Wieder ziemlich unruhig geschlafen, nicht ganz so schlecht wie am Tag davor, aber trotzdem war ich morgens todmüde und brauchte vier Mal snoozen, bis ich mich schließlich aus dem Bett quälte. Wenig Zeit morgens, ein Prüfungstag, ich musste früh aus dem Haus, wie oft, leider deshalb auch kein Yogakurs. Positiv am Morgen: Wir kamen trotz Müdigkeit ganz gut mit der Zeit zurecht, der Liebste machte uns ein Müsli zum Mitnehmen, und dann setzten wir uns auf die Räder und radelten gemeinsam zur Arbeit. Da meine Kollegin und ich am Abend davor schon das Meiste für die Prüfung vorbereitet hatten, reichte es, wenn ich um zwanzig nach acht da war, das passte also alles ganz gut. Was ein paar Minuten mehr am Morgen ausmachen.
Den Vormittag über war ich im Büro am Schreibtisch, während die Kollegin die Prüfungsaufsicht übernahm. Kaffee und mitgebrachtes Müsli, währenddessen Erlediliste abarbeiten, eine Menge Rechnungen schreiben, viele Kolleg:innenchats, Orgakram. Wenig spannend zu berichten, aber ganz befriedigend abzuarbeiten, weil ich ein paar Vorgänge positiv abschließen konnte – in erster Linie einen Kursstart, an dem ich wochenlang herumgebastelt hatte. Jetzt sieht es so aus, dass er wird starten können, Fingers crossed, ich aktualisierte gleich mal meinen Kalender. Auch in anderen Kursen positive Anmeldezahlen, ein paar offene Slots schlossen sich, ein paar Orgaprobleme wurden gelöst, ich war sehr zufrieden.
Mittagspause um eins gemeinsam mit den Kolleginnen und restlichem Pastìtsios, dann bereitete ich ein bisschen was für die Nachmittagsprüfung vor und warf einen letzten Blick auf die Mails, bevor ich ins Prüfungszimmer ging, ich hatte mich für diesen Termin selbst als mündliche Prüferin eingeteilt. Kurzer Stressmoment, als der zweite Prüfer nicht wie vereinbart eine Viertelstunde vor Prüfungsstart da war, sondern erst vier Minuten vorher um die Ecke geflitzt kam, er war (in seinem Hauptjob) noch in einem Meeting gewesen. Ich hatte das Handy schon in der Hand gehabt, es passte aber haargenau.
Sehr angenehme mündliche Prüfung: Die Leute waren gut vorbereitet und schlugen sich größtenteils tapfer, und mit dem prüfenden Kollegen klappte die Zusammenarbeit hervorragend (hier keine Überraschung von mir – wir hatten schon lang nicht mehr zusammen geprüft, eigentlich schade). Um halb vier waren wir fertig.
Noch ein bisschen Schreibtischarbeit, ein bisschen Unterrichtsvorbereitung, und plötzlich war es kurz nach halb fünf und ich musste mich beeilen, nach Hause zu kommen: Ich hatte ab fünf noch Unterricht und hatte entschieden, dafür ins Arbeitszimmer daheim zu gehen, anstatt in der Firma einen freien Raum zu suchen. Das war eine gute Idee: Erstens war der Liebste schon daheim und freute sich, zweitens läuft mein Rechner daheim einfach besser als das Equipment im Büro, drittens hatte ich nach dem Unterrichten einen Anreiz, nicht mehr ewig zu arbeiten, sondern bald aufzuhören.
Guter Unterricht mit zwei einfach sehr netten Menschen und ein paar interessanten Neuigkeiten, wir werden sehen, wie sich dieser Unterricht fortentwickelt (unter anderem werden wir vermutlich von Zoom auf eine andere Plattform wechseln müssen, weil eine der beiden Personen in ein Land reist, in dem Zoom von der politischen Zensur geblockt wird, die Weltpolitik drängt sich doch immer wieder in meine Arbeit). Danach noch ein paar letzte wichtige Mails, ich arbeitete meine Mailbox so gut wie leer, und um sieben aktivierte ich den Autoresponder für das lange Wochenende (und den letzten Feiertag bis zum Herbst, man darf gar nicht darüber nachdenken).
