Der Donnerstag ist mit „einfach nur rumgehangen“ am besten zusammengefasst. Wir standen zwar einigermaßen früh auf und das Wetter draußen war auch ganz schön, aber nach der anstrengenden Arbeit war ich ziemlich durch – und im Übrigen auch ordentlich verkatert nach dem Schnaps am Vorabend. Eine Ibuprofen und eine große Portion Porridge mit Apfelmus halfen, etwas später auch eine heiße Dusche, aber ansonsten war Sofazeit angesagt. Ich las einen ordentlichen Teil in meinem Buch weg, spielte ein bisschen Mahjong, aber nicht lang, weil die App seit Mittwoch angefangen hatte, nach jedem dritten Durchgang eine Werbung einzublenden, die ich nicht wegklicken konnte. Das verdarb mir die Lust sehr schnell und sehr gründlich. Stattdessen ein bisschen Battle Ship auf dem Handy, Internet leerlesen, Buch lesen, so etwas.
Mittags machte ich uns den restlichen Seaside Pie warm, nachmittags hatte ich wegen eines Kuchens rumüberlegt, aber dann machte der Liebste uns einfach ein paar Waffeln mit dem restlichen Apfelmus (SO gut). Und abends übernahm ich, seit langem einmal wieder, das Kochen und machte uns einen arabischen Linsensalat mit Beluga- und Puy-Linsen, mit Cherrytomaten und Rosenharissa. Sehr gut. Außerdem abends ein bisschen weiter mit Manifest, die Serie gefällt mir immer noch sehr gut, und dann recht früh ins Bett.
Einzig noch erwähnenswert: Ich schaute mir Tidal auf meinem Handy ein bisschen genauer an und fand nicht nur heraus, wo genau die Titel gespeichert sind, die ich in den letzten Wochen so brav mit einem Herzchen markiert habe, ich verstand auch das Playlist-Prinzip (…nur ungefähr 15 Jahre nach allen anderen Menschen in Deutschland) und legte gleich einmal zwei Playlists an.
Am Freitag waren wir dann beide deutlich aktiver, aber ohne uns zu stressen – genau die richtige Mischung. Wir standen um Viertel vor sieben auf, und nach Katzenfütterung, einer Tasse Tee und einem Blick in die Zeitung gingen wir duschen und waren um Viertel vor acht schon im DHL-Shop im Supermarkt drei Straßen weiter, wo ich das Paket von der Mittwochsprüfung abgab (immer gut, wenn der Punkt abgehakt ist). Dort den unfassbar niedlichen Hund des Kioskmitarbeiters bewundert, eine Staffordshire Bullterrier-Hündin, die, typisch für kurzhaarige Hunde, sich halb in eine Decke eingewickelt hatte und uns aus den Stofffalten heraus anschaute.
Wir gingen auf jeden Fall weiter zum Viertel-Lieblingsbäcker zum Frühstück, hatten wir auch schon ewig nicht mehr gemacht. Krasserweise war es da schon so warm, dass man problemlos draußen in der Sonne sitzen konnte – die ersten Leute kamen uns im T-Shirt entgegen. Das ist während der Eisheiligen morgens um acht schon verrückt.
Direkt nach dem Frühstück holten wir den Wagen und gingen los zum Baumarkt/Gartencenter, um den einen großen Punkt des Tages in Angriff zu nehmen: Wir wollten das Hochbeet auf der Dachterrasse fertigmachen. Wir kamen um Viertel vor zehn an und damit recht früh, was großartig war – erstens war es noch nicht ganz so heiß (wenn auch warm genug), zweitens waren wir noch vor der Welle unterwegs. Eine Dreiviertelstunde später kamen wir (um sehr viel Geld leichter) mit mehreren Säcken Drainage, Erde, Zeugs, dazu zwei Paletten Pflanzen und einigem an Elektronikzeugs (Steckdosen, Schalter, Zubehör) für die PV-Anlage wieder raus, gerade als sich der Parkplatz zu füllen begann und die Schlange vor der Info länger wurde. Keine Schlange allerdings vor dem Erdbeeren-und-Spargel-Stand auf dem Parkplatz, das nutzte ich gleich für etwas grünen Spargel und zwei Schalen Erdbeeren. Hihi.
Wieder daheim machte ich uns eine Kanne Kaffee und cremte mich großzügig mit Sonnenmilch ein, und den restlichen Vormittag verbrachten wir auf der Dachterrasse, ein bisschen jäten, Hochbeet auffüllen und Stecklinge einpflanzen. Außerdem machte ich das Abdeckungs-Stroh von den anderen Töpfen oben weg – die Eisheiligen sind ja quasi vorbei, und außerdem stellte ich fest, dass sich in der Tüte Stroh wohl noch jede Menge Körner verborgen haben mussten – überall wuchs Weizen. Als ich Stroh (und Weizengräser) entfernt hatte, sah ich, dass tatsächlich aus allen Töpfen unten wieder Pflanzentriebe sprossen – hatte das Abdecken also doch etwas gebracht. Echinacea, Tomaten, Schwarzäugige Susanne und sogar die Chilipflanzen hatten sich nach der Frostphase im April wieder berappelt. Hihi.
