab und es fühlt sich mehr nach Minusstunden als so richtig nach Urlaub an. Erst recht mit frühem Aufstehen und so. Nun gut, aber immerhin musste ich nicht schnell machen (auch wenn ich mir natürlich eine Tonne an Sachen für den Tag vorgenommen hatte), sondern konnte mir ein ganz kleines bisschen Zeit lassen. Außer dass ich halt zur Post wollte, und da war vor Weihnachten ja die Hölle los, also am besten früh hin. Erst einmal gab es aber das restliche Brot getoastet als Frühstück.
Übrigens: Ich bin froh, dass wir bei ganz viel Weihnachtsquatsch nicht mitmachen – ich hätte keine Ahnung, wie ich das in meine Arbeitswochen unterkriegen sollte. Wir machen keine Geschenke, das ist schon einmal ein großer Faktor (das Wichtelgeschenk letzte Woche war anstrengend genug), und wir stellen auch keinen Baum auf. (Der Liebste hatte mal einen Baum selbst gebastelt, mal sehen, ob wir den rauskramen.) Und dann sind wir nicht bei tausend Weihnachtsfeiern (obwohl wir beide in Vereinen sind, aber in den Sportvereinen nicht mehr so aktiv, und der Bastelverein des Liebsten ist zu nerdig, als dass es da so etwas wie eine Weihnachtsfeier geben würde). Es hat sicher auch etwas Schönes, das ganze Gedöns, aber im Moment war ich einfach nur froh, dass wir nicht noch mehr Stress hatten als sonst schon. (Ein Großteil des Stresses wird vermutlich durch eigene Kinder und dadurch entstehende Veranstaltungen und so verursacht, und da sind wir ja nun nicht – mehr – betroffen.)
Also zwar kein Weihnachtsstress, aber wie gesagt trotzdem früh aus dem Haus. (Übrigens draußen 10 Grad plus – zur Erinnerung: letzte Woche noch zweistellig minus – und leichter Nieselregen, der Wintermantel blieb an der Garderobe, stattdessen die neue Übergangsjacke.) Ich begleitete den Liebsten um halb neun aus dem Haus Richtung Bushaltestelle an der Neckarbrücke und ging dann weiter zur Hauptpost. Dort angekommen, fiel mir dummerweise ein kleines Manko in meinem früh-aus-dem-Haus-Plan auf: Ich war zu früh, die Post machte erst ab neun auf. Ich hätte warten können (es war ein paar Minuten vor neun), aber vor der verschlossenen Tür hatte sich schon ein Pulk an wartenden Menschen gebildet und das war mir etwas zu viel. Ich ging also erst einmal in ein Bistro ums Eck, um dem Pulk Zeit zu geben, abgearbeitet zu werden und sich aufzulösen. Das Bistro ist an einen Bioladen angeschlossen, der auch noch nicht auf hatte – nur der Bistrobereich zum Glück. Also eine halbe Stunde Hafermilchkaffee, Vollkornkuchen als zweites Frühstück und ein bisschen Zeitung. Nicht schlecht, nur dass die Wartezeit nicht wirklich viel brachte: Als ich um halb zehn wieder zur Post ging, war zwar kein Pulk mehr da, aber eine Warteschlange bis fast zur Tür. Nun war es nicht dringend nötig, dass ich noch vor Weihnachten zur Post kam – also ging ich halt wieder heim. Mit kurzem Zwischenstopp bei „meiner“ Friseurin, das war wenigstens erfolgreich: Sie konnte mich am nächsten Tag noch dazwischenschieben (ansonsten hätte ich auf irgendwann im Januar warten müssen).
Daheim beschäftigte ich mich die nächsten Stunden mit Gedöns: Ich hörte diverse Podcasts (eat.read.sleep in erster Linie, außerdem hat vom Feuer-und-Flamme-Podcast die zweite Staffel gestartet) und kümmerte mich währenddessen um die Wäsche, hängte Wäsche von der Leine ab und räumte sie auf, zog die Bettdecken ab und steckte das Bettzeug in die Maschine, sortierte die Schmutzwäsche, hängte das Bettzeug auf und startete eine zweite Maschine. Dazwischen ein bisschen Internet-lesen, und einmal kurz im Büro anrufen: Waren die erwarteten Dokumente heute in der Post gewesen? Nein? Schade, weil ich das Thema dann auf den nächsten Tag verschieben musste, aber immerhin musste ich nicht mehr aus dem Haus (draußen immer wieder Schauer, es war ungemütlich.)
Zur Mittagszeit um kurz nach eins (zweite Hälfte Ofengemüse mit Hummus, nicht mehr ganz sooo lecker am nächsten Tag) schaute ich die Weihnachtsfolge der ersten Staffel Feuer und Flamme wieder an (die Gelsenkirchener waren einfach am coolsten, aber meine Güte was für eine hässliche Stadt). Dann bestellte ich ein paar Bücher, einfach so für mich. Kurz hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich so kurz vor Weihnachten noch zum Post-und-Liefer-Aufkommen beitrug, aber ich wollte die Sachen halt gern zwischen den Jahren schon haben (und im lokalen Buchhandel hätte ich das Meiste davon nicht vorrätig bekommen, englischsprachig und nicht so ganz topaktuell).
