Recht gute Nacht, so im Großen und Ganzen, halt recht früh vorbei mit Magi quer auf den Beinen um zwanzig nach sechs. (Er hat unsere Werktag-Weckerzeiten mittlerweile wirklich gut drauf.) Ich schob ihn runter und er ließ sich auch schieben, begann dann aber nach meiner Hand zu hauen und war über das laute „NEIN!“ etwas konsterniert. Keine Ahnung, ob er nur verwirrt war, gemaßregelt zu werden, aber er ließ meine Hand auf jeden Fall und begann sich zu putzen. Schlaf bei mir halt keiner mehr, also stand ich kurz darauf auf und der Liebste auch.
Für den Tag hatten wir uns eine TONNE an Sachen vorgenommen, also zumindest ich, und hatten abends Karten für ein Whiskytasting, deshalb wollte ich früh in die Gänge kommen. Leider klappte das (also das Sachen erledigen) beim Liebsten nicht so wie gedacht: Seine Kopfschmerzen seit zwei Tagen hatten sich zu einer fiesen Migräne entwickelt, und dazu kam noch der Dauerschnupfen, der ihn mal mehr, mal weniger seit Anfang September nervt. Dieses Mal wieder mehr, es klang doch nach anfangender Erkältung. Er machte uns also ein Porridge zum Frühstück und parkte sich danach mit Wärmekissen und (mehr oder weniger laut) wehklagend auf dem Sofa. Zwischendrin hängte er mal die trockene Wäsche ab, das war dann aber schon der Anstrengung genug.
Erledigungszeug blieb also bei mir: Ich wischte Harold im oberen Stockwerk hinterher und räumte die Wäsche weg, schrieb ein paar Takte und schaute in die Zeitung. Ein bisschen Küche putzen, längere Dusche, ein bisschen lesen, das war der Vormittag. Ach ja, und: Pakete auspacken, ich hatte am Freitag nämlich Zeugs bestellt und das war alles schon gekommen. Hihi. Zunächst einmal drei Comics, die ich mir für den Sonntag aufhob: Spirou & Fantasio Band 19 und 22 (Band 19, weil in Band 18 die zweite Geschichte nicht beendet worden war, und Band 22, weil das noch ein letzter Überbleibsel-Band von Franquin war, eine Geschichte, die er ursprünglich nicht im Spirou-Magazin, sondern in einer französischen (?) Tageszeitung veröffentlicht hatte. Damit habe ich alle Franquin-Spirou-Bände, das neuere (lol, „neuer“, aus den 70ern) Zeug gefällt mit nicht mehr so). Dann zwei Feuerlöschdecken für die Küche (zwei wegen Doppelpack), die ich schon länger haben wollte, und schließlich ein Kurbelradio, das mit einem Akku läuft, der wahlweise über USB C-Anschluss, Handkurbel oder Solarpaneel aufgeladen werden kann. (Wieder ein weiterer Schritt in Richtung Prepper.) Ich steckte es gleich mal ein, damit der Akku komplett voll wird.
Zum Mittagessen machten wir eine große Schüssel Salat und dazu ein paar Tortellini mit Pesto. Die Tortellini (vegan mit Pilzfüllung) hatten wir vor ein paar Wochen versuchsweise vom Einkauf mitgenommen, so mal als schnelle Convenience-Packung, und naja: Schon essbar, aber nicht so wirklich lecker und nichts, was ich unbedingt wieder kaufen müsste.
Egal. Nach dem Essen Kaffee und kurze Sofapause, dann ging ich Einkaufen, allein, weil der Liebste wirklich nicht gesund genug war. Das war dadurch dann ziemlich anstrengend, muss ich sagen. Zwar war es mir ganz recht, dass ich in meinem eigenen Tempo durch die Läden gehen konnte, aber es war einfach viel einzukaufen. Erst einmal ein paar Säcke Vogelfutter, dann der große Wocheneinkauf beim Alnatura, und schließlich einige Sachen (Katzenfutter vor allem und Einstreu) beim dm. Rein vom Gewicht her war das ordentlich – so sehr, dass mir in Sichtweite von unserer Haustür das vordere Rad bei unserem Einkaufs-Anhänger-Wagen abknickte. War aber zum Glück nur so umgeknickt, dass es sich wieder aufrichten und festschrauben ließ, was der Liebste übernahm, während ich unsere Tausend Sachen ins Haus trug.
