Nachts einmal aufgewacht, ansonsten geschlafen wie ein Stein, und da der Kater uns in Ruhe ließ (er wartete unten an der Treppe), um kurz vor acht erst aufgestanden. Hurra, Urlaub. Allerdings eine Tonne Sachen für diesen Tag zu tun (einkaufen, waschen, putzen, Gedöns), was aber egal war, weil: Urlaub! Und draußen strahlend blauer Himmel.
Wir ließen den Tag relativ ruhig angehen mit etwas Müsli, viel Tee, ein bisschen Kaffee, einem Blick in die Zeitung, einem Blick ins Internet. Gegen zehn klingelte es an der Tür und DHL brachte ein Paket: Der Liebste hatte zwei neue Bettbezüge für uns bestellt. Also auspacken, Wäsche im Schonwaschgang durchlaufen lassen, er nähte noch die Kissenbezüge um (es ist unfassbar schwierig, Kissenbezüge mit 40×80 cm zu bekommen). Und weil es mittlerweile schon ordentlich warm wurde, hängten wir dann die Bezüge auf der Dachterrasse auf. Es freut mich immer noch so sehr, wenn wir da Sachen trocknen können.
Gegen zwölf hatte ich genug gelesen und auch geduscht (und außerdem das Putzen auf den nächsten Tag verschoben, haha), wir schrieben einen Einkaufszettel und gingen auf größere Runde. Zuerst zum Baumarkt in die Gartenabteilung, es war glücklicherweise viel weniger voll als befürchtet. Der neue Baumarkt hat ein wirklich ordentliches Sortiment, aber die Gartenabteilung hat mich bis jetzt noch nicht so überzeugt (die Pflanzenauswahl vor allem), es ist halt vor allem Garten, also viel Büsche und Obstbäumchen und so was. Wenig passende Sachen für eine Grabbepflanzung. Wir kriegten aber trotzdem zwei Paletten zusammen.
Wieder heim, Paletten abstellen und dann gleich weiter zum Alnatura für den Wocheneinkauf. Da sich Besuch angekündigt hatte (und außerdem Feiertag und so), kauften wir etwas mehr, aber nicht so wahnsinnig viel. Dafür fand ich es an der Kasse dann ganz schön teuer. So richtig kann ich immer noch nicht einschätzen, ob wir die Preissteigerungen tatsächlich so ganz real merken, also was die Lebensmittel angeht (Energiekosten natürlich schon). Ich muss unsere Einkaufszettel mal wieder etwas genauer analysieren. Der Alnatura hat sich bisher aber eigentlich immer durch relative Preisstabilität ausgezeichnet.
Daheim räumte ich die Sachen weg, und dann war es schon zwei und höchste Zeit fürs Mittagessen (restlicher Nudelsalat). Da wir das Putzen auf den nächsten Tag verschoben hatten (und den Friedhof auf den übernächsten Tag), hatte ich nach dem Essen plötzlich frei. Die nutzte ich mit Buch und Liegestuhl auf der Dachterrasse, unter trocknenden Bettbezügen. Ziemlich bald klappte ich auch den Sonnenschirm aus: Es war in der Sonne sonst zwar nicht direkt zu heiß, aber halt zu sonnig, und ich wollte mir wirklich keinen Sonnenbrand holen. So konnte ich aber locker die nächsten drei Stunden auf der Terrasse bleiben, nur unterbrochen von einmal Kaffee. Alles ganz super.
Um halb sechs kam ich wieder rein und machte mich mit dem Liebsten ans Kochen, eine Portion Ofenkartoffeln, Pilze und Blumenkohl mit etwas Kräuter-Crème fraîche. Im Supermarkt hatten wir dazu kürzlich vegane „Hähnchen“-Filets mitgenommen, weil sie kurz vor dem Ablaufdatum reduziert waren und wir sie ausprobieren wollten, die kamen dazu also in die Pfanne. Und ich muss sagen: Das war schon ganz erstaunlich gut. Die Filets sind auf der Basis von Weizen-, Erbsen- und Sojaprotein und sind geschmacklich und von der Konsistenz her wirklich topp. Und nicht so furchtbar überwürzt wie viele andere Fleischersatzprodukte. Als Nachtisch noch ein paar Erdbeeren mit Vanillequark, und dann waren wir sehr gut satt und gerüstet für den Abend.
