Vorherrschendes Gefühl, wenn ich auf das Jahr zurückblicke: Viel, viel, viel zu viel Arbeit. Ansonsten wenig Abwechslung, kein Sommerurlaub, dafür eine neue (alte) Katze, in die wir gleich mal das gesparte Urlaubsgeld versenkt haben, wenig Kultur, dafür ein paar Krankheitsphasen und keinen einzigen Tag gelaufen (stimmt nicht, sagt der Kalender: 14. April). Naja. Es hätte definitiv besser sein können (aber andererseits auch schlechter, klar). Was definitiv sehr schlecht war und emotional belastend: Dass zusätzlich zum Ukrainekrieg noch dieser grauenhafte Terrorangriff der Hamas auf Israel und der daraus resultierende Gazakrieg dazukam (die Nachrichten dazu beschäftigen mich bis in meine Träume). Da nimmt man die sonstigen schlechten Nachrichten (Klimaziele verfehlt, Klimafonds-Kohle weg, Nazipartei bei 20% in den Umfragen) schon fast mit einem müden Fatalismus wahr. Also fast.
Aber der Reihe nach der Rückblick auf das Jahr (hier der Rückblick aufs letzte Jahr, so als Vergleichsmöglichkeit).
Januar
Der Monat startet mit einem seltenen Kulturereignis (nämlich dem Besuch der Comedystube im Sudhaus, pünktlich zum Comedystuben-Ende nach vielen Jahren sind wir das erste Mal da – in erster Linie wegen Bodo Wartke). Außerdem Blutspenden und der Dachboden wird von uns fertiggedämmt. Zum Urlaubsabschluss ein Familienbesuch in Konstanz.
Nach viel Hin und Her klappt es endlich mit einem HNO-Termin wegen des blöden Fremdkörpergefühls im Hals. Die Diagnose läuft auf Genickfehlstellung, Verspannungen im Nacken, tralala hinaus. Einerseits unbefriedigend, andererseits ein weiterer Grund fürs Fitness.
Seit Ewigkeiten (…präpandemisch) mal wieder bei einem Erste-Hilfe-Kurs mitgemacht. Ich hatte doch recht viel vergessen, trotz meiner Blaulichtporno-Tendenz.
Wunderbare schwedische Apfeltorte zum Geburtstag des Liebsten, ein Whiskeytasting zum Feiern.
Viel Unterricht und, typisch Januar, keine einzige Prüfung.
Februar
Viel, viel, viel Arbeit. Das Sonic Love-Konzert (verschoben vom Dezember) lassen wir ausfallen. Der Liebste fährt viel an den Bodensee, die Schwiegereltern unterstützen, und das ist insgesamt dann recht viel. Immerhin schaffen wir es einmal zur Kaffeeeinladung zum Kollegen des Liebsten und einmal zum Schwesterngeburtstag an den See.
Die Kaffeeeinladung geht mit einer ausgeliehenen Siebträger-Kaffeemaschine einher. Fazit nach einer Woche testen: Zwar ist sie niedlich und der Kaffee gut, aber insgesamt ist es uns zu viel Gedöns – wir entscheiden uns dagegen. Stattdessen bestellen wir uns eine elektrische Kaffeemühle und verbessern dadurch unseren Kaffeegenuss deutlich.
Der Schreck des Jahres kommt zur Monatsmitte, als der Kater plötzlich nicht mehr fressen und trinken kann und sich merkwürdig (und ziemlich panisch) am Maul kratzt. Das Ergebnis ist ein Ausflug in die Stuttgarter Tierklinik zwecks Fremdkörperentfernung (ein Knochenstück, weil der Depp irgendwelche Essensreste von irgendeinem Kompost gefressen hat).
Gegen Ende des Monats werde ich krank, nur ein leichter Infekt, weshalb ich mich nicht krankschreiben lasse, sondern das Ganze mit Home Office und Minusstunden abdecke. Es gibt sonst einfach zu viel Arbeit (und fünf Prüfungen).
Passend zu diesem verkorksten Monat lasse ich den Porzellankaffeefilter auf die handgemachte Zwiebelschale fallen. Der Filter bleibt heil, aber der Deckel der Schale zerbricht in vier Teile. Zum Glück lässt er sich wieder kleben und ist ab jetzt vintage.
März
Der Monat startet mit einer Runde Kairo-Prüfungen, sehr anstrengend, sehr lange Tage, viel Gehakel und Geärger. Insgesamt sechs Prüfungen und viel Unterricht.