Ich hängte die zweite Maschine Wäsche auf und startete eine dritte, und gerade als ich am Bügeln war (Taschentücher und Geschirrtücher in erster Linie, sonst wird bei uns eigentlich nichts gebügelt, also zumindest von mir nicht), fiepste mein Handy: Zuerst die Kollegin per SMS und dann der Kollege per Threema meldeten sich und sagten Bescheid, dass die Dokumente geradeeben doch eingetroffen waren, nicht mit der normalen Post, sondern per UPS-Kurier. Das war mir sehr recht, denn damit konnte ich das Thema endlich abhaken und musste es nicht über den Urlaub ins neue Jahr mitnehmen. Es war gerade vier und ich ging noch einmal aus dem Haus: Ab ins Büro.
In der Firma angekommen, wurde ich zunächst einmal von einem cremefarbenen Pfeil mit flatternden Schlappohren und heraushängender Zunge begrüßt: Der Babyhund bekam vom Chef im langen Firmenflur Bällchen geworfen und raste begeistert hinterher. Ich wurde ebenfalls stürmisch begrüßt und setzte gleich einmal etwas um, was ich mir die letzten Wochen vorgenommen hatte: Auf hochspringen, in-die-Hände-beißen und mit der Pfote anstupsen reagierte ich mit deutlichem Nein und zur-Seite-drehen, auf freundliche Kontaktaufnahme mit freundlicher Begrüßung meinerseits (aber ohne Gequietsche von mir, das Welpenkind war auch so schon überdreht genug). Es ist zwar nicht mein Hund (LEIDER NICHT), aber deshalb kann ich ja trotzdem bei der Erziehung mithelfen (der Chef wird auch dankbar sein, wenn das Thema Hochspringen nicht ständig von anderen Leuten positiv bestärkt wird). Und siehe da: Nach dem dritten Nein hatte sie verstanden, was ich von ihr wollte, setzte sich vor mich hin und ließ sich die Ohren kraulen. (DIESE SEIDIGEN OHREN.)
…ich will auch einen Babyhund.
Dann also Dokumente-Bearbeitung, sichten, kontrollieren, stempeln, unterschreiben, einscannen. Endlich, ENDLICH war alles da und korrekt. Ich schickte zwei Mails an den Kunden, der schon dringend gewartet hatte (SO gut, dass das jetzt nicht Januar werden musste), schaute dabei gleich noch einmal in meine Mailbox: ein paar Antworten auf Mails vom Vortag, die ich einfach verschieben konnte, aber tatsächlich noch eine neue Anfrage, die ich schnell beantwortete, und eine Terminbestätigung, die ich damit auch abhaken konnte. Das war tatsächlich super, denn damit war (nach dem Vorabend) meine Mailbox jetzt tatsächlich wieder komplett leer, und zwar dieses Mal so richtig komplett, weil alle Vorgänge endgültig abgeschlossen waren: Was jetzt reinkam, war neu und konnte vom Autoresponder problemlos auf Januar verschoben werden.
Dann verabschiedete ich endgültig die letzten drei Kolleg:innen, die noch da waren, machte die Lichter aus (ich war die letzte) und ging um sechs jetzt so richtig, wirklich in den Urlaub.
Der Liebste war ungefähr gleichzeitig fertig und hatte mir geschrieben: Um kurz nach sechs kam er mich vor der Firma abholen. Eigentlich wäre das super gewesen, so richtig Urlaubsstart und so, aber leider hatte so gegen fünf mein Hals begonnen zu kratzen und ein bisschen weh zu tun (das blöde Fremdkörpergefühl, das ich ja immer wieder mal habe, war sowieso schon wieder einen Monat da, aber jetzt fühlte es sich doch nochmal blöder an). Dann kamen auch leichte Kopf- und Gliederschmerzen dazu und als wir zu Hause ankamen, fühlte ich mich gar nicht so gut. Was ja kein Wunder wäre, so viele Leute krank, unter anderem die Kollegin vom Montag, aber halt trotzdem, direkt zum Urlaubsstart…
Nichtsdestotrotz gingen wir daheim erst einmal kurz in den Supermarkt nebenan, Feto und Orzo holen (hurra, der Supermarkt hat Papierpackungs-Orzo), und dann hängten wir die letzte Maschine Wäsche auf. Danach wollte ich aber nichts mehr wissen und legte mich mit Buch aufs Sofa, während der Liebste uns eine wunderbare Portion Pastítsios kochte. Dann ein bisschen Castle, ich wickelte mich in eine Decke und trank Tee und hoffte, dass ich halt nur ein bisschen müde war. Und nicht krank wurde. Braucht schließlich kein Mensch.