AUSGESCHLAFEN bis kurz nach sieben, SO gut, natürlich in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass nur der Nasenkater ins Zimmer kam, und der weiß sich ja zu benehmen. Magi blieb diesen Morgen vor dem Schlafzimmer sitzen, warum auch immer, und war auch sonst sehr manierlich. Das obere Katzenklo war im Übrigen gleich zweimal benutzt worden, und unten war komplett leergefressen, und überhaupt sind das zwei sehr anständige, tolle Kater. Meistens.
Ich stand auf jeden Fall auf, ließ den Liebsten noch eine Stunde schlafen und räumte ein bisschen in der Küche auf. Dann viel Tee, und als der Liebste schließlich nach oben kam, machte er uns ein englisches Frühstück. Dazu, Tidal sei Dank, ein bisschen ruhige Klaviermusik als bildungsbürgerliche Sonntagsuntermalung. (Ein Nachteil bei den Playlists ist, dass man beispielsweise „Genre: Klassik“, dann „Klavier – ruhig“ auswählt und dann zwei Stunden bespielt wird, ohne dass man eine Ahnung hätte, welches Stück oder welcher Interpret, geschweige denn welche Epoche, denn „Klassik“ meint bei Tidal halt eher „E-Musik ohne Elektronik“ ohne epochale Zuordnung.)
Ruhiger, typischer Sonntag, den ich komplett auf dem Sofa verbrachte, mit ein bisschen Schreiben und einer Menge Lesen, während Harold saugte (er brauchte fast eine Stunde dafür, keine Ahnung warum so lang) und der Liebste hinterherwischte. Außerdem kurzes Schwiegermuttertelefonat wegen einer falsch bezahlten Rechnung, was den Liebsten ein bisschen beschäftigte (es ließ sich aber schnell lösen), und das war es an Aktivitäten. Der Liebste machte eine Kanne Kaffee, ich eine Kanne Kräutertee, irgendwann hatten wir noch die restlichen geretteten Brötchen mit Schokocreme als zweites Frühstück. Die Katzen gesellten sich beide zu uns und schliefen, und ich spielte ein bisschen mit Tidal herum. In erster Linie nutzte ich die neu gewonnenen Suchmöglichkeiten und nahm mir meine Gedanken von Morgen zu Herzen: Ich suchte nach Kent, die ich in den Nuller- und Zehnerjahren sehr geliebt hatte (solang, bis ich ihre frühen Alben ziemlich totgehört hatte, leider), und hörte mir ein paar ihrer neueren Alben an. Naja, das alte Zeugs gefällt mir besser. Aber sehr nett, mal wieder etwas auf Schwedisch zu hören.
Mittags die restliche Pizza, als Nachtisch ein Vanillejoghurt, aus dem einzigen Grund, dass der Liebste im Alnatura danebengegriffen und Vanillejoghurt statt -quark gekauft hatte. Nicht so mein Favorit, vor allem pur (im Müsli mag ich es ganz gern), aber schon in Ordnung.
Am Nachmittag wurde ich etwas aktiver, ging schnell duschen und machte einen Wochenplan, während der Liebste für eine halbe Stunde in den Garten ging und die Hortensien sowie diverse Stauden zurückschnitt. Und dann war es halb sechs und wurde auch schon langsam dunkel und wir legten mit dem Kochen los.
Als Rezept war ein Hotpot geplant, bei dem man Wurzelgemüse in der Pfanne (oder im Bräter) anschmort, zusammen mit Sojahack oder so etwas (wir nahmen Sojaschnetzel), gewürzt mit Tomatenmark und Rotwein (oder Gemüsebrühe und Aceto), Worcestersauce, Kräutern, dann bedeckt man das Ganze mit rohen Kartoffelscheiben und stellt die Pfanne für40 Minuten in den Ofen. Wir hielten uns mehr oder weniger ans Rezept, bis auf die Kartoffeln, die dämpften wir als Scheiben 10 Minuten vor – ich hatte so meine Zweifel, dass sie sonst gar geworden wären. Ach ja, und wir mischten ein paar Tiefkühl-Erbsen drunter, einfach um überhaupt satt zu werden. Das passte alles sehr gut und am Ende hatten wir ein sehr gutes Essen. Mit einer kleinen Neuigkeit: Wir hatten das erste Mal HP-Soße genommen, die traditionelle, vegane Worcestersaucen-Variante aus Nordengland. Von den Bosh-Jungs sehr empfohlen, von uns letztes Jahr im Asialaden entdeckt.
Nach dem Essen natürlich ein Ausflug zum englischen Königshaus – es klingt ein bisschen hart, aber jetzt, wo Diana als Hauptfigur weg ist, ist es ein bisschen interessanter, weil sich nicht mehr nur alles um sie dreht, indirekt natürlich schon, aber man sieht halt die anderen wieder mehr. Außerdem schauten wir die Tagesschau (ich habe mich entschieden, wieder etwas mehr Nachrichten zu konsumieren, also abgesehen vom Guardian und der Lokalzeitung und der Lage der Nation – hm, so wenig Nachrichten waren das bisher eigentlich gar nicht), und die letzte Stunde machten wir den Bildschirm wieder aus und ich las noch ein bisschen. Am Freitag habe ich einen absoluten Klassiker aus meinem Regal gezogen (so praktisch, wenn man tolle Bücher daheim im Regal hat), The Hound Of the Baskervilles von ACD himself (wie er im Anhang durchgehend genannt wird, es ist die „Studienausgabe“ von Oxford Classics, lol), und interessanterweise erinnere ich mich an fast gar nichts mehr, was die Handlung angeht, und es ist wirklich ausgesprochen spannend. Zu Ende bekam ich es aber nicht, obwohl es am Ende halb elf wurde, bis wir das Licht ausmachten.