Zur Monatsmitte wieder ein Whisk(e)ytasting: Irland vs. Schottland. Wir stocken unsere Vorräte auf (unter anderem mit einem Bio-Whiskey und einem Amerikaner).
Zum Monatsende feiern wir elften Hochzeitstag und haben eine Woche Urlaub, die wir in Salzburg verbringen: fünf Tage Museen, Historisches, ein bisschen Kitsch, viel zu Fuß unterwegs und ordentliches Schneetreiben. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass das unsere einzige längere („längere“) gemeinsame Reise in diesem Jahr werden würde, sonst hätten wir das vielleicht etwas mehr zelebriert. (Naja: Nein, hätten wir nicht.)
April
Direkt am Monatsanfang wieder ein Whiskytasting, yet again (der Sommelier beginnt uns mit Namen zu begrüßen, aber wenn man halt sonst keine Hobbys hat).
„Nur“ vier Prüfungen, aber so viel Unterricht, dass ich zum Monatsende das erste Mal seit längerem wieder am Wochenende arbeiten muss. Immerhin läuft alles einigermaßen rund.
Der Liebste ist beruflich zwei Tage in Berlin und ich bin traurig, dass ich nicht mitkann (es ist komplett unter der Woche).
Ich schaffe es einen einzigen Tag zu laufen, meine Hoffnung, damit endlich wieder nach dem Winter anzufangen, ist aber leider vergeblich.
Wenn schon keine Kultur und kein Sport, dann wenigstens Essen: Wir backen ein wunderbares Osterlamm zum Monatsanfang, einen fantastischen Apfelkuchen zur Monatsmitte und den besten Hefezopf zum Monatsende. (…naja, ich sage „wir“, in erster Linie backt der Liebste. Ich suche aber das Rezept raus, sorge für den Zutatenkauf und die Qualitätskontrolle am Ende und übernehme damit quasi das Projektmanagement.)
Ein Graureiher besucht uns mehrmals im Garten, sehr zur Irritation des Katers.
Die krasse Kälte des ersten Jahresviertels ist endlich vorbei.
Mai
Anfang Mai die nächsten Kairo-Prüfungen, die fast noch hakeliger laufen als im März, aber immerhin bin ich nicht halbkrank. Das kommt dann erst über Himmelfahrt mit dem nächsten Infekt (auch hier per Minusstunden abgedeckt).
Sehr viele Stunden, insgesamt acht Prüfungen und damit der Monats-Rekord in diesem Jahr. Dementsprechend wenig anderes außer Arbeit. Wenigstens wird das Wetter (ordentlich) warm, der Liebste hängt die Hängematte aufs Schattendeck.
Mitte Mai mache ich bei einer wissenschaftlichen Studie am Klinikum mit, das erste Mal in meinem Leben. Mal Blut abgenommen bekommen und Fragebögen ausfüllen mit gut gelauntem, ungestresstem medizinischem Personal und ohne Sorgen, auch eine neue Erfahrung. (Das Ergebnis ein paar Wochen später: keine Heliobacter nachweisbar, alles prima.)
Ende Mai starten wir in den Pfingsturlaub standesgemäß mit – natürlich – einem Whiskytasting. Ärgerlicherweise überschneidet sich das mit Hagen Rether-Karten, die ich gekauft hatte, ohne in den Kalender zu schauen. Wir lassen Hagen Rether sausen, denn da waren wir schließlich schon mehrmals. Lol.
Über Pfingsten Besuch von Schwester und Schwager, sehr schön.
Juni
Die erste Juniwoche immer noch Urlaub: Wir nutzen die Zeit, um die Toilette im oberen Bad zu reparieren (naja: Ich sage „wir“…).
ENDLICH einmal wieder eine längere Wanderung, die mir einen stattlichen Sonnenbrand und ein schmerzendes Knie einbringt (wer hätte auch ahnen können, dass man bei einer Waldwanderung so viel in der Sonne ist, und dass die Strecke dann irgendwie plötzlich 20 km lang ist).
Überhaupt, Wandern: Wir schaffen es in diesem Monat zu insgesamt drei ausgedehnten Wanderungen in der Umgebung, sehr sehr schön.
In der Arbeit lässt es etwas nach, nur zwei Prüfungen in diesem Monat, ich baue ein paar Überstunden ab.
Der Liebste fährt immer noch alle paar Wochen an den Bodensee, zu Fronleichnam fahre ich mit.
Nach Monaten endlich einmal wieder ein Friseurbesuch.
Mitte des Monats Whiskytasting auf dem Stocherkahn, wieder sehr, sehr schön. Am gleichen Wochenende besucht mich Freundin M aus Ulm.
