In Anbetracht der Tatsache, dass ich nachts viermal (oder fünfmal?) auf dem Klo war, war die Nacht eigentlich gar nicht mal so schlecht, ich kam doch auf ein bisschen Schlaf. Morgens allerdings logischerweise noch nicht gesund, und die Messwerte waren immer noch eindeutig (hatten sich vermutlich sogar noch verschlechtert – so ganz eindeutig war das für mich auf dem Teststreifen nicht zu erkennen, aber ein Feld sah jetzt eher grün statt gelb aus). Die nächsten zwei Tage machten mir deshalb ein bisschen Sorgen. Aber erst einmal Tee, Müsli und der Versuch, die Arztpraxis telefonisch zu erreichen (also ab acht). Und schnell unter die Dusche, damit ich, sollte ich kommen können, auch gleich parat war.
Der Plan ging mehr oder weniger auf: Zwar war es die ersten Anrufversuche besetzt, aber ich erledigte am Rechner einen ersten Schwung Mails und als ich es um kurz nach halb neun noch einmal versuchte, kam ich tatsächlich durch und – tada – konnte gleich kommen. Eine halbe Stunde im Wartezimmer (ich war SEHR froh, dass ich an die Maske gedacht hatte), einmal in einen Becher pinkeln, dann kam ich schon dran und lernte eine neue Ärztin dort kennen (sehr nett, sehr fröhlich, dem Akzent nach aus Bayern). Interessanterweise passten die Messwerte aus der Praxis genau zu meinen eigenen von daheim (Leukos durch die Decke, Erythrozyten auch erhöht), also alles in allem schon eine satte Infektion. Die Ärztin wollte mich eigentlich krankschreiben, aber sorry, ging nicht – im Unterricht eingeplant und kein Ersatz in Sicht. (Also wenn ich so richtig bettlägrig krank gewesen wäre, hätte ich ihn ausfallen lassen, aber so schlimm war es glücklicherweise nicht.)
Einziger Minuspunkt des Tages: eRezept ging nicht, das System verweigerte die Mitarbeit. (Ich hörte später vom Liebsten, dass beim Anbieter wohl irgendetwas im System an dem Tag futsch gewesen war.) Sie druckte das Rezept schließlich oldschool aus. Zehn Minuten später stand ich vor der Apotheke, sah den großen Zettel an der Tür „Leider können wir keine eRezepte annehmen“ und dachte mir, zum Glück fallen wenigstens beide Systeme gleichzeitig aus, ich hätte mich echt geärgert, wenn ich mit meinem tollen eRezept wieder hätte zurückgehen oder eine andere Apotheke suchen müssen.
Um kurz vor zehn wieder am Schreibtisch. Beziehungsweise in der Küche, mit einem Beipackzettel, einem Glas Wasser und der großen Verwirrung. Die Apothekerin hatte mir nämlich gesagt, man solle nach der Medikamenteneinnahme möglichst nicht aufs Klo, damit das Medikament so lang wie möglich in der Blase bleiben könne, also am besten abends vor dem Schlafengehen nehmen. Im Beipackzettel stand auch die Sache mit bevorzugt abends, aber ansonsten nur „nüchtern, zwei bis drei Stunden nach der letzten und vor der nächsten Mahlzeit“, weil Nahrungsaufnahme die Absorption verzögern könne. Hm.
Zwei Probleme bei diesen Anweisungen: Erstens hatte ich seit Sonntagnachmittag Symptome und wollte auf keinen Fall, dass sich die Infektion noch länger hinzog, wollte also keinen zusätzlichen fast kompletten Tag verstreichen lassen, bis ich das Antibiotikum nahm. Und zweitens sind die Anweisungen „Medikament in einem großen Glas Wasser auflösen und einnehmen“ und „zwei Stunden nicht aufs Klo“ halt einfach gegenläufig, speziell bei einem Harnwegsinfekt mit sowieso extrem gesteigertem Harndrang. Sorry, aber: Das geht nicht. Am Ende dachte ich mir, was soll’s, wird schon klappen (auch abends hätte ich ja nach dem Wasser aufs Klo gemusst, Bett hin oder her), und da ich gerade drei Stunden nach dem Frühstück, drei Stunden vor dem Mittagessen war, nahm ich das Medikament halt ein. Hielt es immerhin tapfer 70 Minuten am Schreibtisch aus, bevor ich das nächste Mal aufs Klo musste.
Danach wurde der Tag interessanterweise sehr schnell besser. Ich ging auf halb zwölf ins Büro, dort Unterrichtszeugs, Kampf mit der Mailbox, schnelle Mittagspause mit restlichem Linsenreis, daneben zwei Gläser Wasser (viel trinken). Ab halb zwei ging ich, mit Kräutertee bewaffnet, in meinen Nachmittagskurs, und der lief dann erstaunlich gut. Nicht nur dass das mit Klo und so kein Problem war (das konnte kaum die Wirkung des Medikaments sein, wahrscheinlich hatte sich meine Blase placebomäßig wieder beruhigt, oder eher das Großhirn, dass diesen Regelkreis ja wohl steuert. Auf jeden Fall Kurs bis fünf, danach kein Fitness und nix, stattdessen gleich um kurz nach fünf nach Hause.
Daheim musste ich dann noch die restlichen Mails bearbeiten und Unterricht für den nächsten Vormittag vorbereiten, was sich alles ein bisschen hinzog. Der Liebste übernahm währenddessen das Kochen (ein Stir Fry mit Mie, Rotkohl, Karotten, Tofu und Brokkoli aus dem Tiefkühlfach – klassisches Rumfort, danach war die Gemüseschublade leer). Kurze Vorbereitungspause zum Essen, danach gab ich dem Unterricht den letzten Schliff, druckte ein paar Sachen aus und war um acht endgültig fertig. Ein bisschen Blaulichtquatsch zum Tagesabschluss, und um kurz nach neun gingen wir schon nach oben. Extrem früh, aber das ist mir in Anbetracht der kommenden Zeitumstellung gar nicht so unrecht.