Danach war ich doch recht platt, deshalb Sofapause und Lesen. Sehr gut: Ich bekam mein Buch durch, Band 7 der Slough House-Reihe. Sehr spannend, wenn auch teilweise etwas verwirrend mit den verschiedenen Erzählsträngen. Ich mochte es aber insgesamt ausgesprochen gern und war dementsprechend ziemlich genervt, als es mit einem massiven Cliffhanger endete. Den achten Band wollte ich mir sowieso holen, aber ich hätte halt gern was anderes dazwischen gelesen. Na gut. Mache ich trotzdem.
Gemeinsames Kochen: Cremig gekochte Orzo in Weißwein und Gemüsebrühe, mit Lauch und Hefeflocken (so eine Art Risotto), dazu geröstete Kürbiskerne, Kürbiskernöl und ein Hokkaido aus dem Ofen, mit Olivenöl und Chiliflocken bepinselt. Sehr gutes Essen, wenn ich auch mal wieder deutlich merkte, dass Kürbisse nicht so mein Fall sind und Hokkaido ganz besonders nicht. Falls wir dieses Jahr noch einmal Kürbis machen, dann wird das eher ein Butternut oder so.
Um halb acht gingen wir aus dem Haus – dem Liebsten ging es nach Dusche und Abendessen soweit wieder okay, dass er sich entschied, zum Tasting mitzugehen (seine Karte wäre sonst verfallen). Das freute mich natürlich. Ich wäre sonst allein gegangen, aber mehr Spaß macht es natürlich zusammen.
Schöner Abend, allerdings mit so ein paar Abzügen in der B-Note. Erst einmal merkte man natürlich, dass der Liebste angeschlagen war und ich auch nicht so wirklich fit: Ich hatte das Gefühl, wenig schmecken (und vor allem riechen) zu können, und war so latent angestrengt. Und dann kam dazu, dass sich direkt am Anfang eine Frau zu uns an den Stehtisch gesellte, auch noch eine Mitarbeiterin des Ladens (die allerdings an dem Tag privat da war), die uns auf eine wirklich ziemlich penetrante Art und Weise zuzulabern begann. Ich möchte gern beim Whisky meine eigenen Eindrücke wirken lassen und nicht permanent die Meinung von anderen aufs Auge gedrückt bekommen. Ich stellte mich recht bald ziemlich pointiert von ihr weg, ein Hinweis, den sie aber leider überhaupt nicht wahrnahm, und was mir den Abend etwas ungemütlich machte, denn ich musste ja immer wieder an den Stehtisch zurück, wegen Wasser und Notizen und so. Das verdarb mir das Erlebnis schon ein bisschen, am Ende war ich doch recht genervt. Dazu kam noch, dass der Liebste und ich uns mit unseren Geschmackseindrücken dieses Mal überhaupt nicht einig waren, sein absoluter Favorit fiel bei mir ziemlich durch.
Nun ja. Nichtsdestotrotz fanden wir natürlich etwas, was wir mitnehmen wollten, am Ende sogar drei Whisk(e)ys für die Kollektion. Den (meiner Meinung nach) mit Abstand besten Whisky des Abends ließen wir allerdings stehen, denn das war der Lagavulin Distiller’s Edition mit einem Preis, der auch nach dem Tasting-Rabatt noch im dreistelligen Bereich lag. Und das war mir dann doch too much. (Obwohl es schon ein toller Whisky war.)
Stattdessen nahmen wir einen Iren mit: die „Hook Head Edition 1.1“ aus der Destillerie Waterford. Eigentlich geht mir die Brennerei mit ihrem Huibuh ja ein bisschen auf den Keks, aber das war eine tolle Ausnahme, sehr weich und gefällig und schmeichelnd auf der Zunge trotz seiner 50%. Dann zwei Schotten: einmal einen fünfjährigen Single Malt von der Brennerei Ardnahoe, ebenfalls mit 50%, und bei dem Alkoholgehalt und dem jungen Alter für mich in erster Linie scharf (der Liebste schmeckte dort deutlich mehr heraus als ich), und dann einen Blend von der Destillerie Compass Box, „The Story Of The Spaniard“, rotgolden im Glas und mit einem komplexen Aroma aus Lösungsmittel, süßem Karamell und Früchten. Ein sehr schöner Gleninchie war auch noch da, und auch der Starter, ein zehnjähriger Edradour, hätte sich bei uns daheim gut gemacht. Aber andererseits muss man sich auch Sachen für später übrig lassen.
Um halb elf daheim, beide ordentlich müde, nicht betrunken (wir hatten uns vernünftigerweise beim Probieren sehr zurückgehalten und mehr die Nase die Arbeit machen lassen) und ganz froh, dass wir beide hatten gehen können. Kurzer Blick nach den Katzen, dann verschwanden wir ziemlich direkt ins Bett.