Sehr warmer Monat, aber Garten und Wandern passen super.
Juli
Wir starten den Monat mit der letzten der Sommer-Wanderungen (danach klappt das aus diversen Gründen das restliche Jahr nicht mehr).
Relativ „ruhig“ bei der Arbeit mit nur vier Prüfungen, das große Arbeitsereignis ist aber das Firmenjubiläum zur Monatsmitte. Leider kann die eine Hälfte der Geschäftsführung nicht dabei sein (zum Herbst hin wird endgültig klar, dass sie aus der Firma ausscheiden muss, durch Long Covid und daraus resultierendes ME/CFS chronisch arbeitsunfähig gemacht). Trotzdem sehr schönes Fest mit natürlich einigem an Vorbereitung.
Sehr, sehr heißes Wetter. Das Stadtfest besuchen wir trotzdem, aber – es ist grenzwertig.
Wir bekommen Besuch aus England von W, R und ihren beiden Zwillingen, das ist SO schön! Das erste Treffen seit meinem Sabbatical 2019.
Die letzte Juliwoche haben wir Urlaub: Wir fahren nicht weg, stattdessen kommt Freund S aus Berlin für vier Tage zu uns. Das ist mindestens genauso gut wie wegzufahren. Und dann noch passend zu meinem Geburtstag.
Zum Monatsende die Neueröffnung des Tübinger Busbahnhofs mit einem spontanen Sonic Love-Konzert und viel Feuerwehrcontent und damit ein guter Monatsabschluss.
Seit langem mal wieder viel Fußballkonsum: Die Frauen-Fußball-WM macht uns großen Spaß. (Naja, bis auf das frühe Ausscheiden der deutschen Mannschaft).
August
Die erste Augustwoche immer noch Urlaub, immer noch daheim, aber ohne Besuch. Wir probieren neue Restaurants in der Gegend aus und gehen zu Tina Dico aufs Konzert.
Den restlichen Monat relativ viel Arbeit mit vier Prüfungen und sehr viel Unterricht. Und quasi keiner Kultur, aber einem Bodenseebesuch bei den Schwiegereltern.
Im August wird klar, dass dieses furchtbar magere, struppige, offensichtlich verwahrloste Katzentier, das seit ein paar Wochen immer wieder bei uns im Garten auftaucht, tatsächlich kein Zuhause zu haben scheint – wir beginnen ihm Futter hinzustellen und versuchen ihm in die Ohren zu schauen (wegen der Tätowierung).
Direkt zum Monatsende werde ich dann wieder krank, kurz nach mir der Liebste, und dieses Mal ist es The Real Deal mit vier Tagen Fieber, sehr grippigem Gefühl, Husten und Schlappheit und schließlich zwei roten Strichen auf dem Teststreifen. Das Timing ist denkbar schlecht, weil die nächsten Kairoprüfungen schon in den Startlöchern sind, aber was soll ich machen? Ich teamse mit 38,5° Temperatur mit der Kollegin, die organisatorisch etwas ins kalte Wasser geworfen ein paar Sachen übernimmt (mit durchwachsenem Ergebnis, aber das stellt sich erst später heraus).
September
Die ganze erste Septemberwoche bin ich krankgeschrieben, während parallel der Kairo-Kollege und die Ersatzkollegin die Prüfungen organisieren. Gegen Ende der Woche mache ich noch administrativ von daheim aus das Nötigste und bin froh, dass die Prüfungen laufen konnten.
Den ganzen Monat logischerweise Sportverbot, also auch kein Fitness, kein Wandern, kein Garnix. Den Liebsten trifft es noch ärger als mich, denn er hatte wochenlang für den Stadtlauf trainiert und kann jetzt nicht mitlaufen.
Wir schaffen es beim mageren Kater, die Tätowierung herauszufinden, und besprechen mit Tasso das Weitere (die Besitzer gibt es wohl wirklich nicht mehr). Damit bleibt er bei uns.
Sommer in der Stadt: Umbrisch-provenzalischer Markt, Einweihungsparty des Bastelvereins – wir kommen im September wenigstens ein bisschen unter Leute.
Ein extrem nerviger Lebensmittelmottenbefall führt dazu, dass wir quasi unsere kompletten Vorratsgläser austauschen und durch dichte ersetzen müssen.
Zum Ende des Monats holen wir Holz auf der Schwäbischen Alb, in Form von mehreren Stämmen, die wir erst noch spalten, zerkleinern und aufladen müssen. Die diversen Verletzungen und Muskelschmerzen dieser Unternehmung beschäftigen mich noch einige Zeit (aber wir kriegen es hin, in zwei Durchgängen, und ich bin sehr stolz).