Wir hatten nämlich mal wieder Karten fürs Whiskeytasting. Um genau zu sein, hatten wir Karten fürs Whiskeytasting und fürs Kabarett, weil wir nämlich doof gewesen waren und die Tickets gekauft hatten, ohne nachzuschauen, ob wir da schon was anderes vorhatten. (Monatelang ist quasi gar nichts los, so kulturbezogen, und dann treffen wir natürlich den gleichen Samstag doppelt.) In den letzten Wochen hatten wir versucht, fürs Tasting und/oder fürs Kabarett Mitgeher zu finden, unter anderem hatte ich bei diversen Kolleg:innen angefragt, aber direkt zum Start der Pfingstferien hatte sich das als ausgesprochen schwierig herausgestellt, es waren einfach viele nicht da (oder „eventuell“ nicht da, wollten „vielleicht wegfahren“, „schwierig wegen der Familie, möglicherweise was geplant“, blah, diese Unverbindlichkeit war schon so ein ganz kleines bisschen nervig). Auf jeden Fall hatten wir nach längerem Überlegen entschieden, die Kabarettkarten nicht zu nutzen (wir sahen es als Spende für die Kleinkultur, der Künstler bekam ja sein Geld trotzdem, da die Karten bezahlt waren) und zum Tasting zu gehen. Einfach weil wir auf ein bisschen Alkohol mehr Lust hatten als auf politisches Kabarett, lol.
Auf acht also in die Stadt (irre warm, man konnte noch im T-Shirt unterwegs sein, sehr viele Leute draußen) und zum Spirituosenhändler unseres Vertrauens. Es war mal wieder ein Blind Tasting, das Motto des Abends war „Taste the price“, man bekam also sechs schottische Whiskys unterschiedlicher Preisklassen (um genau zu sein fünf Whiskys, der Sommelier hatte einen Nicht-Whisky druntergemogelt) und sollte herausfinden, ob man die Preisunterschiede auch schmecken konnte.
Kurz gefasst: Man konnte nicht. Den Nicht-Whisky (einen Cognac) schmeckten wir raus, und ansonsten lagen wir meistens ganz gut, aber halt immer nur fast richtig. Es ist halt einfach nicht rauszuschmecken, ob ein Whisky in der 50-70-Klasse oder der 70-90-Klasse liegt, weil das nicht nur am Geschmack hängt, sondern auch daran, welche Preisstrategie die Distillerie fährt (also z.B. künstlich das Angebot verknappt und den Preis dadurch hochhält). Besonders überraschend waren die beiden extremen Enden: Den teuersten Whisky (einen 21-jährigen Knockando) fand ich ein bisschen flach und ordnete ihn bei ca. 50 Euro ein, tatsächlich wird er für knapp 97 Euro verkauft (klar, alt). Und mein absoluter Lieblingswhisky des Abends, ein Ileach mit 40%, leichtem Rauch und sehr weich auf der Zunge, den ich als teuersten Whisky bei über 90 Euro vermutete, war ein absoluter Preisschlager für 32 Euro. Sehr überraschend. Davon mussten wir dann einfach eine Flasche mitnehmen. Und außerdem noch einen 16-jährigen Dailuaine, sehr weich, mit Karamell-Aromen und langem Nachklang. Den ich im Übrigen in der 70-90-Preisklasse vermutet hatte, und er lag dann bei 69,95 Euro, das kann man eigentlich fast gelten lassen, finde ich.
Nach dem Tasting setzten wir uns noch ein bisschen zu den jungen Leuten auf die Treppe vor der Kirche und schauten uns das frühsommerliche Gewusel an. Sehr schöner Abend, wir waren froh, dass wir uns für die Trinkkultur entschieden hatten. Vor uns eine Woche Urlaub, Besuch, hoffentlich Sonnenwetter. Und zwei neue Flaschen für die Sammlung, was will man mehr.