Um sechs Uhr das erste Mal aufgewacht, weil ein laut miauender Kater ins Schlafzimmer kam. Mein Kopf pochte ziemlich und ich war todmüde, deshalb ignorierte ich das Tier, bis er schließlich wieder verschwand. Um kurz nach sieben musste ich schließlich auf die Toilette und hatte außerdem ein schlechtes Gewissen wegen Katerignorierung, also stand ich auf, nahm eine Aspirin und ging nach unten. Es war aber kein Kater da, auch nicht als ich einen Blick in den Garten warf und nach ihm rief und das Licht im Wohnzimmer anmachte und ihm die Futterschüssel richtete und schließlich (ich hatte mich nach dem Füttern eigentlich wieder hinlegen wollen) den Jogginganzug anzog und Teewasser kochte. Der Liebste (hatte eigentlich liegenbleiben wollen) stand auch auf, nachdem ich ins Schlafzimmer kam und ihm ausführlich erzählte, dass ich den Kater jetzt endgültig vergrault hatte, weil er KEIN FUTTER am Morgen bekommen hatte und doch quasi kurz vorm Verhungern gewesen war und überhaupt war er ja quasi schon mit einer Pfote aus der Tür und auf dem Weg zu den Nachbarn, die ihn viel lieber hatten.
Natürlich saß er dann unten und fraß gierig die Schüssel leer, als wir runterkamen. Dieses manipulative Tier.
Nachdem der Samstag für uns beide ein voller Arbeitstag gewesen war, hatten wir ü-ber-haupt keine Lust auf irgendeine Art von Disziplin oder sinnvoller Tätigkeit. Der Liebste machte uns ein großes englisches Frühstück, danach ging es meinem Kopf auch wieder gut, außerdem stellten wir eine Kanne Kaffee und eine Kanne Kräutertee in die Küche, und damit war es genug der Aktivitäten, ich zog mich für den Rest des Tages mehr oder weniger ins Internet zurück. Ein bisschen schreiben, eine Menge lesen, irgendwann schaute ich auf Instagram vorbei (langweilte mich aber nach kurzer Zeit, ich glaube das ist für mich das Hauptding, weshalb Insta eigentlich gar nicht geht: Es ist einfach so unfassbar langweilig).
Irgendwann am Vormittag ging ich duschen und kümmerte mich um eine letzte Maschine Wäsche (…die letzte für die kommenden Tage), und der Liebste fegte und wischte Erdgeschoss und Untergeschoss. Ich hätte eigentlich das Obergeschoss machen können, aber ich wollte nicht und verschob es auf irgendwann kommende Woche. Stattdessen machte ich uns zum Mittagessen eine Linsensuppe mit etwas Grünkohl und verschwand dann wieder auf dem Sofa und im Laptop.
Nachmittag: Draußen schneite es leicht, im Ofen brannte ein Feuer, der Kater pennte neben uns, wir steckten beide die Nasen in die Endgeräte und fertig. Ich räumte ein bisschen unter meinen Abos auf Insta und YouTube auf, machte irgendwann den Wochenplan und bestellte die Gemüsekiste. Und gegen sieben machte der Liebste das Abendessen, einen Nudelsalat mit Farfalle, Cherrytomaten, Radieschen, Feldsalat und Granatapfelkernen, mit einem sehr leckeren Ganzkornsenf-Dressing. Eigentlich eher ein Sommeressen (die Tomaten kamen aus Spanien, und ins Originalrezept hätte Rucola statt Feldsalat gehört), aber wir hatten eine angebrochene Packung tiefgekühlte Granatapfelkerne im Gefrierschrank, die auf der Aufbrauchliste standen, und ich war froh, ein alltagstaugliches Rezept dafür gefunden zu haben. (Übrigens Aufbrauchliste: Mit den Granatapfelkernen hatten wir 20 von 40 Sachen auf der Liste verbraucht – zwar nicht die 2/3, die ich eigentlich als Ziel anvisiert hatte, aber trotzdem ganz ordentlich, und bei den Sachen der anderen Hälfte haben wir auch einiges zumindest reduziert, wenn auch nicht ganz leergemacht. Und wir haben ja noch acht Tage, ich bin zufrieden.)
Der Wochenplan. Nachdem wir uns im Februar 2013 dazu entschieden hatten, das mit dem veganen Essen mal auszuprobieren, und ich es schwierig fand, spontan nach dem Arbeiten etwas Sinnvolles zu kochen (ich hatte damals durch den Wechsel auf vegan das Gefühl, meine ganze Koch-Intuition wäre verschwunden und ich wäre wieder so richtiger Anfänger, beim Liebsten war es noch mehr so), las ich in irgendeinem Foodblog die Idee eines Wochenplans. Was ja eigentlich wie eine komplette Binsenweisheit klingt, war für mich damals eine ziemliche Neuheit. (Absurderweise, ich kenne eigentlich fast niemanden, der nicht sein wöchentliches Essen ein bisschen durchplant – das hat vielleicht auch mit der Lebensphase zu tun? Endgültige Verabschiedung von den letzten Überresten des studentischen Single-Lebens?) Vor allem löste es für mich auch das Problem der veganen Mittagspause im Büro – außer Pommes gab es damals im Umkreis nirgendwo etwas Veganes für die Pause zu bekommen, also mussten wir das Essen zwangsläufig von daheim mitnehmen. (Und ich mag ja Brot nicht sonderlich, Brot und Rohkost oder so etwas fiel also auch aus.)
Auf jeden Fall planen wir seitdem immer sonntags das Essen für die kommende Woche, um genau zu sein das Essen von Dienstag bis Montag (damit beim Wocheneinkauf am Samstag das Essen für Montag schon mit drin ist, Dienstag ist meistens für irgendeine Art Rumfort-Essen reserviert). Um GANZ genau zu sein, planen nicht wir, sondern plane ich, der Wochenplan hat sich als mein Aufgabenbereich etabliert. Ein paar Mal haben der Liebste und ich den Versuch gestartet, den Wochenplan gemeinsam zu machen, aber das endete in gegenseitiger Unzufriedenheit (der Liebste würde sagen, weil ich einfach so übergenau bin und seine Vorschläge immer ablehne, ich eher weil ich gern eine gewisse Abwechslung hätte – jeden dritten Tag Spaghetti Bolognese entspricht nicht meiner Idealvorstellung, ach und ein Essen mit vier Töpfen, zwanzig Einzelschritten und zwei Stunden Kochzeit finde ich für unter der Woche auch nicht optimal, harhar). Jetzt frage ich ihn nach seinen Wünschen, blättere in ein paar Rezeptheften und Kochbüchern und plane dann die Essenswoche durch, und das funktioniert für uns beide wunderbar.
Und mittlerweile scheint diese alte Hausfrauentugend sogar ein Trend zu sein, zumindest hatte das neue VF&L-Heft einen Teil dazu, und jetzt fühle ich mich gar nicht mehr so spießig. (Auch wenn ich ganz oldschool Zettel und Bleistift benutze und keine App.) Mehr Abwechslung bringt es auch, billiger ist es, und außerdem wird uns seitdem fast gar nichts mehr schlecht und wir werfen nur noch höchst selten Lebensmittel weg. Der Wochenplan war in unserem Essensleben definitiv ein kleiner Gamechanger, wie man so schön sagt. Und er macht mir auch nach neun Jahren immer noch Spaß.