Oktober
Ab Oktober beginne ich quasi fast jedes Wochenende zu arbeiten (viel Unterricht, lange Tage, sieben Prüfungen). Es wird etwas mühsam, wieder in eine Yoga-und-Fitness-Routine zu kommen, es ist einfach zu viel los.
Der Magerkater wird bei der Tierärztin gründlich durchgecheckt (Baustelle, wie schon vermutet) und bekommt einen Chip.
Wir starten mit einem Theoriekurs für den Segelschein (genauer gesagt den „Sportbootführerschein Binnen“, für Motor- und Segelboote auf Binnengewässern). Ich bin noch nicht so überzeugt davon, dass ich das wirklich so hinkriege, aber ich versuche es mal.
Zur Monatsmitte wieder etwas Blaulichtcontent mit dem „Blaulichttag“ in der Nachbarstadt, wo wir peinlicherweise schon wieder die Kollegin treffen (wie auch schon im Juli).
Ebenfalls zur Monatsmitte die Grippeimpfung (den Covid-Booster kann ich mir jetzt schenken, nachdem ich im September krank war).
Den gesamten Oktober bin ich mit dem Nachklapp und Theater wegen der September-Kairo-Prüfungen beschäftigt (wo ich krank war). Es ist extremst mühsam. Wenigstens ein Silberstreif am Horizont: Die Kairo-Prüfungen Ende Oktober laufen (erstmalig) tatsächlich glatt.
Ich hinke Ende Oktober in eine Woche Urlaub, dringend nötig.
November
Die erste Novemberwoche bin ich endlich einmal wieder unterwegs: vier Tage in Berlin, S besuchen und ein bisschen in der großen Stadt sein. Sehr, sehr schön. Und sogar die Bahn fährt („nur“ jeweils anderthalb Stunden Verspätung, das gilt ja schon fast als okay).
Weiter sehr viel Arbeit mit fünf Prüfungen und fast jedem Wochenende Arbeit.
Der Magerkater bekommt seine Zähne gerichtet und kann wieder richtig fressen. Die anderen Baustellen sind nicht ganz so einfach zu lösen, aber wir bekommen Medikamente.
Zur Monatsmitte mal wieder ein Whiskytasting, dieses Mal in der schon bekannten Blind Tasting-Version. Wir schlagen uns ziemlich gut.
Der Liebste macht einen Funkerkurs (den man nicht für den Binnen-, aber für einen späteren See-Sportbootführerschein braucht). Er besteht die Prüfung trotz Bronchitis und Fieber und überhaupt.
Dezember
Nach dem Stadtlauf muss der Liebste auch den Nikolauslauf am Monatsanfang krankheitsbedingt absagen. Die ganze Lauferei „umsonst“, aber wenigstens geht er regelmäßig laufen! Ich bin etwas neidisch. Yoga und Fitness klappt aber wieder.
Kairo-Prüfungen zum Monatsanfang, insgesamt vier Prüfungen. Nach Oktober klappt auch der Dezemberdurchgang dieses Mal problemlos und ich atme so ein bisschen durch.
Klassische Jahresabschluss-Termine: Weihnachtsfeier in der Firma, Weihnachtsmarkt. Empfinde ich tatsächlich alles als schön, nicht als stressig. Zum Weihnachtsmarkt-Wochenende kommt außerdem Freundin M aus Ulm zu Besuch.
Wir gehen endlich wieder auf ein Konzert: Das Weihnachtskonzert des Tübinger Kammerorchesters mit Vivaldis Vier Jahreszeiten (kurz vor Weihnachten). Und ein zweites Konzert kurz nach Weihnachten, nämlich Sonic Love zwischen den Jahren. Das macht dieses Jahr 4 (in Worten: vier) Konzerte, auf denen wir waren. Wow. Was für ein All Time Low. Immerhin kamen einige Wanderungen, einmal Theater und ein paar Whiskytastings (lol) dazu. Und recht viele Museumsbesuche, in erster Linie den Salzburg- und Wien-Besuchen geschuldet.
Sehr ruhige und komplett un-weihnachtliche Weihnachten, da wir alle Besuche und Gedöns ausfallen lassen, wir sind einfach zu platt von diesem Jahr. Außerdem muss der Liebste zwischen den Jahren arbeiten, und so endet das Jahr leicht holprig, was irgendwie symptomatisch ist. Aber auch okay.