Durchgeschlafen und zwei Minuten vor dem Weckerlicht aufgewacht, perfekte Kombination, die es so früher auch nicht gegeben hätte: Es war nämlich wieder ein „großer“ Prüfungstag und das hätte mir früher eine schlaflose Nacht bereitet. Da wir aber mittlerweile im Schnitt eine Prüfung pro Woche haben, hat sich das mit der Aufregung so halb erledigt. Ich fühlte mich beinah ein bisschen nostalgisch, denn die kommende Prüfung (auf diesem Niveau, in diesem Format) hatten wir jahrelang als einzige Prüfung durchgeführt, mittlerweile sind aber jede Menge anderer Formate dazugekommen und wir machen diese nur noch selten. Und dazu hatten wir ja auch die letzten Wochen das erste Mal seit drei Jahren wieder einen Prüfungsvorbereitungskurs bei uns vor Ort (und nicht online) gehabt, es fühlte sich schon alles sehr oldschool und nach 2010 an. Irgendwie nett.
Weniger nett war, dass mir nach einer blöden Bewegung gleich morgens der Rücken zu zwicken begann. Die Erkältung hatte sich (von belegter Stimme mal abgesehen) wieder einigermaßen verzogen, die Antibiotika schlugen auch an – es wurde dringend Zeit, meine Bewegungsroutine wieder aufzunehmen. Wärmer wurde es auch, in der Nacht hatte es geregnet (dringend nötig) und es hatte keine Minusgrade mehr. Ich schielte auf das Wochenende.
Zunächst Brot zum Frühstück (der Liebste hatte am Mittwoch ein frisches Brot gebacken) und ins Bad, dann ging ich auf halb neun ins Büro. Und war dort interessanterweise die einzige, von einem Kurs abgesehen, der in einem Kursraum ganz am Ende des Gebäudes war und von dem man quasi nichts mitbekam. Ein bisschen letzte Vorbereitung, ein Blick in die Mails, dann trafen die ersten Prüfungsteilnehmenden ein (und irgendwann dann auch weitere Kolleg:innen). Ungefähr die Hälfte der Leute kannte ich, weil sie in meinem letzten Vorbereitungskurs gewesen waren – also wieder „meine“ Leute, dementsprechend hoch war die Nervosität bei mir.
Die Prüfung lief aber gut, alles lief rund, alle waren okay drauf, alles prima. Vormittags in der Aufsicht, eine ganz kurze Mittagspause um halb eins (wo ich aber nur Zeit für einen schnellen Fitnessriegel hatte), dann weitere Aufsicht bis drei, und damit waren wir durch, ich verabschiedete die Leute und freute mich. Und aß dann erst einmal den mitgebrachten Kartoffelsalat (auch am nächsten Tag immer noch sehr lecker).
Der restliche Arbeitstag verging mit Prüfungsnachbereitung, einmal durch die E-Mails, ein ganz klein wenig Unterrichtsvorbereitung für den nächsten Morgen und ein paar Besprechungen mit Kolleg:innen. Außerdem ging ich durch einige Unterrichtsräume und räumte auf. Durch die zwei Jahre Online-Unterricht haben sich die Räume nämlich so langsam zu Möbel- und Krempellagern umstrukturiert, und seitdem wir wieder in Teilen in den Präsenzunterricht zurückgegangen sind, wurde das nicht besser, weil die alten Strukturen (wer räumt was wie auf, wie sollte wo in welchem Raum sein, wer kümmert sich um Equipment, all diese Sachen) zwar eigentlich noch gelten sollten, uneigentlich aber etwas in Vergessenheit geraten sind. Und mich nervt dieses Kruschtelige und Chaotische und leicht Schmuddelige. Ziemlich.
Um Viertel nach sieben kam ich heim und sagte erst einmal im Wohnzimmer hallo, wo der Liebste mit Vereinskollegen des Sportvereins gerade die Jahreshauptversammlung abhielt. (Was grandioser klingt als es ist: Es ist genauer gesagt der Unterstützerkreis für den Sportverein, nicht der Hauptverein selbst, dementsprechend war es eine kleine Gruppe.) In der Küche stand ein großer Topf Kidney Stew, den der Liebste noch vorher gekocht hatte. Ich nahm mir eine Schüssel und verschwand dann mit Buch und Abendessen in mein Arbeitszimmer auf den Lesesessel. Und da verbrachte ich dann die nächsten Stunden und las – endlich wieder einmal, nach einer Woche Pause startete ich ein neues Buch. Um neun war der Liebste schließlich fertig, wir quatschten noch ein bisschen über den Tag und fielen dann ins Bett. Aber ich mit Buch, hihi. Endlich wieder gesund (quasi, auch der Rücken hatte sich beruhigt), endlich die Konzentration zum Lesen wieder da.