Unruhig geschlafen, sehr warm unter der Decke, ich spielte mit dem Gedanken, den Liebsten sanft dazu zu drängen, mir seine kühlere Sommerdecke zu geben und für sich selbst „etwas Anderes“ zu nehmen. Dieses Andere besteht im Hochsommer aus einem Leintuch, soweit sind wir aber dann doch noch nicht, deshalb ließ ich dem Liebsten also seine Decke und schlief schlecht. Um acht aufgewacht, beide sehr, sehr müde. Warum eigentlich.
Wir verbrachten den Vormittag in gemeinschaftlichem Schweigen, beide keine Lust auf Konversation. Erst einmal Küche aufräumen, in der es aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen (ich hatte abends noch die Spülmaschine angestellt, deshalb hatten wir die letzte Runde schmutziges Geschirr nicht einräumen können und alles stand rum), dann machte ich mit Wohnzimmer und Balkon weiter, während der Liebste, warum auch immer, einen Topf Grießpudding kochte. Anschließend Müsli. Den restlichen Vormittag las ich mich durchs Internet, schrieb ein bisschen und diskutierte mit dem Kater, der das Frischfutter doof fand, obwohl wir es ihm einen Tag vorenthalten hatten in der Hoffnung, er bekäme wieder mehr Interesse daran – aber nein, Frischfutter ist immer noch mäh und nach Trockenfutter wird ausdauernd gebettelt. Das bekommt er auch, aber die Hauptmahlzeit morgens soll frisch sein, ist besser für seine Nieren, er ist schließlich mittlerweile eine alte Katze, auch wenn er das anders sieht. Irgendwann fraß er schließlich doch und verzog sich dann zum Pennen aufs Sofa.
Irgendwann schaute ich auf die Uhr und stellte fest, dass es schon kurz nach eins war. Draußen Gewittergrummeln und ein paar wenige Regentropfen, wenn man auf die Wetterkarte der App schaute, sah man aber, dass das Gewitter quasi um uns herum vorbeigezogen war, ein Teil ging am Schönbuchrand ab, ein Teil am Albrand, wir lagen in der Mitte und blieben trocken. (Ein bisschen Regen wäre ehrlich gesagt kein Fehler gewesen, unsere Wasserfässer sind fast alle leer.)
An Rausgehen war also vorerst nicht zu denken. Ich machte uns die zweite Hälfte Linsen-Pilzragout heiß und kochte ein paar Nudeln dazu (die Bratkartoffeln waren alle schon weg). Danach Kaffee und mit Laptop aufs Sofa, ein bisschen bei YouTube vorbeischauen. Ich war ziemlich unproduktiv und hatte das Bedürfnis, meinen Kopf leer zu machen, nicht einmal lesen wollte ich.
Nach ein paar Minuten YouTube und etwas Abhängen auf dem Sofa schaute ich auf die Uhr und es war plötzlich vier. (Es gibt kaum einen schlimmeren Zeitfresser als YouTube.) Und ich war noch im Schlafanzug. Also duschen und anziehen, und weil sich das Gewitter endgültig verzogen hatte und draußen die Sonne wieder schien (und es ordentlich warm war, Kurze-Hosen-Wetter), holte ich den Liebsten aus seinem Arbeitszimmer, wo er den größten Teil des Tages damit beschäftigt gewesen war, Kleinteile aus seiner Modellbau-Sammlung verkaufsfertig zu machen und auf Ebay zu stellen.
Endlich mal wieder eine Runde am Flüsschen entlang, knappe anderthalb Stunden. Eine Menge Leute unterwegs (klar), sehr viele sehr tolle Hunde, alles prima. Sehr gute Idee.
Daheim ging es mir dann plötzlich nicht mehr so gut, ich hatte mit einem merkwürdigen Drehschwindel zu kämpfen und hatte das Gefühl, als würde so gerade hinter dem Horizont eine Kopfschmerz-Attacke auf mich warten. Ich verschwand in der Küche und kümmerte mich dort schön langsam um Aufräumen und Abendessen: Eine große Pfanne angebratener Tofu, grüner Spargel, ein bisschen Zwiebel und Karotte, dazu Ingwer, Chili, etwas frischer Basilikum, abgelöscht mit Sojasoße, Ahornsirup und Zitronensaft. Eigentlich hätte dazu Reis gehört, den ließ ich aber aus Kalorien- und generellen Sattheitsgründen weg (in erster Linie in Hinblick auf den frischen Grießpudding, der im Kühlschrank stand).
Schnelles und sehr leckeres Essen, und danach ging es mir auch wieder gut, auch wenn ich auf ein Glas Wein zum Abendessen verzichtete (obwohl wir noch die angebrochene Flasche Bordeaux im Kühlschrank hatten, aber Rotwein ist ja sowieso gern ein Kopfweh-Trigger bei mir).
Wir hatten überlegt, abends zu einem Biergarten in der Nähe zu gehen, wo es ein kleines Liedermacher-Konzert gab, ein bisschen im Freien sitzen, ein Bier trinken und zuhören, aber tatsächlich waren wir beide dann überhaupt nicht mehr dafür, noch aus dem Haus zu gehen. Ein bisschen schade einerseits, wenn man sich nicht aufraffen kann, aber andererseits war es an diesem Tag schon okay. Wir schauten stattdessen bei der Polizei in LA vorbei, nahmen uns einen Fingerbreit Single Malt und gingen um halb elf mit Buch ins Bett. Und das war dann genau das richtige Maß an eigentlich recht inhaltsleerem, aber erholsamem Frühsommer-Feiertag.