Nicht so schön war, dass sich bei den Stecklingen, die wir vor zwei Wochen gekauft und auf der unteren Terrasse zwischengelagert hatten, sehr deutlicher Schneckenfraß zeigte – die beiden Gurkenpflanzen waren bis auf einen Stumpf quasi weg, und auch die beiden Tomatenpflanzen waren malträtiert. Tomaten haben wir einige (eben die Frostpflanzen von den Töpfen oben, außerdem hatten wir noch zwei neue mitgebracht), aber um die Gurken tat es mir etwas leid. Wir pflanzten die Überreste zwar ein, aber ich bin da nicht sonderlich optimistisch.
Dann war es zwölf und wir waren tatsächlich mit der Dachterrasse fertig. Ich jätete noch auf dem mittleren Balkon, der Liebste befestigte vier Metallbögen und ein Abdecknetz fürs mittlere Hochbeet, das wir mitgebracht hatten, um unsere selbstgebastelte Draht-und-Folie-Konstruktion zu ersetzen, und damit war der Balkon auch fertig und sommerreif.
Damit war meine Energie dann auch erst einmal aufgebraucht. Restlicher Linsensalat zum Mittagessen, und dann zog ich mich für die nächsten drei Stunden mit Buch und Handy ins Schlafzimmer zurück. Übrigens mit halb geschlossenen Fensterläden, es war so warm, dass man im Schlafzimmer schon verdunkeln musste.
Um kurz nach vier ging ich noch schnell in den Supermarkt nebenan, Pfandglas wegbringen und ein paar Kleinigkeiten kaufen, während der Liebste unten alte Kabel aus dem Keller holte und gleich mit einem Eimer Farbe über die alten Wände strich (ohne großen künstlerischen Anspruch, aber einfach etwas weiße Farbe machte einen großen Unterschied). Wieder daheim, passte es gerade richtig fürs Yoga. Nun hatte ich ja frei und wollte deshalb auf keinen Fall in die Firma, aber in den Freitags-Yogakurs kann man sich ja auch online dazuschalten, und das nutzte ich jetzt für neunzig Minuten auf der Matte im Schlafzimmer. Recht anstrengend, und die anderthalb Stunden so allein im Raum mit Laptop wurden mir doch recht lang, aber ich merkte sehr, wie gut mir die Bewegung tat.
Nach dem Yoga wuschen der Liebste und ich den Dreck des Arbeitstages ab und zogen ein paar hübsche Hemden an, und dann war es halb acht und damit Zeit für einen Besuch beim Lieblingsitaliener am Altstadtrand, für Verdure Gratinata, Penne all’Arrabbiata, Spaghetti Aglio e Olio und dazu eine Flasche sizilianischen Grillo.
Nach dem Essen noch ein Espresso, und währenddessen kam der Besitzer des Lokals zu uns, den wir schon lang kennen, weil er das Restaurant seit 25 Jahren hat und ein bisschen eine Institution in der Stadt ist. Und klagte uns ein wenig sein Leid: Er hatte an dem Tag wohl ordentlich Probleme mit seinen Angestellten gehabt und überhaupt seit ein paar Jahren (…vermutlich seit Covid, wie alle in der Gastro) ziemliche Probleme, Personal zu finden. Vor ein paar Jahren war im der Koch nach Italien abgehauen, mittlerweile hatte er da wieder jemanden (viel kochte er auch selbst), aber das Servicepersonal war immer Mangelware. Und überhaupt, die jungen Leute, die Studis fragten nicht mehr nach Kellnerjobs und in Deutschland bekäme man ja ordentlich Geld, auch wenn man nicht arbeiten würde, und so weiter. Wir waren nun nicht so ganz mit allem einverstanden (und vieles ist auch ein bisschen komplexer), aber dass es alles doof und anstrengend war, das sahen wir schon. Er spendierte uns auf jeden Fall einen Grappa als Abschluss, und wir hoffen mal, dass es bald wieder rund läuft. Es wäre schön für das Restaurant.
Nach dem Essen gingen wir noch auf einen Absacker in eine Bar am Neckar – eigentlich Bar/Brauhaus/Biergarten, aus einem Hipster-Craft Beer-Heitatei entstanden, das Bier war alles so IPA-Limo, aber die anderen Sachen waren in Ordnung. Wir bestellten uns zwei alkoholfreie G&T, und ich später noch einen zweiten, während der Liebste auf einen Kräuterschnaps wechselte. Dass wir da blieben bis elf, hatte seinen Grund: Momentan (seit Mittwoch) läuft nämlich in Tübingen, von uns bis jetzt komplett unbemerkt, das Landesjazzfestival 2024. Das bedeutet viele Konzerte an vielen Locations, eine davon war eben jene Bar, in deren großem Saal tatsächlich ein Konzert stattfand (wir hatten uns schon gewundert, warum es in der eigentlichen Bar so leer war), und bei uns halt, leer oder nicht, gab es auch Livemusik, von Studierenden der Musikhochschule Stuttgart. Das war ausgesprochen schön, ein bisschen entspannender Bar-Jazz, wir schauten und hörten den vier jungen Menschen mit e-Piano, Kontrabass, Schlagzeug und Gitarre zu und waren so im Großen und Ganzen mit dem Tag ziemlich im Reinen. Und das beste war: Das Wochenende stand uns erst noch bevor.