Der Liebste war schon mitten am Kochen, ich ließ ihn erst einmal in der Küche und schaute vom Balkon nach unten in den Garten. Und wie schon die Tage davor war auch dieses Mal der Igel unten eifrig beschäftigt. Am Abend davor hatte ich ihn beim Heimkommen überrascht, er war zuerst in einen Freeze-Modus gegangen und hatte sich dann eingerollt, als ich an ihm vorbei mein Fahrrad wegräumte und dann den Pflanzenuntersetzer auf der Terrasse mit frischem Wasser füllte (und als er eine Sekunde dachte, ich würde ihn nicht bemerken, flitzte er unter die umgedrehte Blechwanne, also soweit ein wackelnder Igel halt „flitzen“ kann, UNF-FASS-BAR niedlich). Vom Balkon aus ließ er sich von mir nicht stören, fraß übriges Vogelfutter (das die Spatzen netterweise regelmäßig für den Rest der Tierwelt aus dem Vogelhäuschen räumen und auf die Terrasse werfen) und knabberte an Grashalmen. Das alles zwischen lila blühenden Glockenblumen, die sich zwischen den Terrassenplatten selbst angesiedelt hatten (wir hatten sie vor ein paar Jahren mal ins Staudenbeet gesetzt, von dort sind sie auf die Terrasse gewandert und verbreiten sich jetzt). Sehr schön alles.
Dann etwas Liebsten-Bespaßung beim Kochen, ich machte für uns ein Feierabendbier auf, allerdings alkoholfrei, weil wir für das Essen später einen Bordeaux vorgesehen hatten und ich kein Kopfweh wollte. Der Bordeaux war dann auch ausgezeichnet und passte hervorragend zum Essen, eine Art Ragout aus Pilzen und Belugalinsen, dazu Bratkartoffeln. Vorher und während alles noch köchelte und briet, ging ich nach nebenan in den Supermarkt: Ich wollte auf jeden Fall noch frische Erdbeeren haben. Bekam vermutlich die allerletzten, die noch nicht angeschimmelt waren. Dazu ein bisschen anderes Gedöns, einen Fertig-Pizzateig kurz vor dem Verfallsdatum, etwas vegane Crème fraîche, ein paar Gemüsemaultaschen, so Zeugs. Und eine Packung veganes Cremissimo-Vanilleeis, in erster Linie, damit der Liebste sich freute. Was er dann auch tat.
Essen auf dem Sofa mit erst Nachrichten, dann Netflix: Dort hatte ich ein Netflix-Special eines isländischen Comedian auf meiner Merkliste (die ganzen Comedians bekommen momentan Netflix-Specials, keine Ahnung, was da los ist, mir wurde prompt ein neues Special von Russell Howard angezeigt, das ich gleich auf die Liste setzte). Nun auf jeden Fall eine Stunde mit Ari Eldjárn, dessen Special „Pardon my Icelandic“ schon seit zweieinhalb Jahren auf Netflix ist, mir aber bisher noch nicht untergekommen war, warum eigentlich. Sehr, sehr, sehr lustig, große Empfehlung.
Danach noch eine Folge mit den gar nicht mal so lustigen Polizeianfängern in LA, dazu ein Fingerbreit schottischer Single Malt, und um kurz nach zehn gingen wir mit Buch ins Bett, vor uns ein langes Wochenende. Nach dem Urlaub gerade mal drei Tage gearbeitet, aber das fühlte sich nach genug an (kein Wunder: zwei von drei Tagen mit Plusstunden, haha). Ich glaube, mit einer dauerhaften 4-Tage-Woche könnte ich mich sehr, sehr gut anfreunden. Oder mit 5-6 Arbeitsstunden pro Tag.