Aufgewacht mit ätzenden, ätzenden Kopfschmerzen und kratzendem Hals. Und der Hoffnung, dass der Hals nur wegen der trockenen Luft kratzte und der Kopf sich beruhigen würde und überhaupt wollte ich einfach gar nicht krank werden. Hatte natürlich am Wochenende reichlich Menschenkontakt gehabt, klar. Immerhin musste man sagen, dass es in dieser Woche am wenigsten „stören“ würde, was die Arbeit anging, wenn ich krank wäre. (Naja, falsch: Am wenigsten würde es zwischen den Jahren stören, nur hätte ich dann halt Urlaub übrig.)
Nun ja. Ich beschloss nicht weiter über Krankheit nachzudenken und kümmerte mich um den Arbeitstag. Müsli zum Frühstück, ein Blick in die Zeitung, dann ging ich um kurz nach neun aus dem Haus, etwas später als gewollt, aber egal, ich muss sowieso Stunden abbauen.
Ruhiger Vormittag, der wichtigste Punkt war ein ausführliches GWÖ-Meeting, endlich einmal wieder. Meine „Neben“-Verantwortung QM und GWÖ hat in den letzten Monaten einfach sehr gelitten und ich hoffe sehr, dass das im kommenden Jahr besser wird. Zumindest haben wir mal ein paar erste Schritte dazu besprochen, der gute Wille ist da.
Ansonsten Orgagedöns, ich arbeitete meine Mails ab und ging um zehn vor halb eins in die Mittagspause. Weil der Liebste an dem Tag im Home Office war und zeitlich flexibel war, trafen wir uns auf halb eins zum Mittagessen im neuen Altstadtrandcafé.
Sehr schöne einstündige Mittagspause: Eine Menge zu quatschen, dazu eine gute Bowl mit Räuchertofu, Reis und „Wintergemüse“ (Rosenkohl, Kürbis und Rote Bete), danach ein prima Hafermilchkaffee. Um kurz vor halb zwei brachte der Liebste mich zurück ins Büro und ich war sehr zufrieden. Wenn auch sehr müde.
Ebenso ein ruhiger Nachmittag, mal abgesehen davon, dass meine neuen Boxen am Arbeitsrechner plötzlich nicht mehr erkannt wurden – an diesem Rechner geht Stück für Stück alles Mögliche kaputt. Egal, ich wechselte auf meine alten Boxen und konnte dann mit der Kollegin zoomen, die gerade auf Island weilt, quasi in Sichtweite des frisch ausgebrochenen Vulkans (also zumindest sieht man den Himmel rot), und mir mit der Notengebung für den Skandinavierkurs half. Bei der Gelegenheit sah ich auch, dass mir diverse Leute versucht hatten, über das Uni-eigene Mailsystem Nachrichten zu senden – unter anderem eine Person, die am Klausurtermin krank gewesen war und sich entschuldigt hatte, und die Nachricht der Uni-Orga, dass für eben diese Person ein Nachschreibetermin festgelegt worden war. Ups. War an mir vorbeigegangen. (Ich hatte aber eigentlich drum gebeten, dass die Nachrichten an meine Firmen-Mail gehen, nun ja.) Egal, ich antwortete halt mit zwei Wochen Verspätung, harhar, aber da der Nachschreibetermin erst im Januar ist, ist das trotzdem okay.
Eigentlich hätte ich noch einen Einzelunterricht am späten Nachmittag gehabt, aber gerade als ich mit der Vorbereitung starten wollte, schrieb mir die Teilnehmerin und sagte den Termin ab. War mir überhaupt gar nicht unrecht, so konnte ich ein bisschen letzten Kram erledigen und dann um halb fünf und damit wirklich, wirklich früh Feierabend machen. Und hatte noch Zeit fürs Fitness.
Erstaunlich gutes Training. Ich verstehe die wellenförmigen Bewegungen meiner Fitnessleistung nicht. Ich habe eine Woche Pause, habe doofe Kopfschmerzen (die hatten sich am Vormittag mehr oder weniger verzogen, aber so wirklich fit war ich nicht), bin übermüdet und setze mich tranig an die Kraftgeräte – und stemme mehr Gewicht als in den letzten fünf Wochen. Warum? Das ist für mich irgendwie schlecht nachvollziehbar. Ist aber egal.
Um zehn vor sechs war ich zuhause und holte dort erst einmal den Liebsten aus der Garage, wo er für einen Kollegen eine Holzblende für die Stereoanlage fräste (scheinbar werden jetzt schon Auftragsarbeiten für die CNC-Fräse angenommen). Kurze Katerbespaßung, dann Abendessen, der Liebste briet uns ein paar vegane Maultaschen mit geschmälzten Zwiebeln an, danach ein Grießbrei, den er am Abend davor gekocht hatte. Dieses Mal ein Grießbrei und kein Grießpudding, und ich muss sagen – die Grießpudding schmeckt mir um Längen besser. Ich beließ es bei einer Portion, der Liebste aß noch eine zweite (und bereute das anschließend ziemlich, er hatte den Rest des Abends Sodbrennen und Magendrücken).
Nach dem Essen umziehen und ein bisschen aufhübschen: Seit langem einmal wieder Stiefel mit Absatz, dazu Stulpen, ich legte die Weihnachtsohrringe an (rot glitzernde Christbaumkugel-Hänger), die ich letzten Samstag auf dem Weihnachtsmarkt gekauft hatte, und schminkte mich außerdem ein bisschen, weil ich Lust darauf hatte. Und der Liebste schälte sich aus seinen Freizeitklamotten und zog ein Hemd an. So waren wir dann einigermaßen parat für den Abend: Wir hatten Karten fürs Weihnachtskonzert des Tübinger Kammerorchesters im Festsaal der Neuen Aula. Einmal ein Klassiker: Vivaldis Vier Jahreszeiten, und einmal eine moderne Adaption des Klassikers: Vier Jahreszeiten in Buenos Aires von Astor Piazzolla.
Es ist vermutlich einige Jahre her, dass wir gemeinsam auf einem klassischen Konzert waren, und es war wirklich, wirklich schön. Überhaupt die Atmosphäre, der Saal (wir hatten Plätze ganz hinten, leicht erhöht, gute Akustik, dabei so weit weg von den Leuten, dass ich meine Maske eingesteckt ließ – es waren einige Leute mit Maske da), das ganze „Kulturgefühl“ inklusive Sekt in der Pause und Raunen im Publikum und all dieser Dinge. Und dann natürlich die Musik – Piazzolla ausgesprochen kurzweilig, spannend und belebend fürs Ohr, und dann eben Vivaldi. Ich war mir nicht dessen bewusst, dass ich die Vier Jahreszeiten so gut kenne, aber doch – jeder Ton war mir vertraut und gleichzeitig neu, und ich freute mich an der wunderbaren Bratsche, dem schönen Cello, dem fantastischen Cembalo – und natürlich dem ausgezeichneten Solisten, und überhaupt alles. Es war viel zu schnell vorbei, wir gingen ganz beseelt nach Hause, ignorierten Kälte und schmerzende Zehen (…es hat seine Gründe, warum ich Stiefel mit Absatz selten trage) und nahmen uns, wie so oft, vor, das doch häufiger zu machen.
Auf dem Heimweg liefen wir dann durch einen größeren Feuerwehr-Einsatz mitten im Stadtzentrum (das Wohnheim in der Poststraße, in Sichtweite vom Bahnhof). Es waren gerade noch alle auf der Anfahrt, als wir vorbeigingen, fuhren gerade zwei HLF, ein Rüstfahrzeug und der ELW vor, und auf dem restlichen Heimweg hörten wir dann ununterbrochen Martinshorn, vermutlich mehrere freiwillige Feuerwehren, Rettungsdienst, Polizei sowieso, you name it. Keine Ahnung, was da los war, sehen konnte man nichts.
Daheim ins warme Bett, ich konnte aber eine ganze Weile noch nicht einschlafen, die ganze Zeit tönten in mir Klänge nach. Also las ich noch ein paar Takte – ungünstig zwar, da ich damit schon wieder zu wenig Schlaf abbekam, aber das war mir (fast) egal, so mit Urlaub in Sichtweite und so.