Überstundenfrei! (Hier jubelnde Hände vorstellen) Trotzdem wachte ich um halb sieben auf, was auch kein Wunder war, und stand auch auf. Erstens hatte ich mir eine Tonne Sachen vorgenommen, und zweitens wollte ich den Liebsten ja sehen, bevor er zur Arbeit ging.
Dem ging es leider gar nicht gut, heftigste Kopfschmerzen, generelles Krankheitsgefühl, Laune im Keller. Er ließ das Frühstück ausfallen und ging um zwanzig vor Acht in den Regen (seit Tagen Dauerregen hier, immer so kurz über Null) und ich machte mir eine Schale Joghurt mit Nüssen und Apfel und plante meinen Tag.
Erst einmal eine schnelle Dusche (schon allein wegen der Kälte), dann ging ich einmal durch die Wäsche und ließ eine Maschine laufen, in der Hoffnung, dass wir am Wochenende dann wieder so im Rhythmus sind, dass wir mit dem Waschen durchkommen. Währenddessen verwandelte sich der Regen draußen erst in Schneeregen und dann in ausgewachsenen Schneefall mit dichten, dicken Flocken. Die allerdings nur so halb liegenblieben und alles in eine Matschlandschaft verwandelten. Meinen Plan, gleich um halb zehn einkaufen zu gehen, ließ ich deshalb erst einmal fallen. Stattdessen aufräumen im Haus, spülen, Vogelfutter verteilen, Zeugs.
Dazu ein wenig Zeitung lesen, den Logoff-Newsletter, den ich ja seit kurzem einmal täglich bekomme (wo jeden Tag knapp zusammengefasst wird, welche Schritte die Trump-Administration in ihrer Zerstörung der amerikanischen Demokratie jetzt unternommen hat – eingeordnet und von dem ganzen Lärm der großmäuligen Ankündigungen und erschreckten Prognosen befreit), und schließlich zwei Podcasts: Einmal die Science Cops, einmal die neue Sicherheitshalber-Folge. Beide mit dem mehr oder weniger gleichen Thema, nämlich die Wahlprogramme der wichtigsten Parteien abgeklopft, bei den Science Cops logischerweise auf naturwissenschaftliche Korrektheit, bei Sicherheitshalber auf den Bereich Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
Kurz zusammengefasst: Im Bereich Naturwissenschaften gibt es relativ wenig Schwurbel, abgesehen von der CDU und ihrem Energiepolitik-Unsinn („alle können mit Pellets heizen“) und der FDP und ihrem „Autos müssen technologieoffen bleiben“-Quark. Abgesehen von einer Partei, nämlich – logisch – der AfD. Dort haben sich offensichtlich sämtliche Querdenker, Schwurbelheinis, Verschwörungstheoretiker, Klimaleugner versammelt und erzählen faktenfreien Unsinn. Es war geradezu herzerfrischend zuzuhören, wie sehr Max sich über das Ausmaß an Quark aufregen musste, der dort im Parteiprogramm geschrieben stand.
Im Bereich Sicherheitspolitik ebenfalls einige richtige Unterschiede auch zwischen den „Mitte“-Parteien („das ist doch alles das Gleiche“ ist einfach Unsinn). Sehr negativ dabei natürlich wieder die AfD und auch das BSW, die beide mehr oder weniger Deutschland als russischen Satellitenstaat sehen möchten. Puh.
Also beunruhigende Nachrichten aus den USA (jeden Tag ein neuer Angriff auf die Verwaltungsinstitutionen dort), dazu Analysen zu einer Partei, die im Moment in den Umfragen bei 20 Prozent steht: Mir reichte es erst einmal und ich ging ins Fitness. Kurz vorher noch die Nachricht vom Liebsten aufs Handy, dass er sich jetzt richtig krank fühlte und heimkommen würde. Menno.
Das Fitness war dann gut, aber sehr anstrengend. Erst einmal eine Kraftmessung (nur leichte Verschlechterungen, ich war pessimistischer gewesen), dann der Wechsel zum Muskelaufbauprogramm, und das ist halt einfach knackig. Aber ich war zufrieden und bekam den Kopf ganz gut frei. Im leichten Schneetreiben wieder nach Hause.
Dort schaute ich nach dem Liebsten, der schon da war, sein Mittagessen warm gemacht hatte und jetzt im Bett lag. Ich aß also allein das restliche Kichererbsencurry und zog mich danach mit einer Tasse Tee und Buch für drei Stunden auf den Lesesessel zurück. Davor sagte ich noch den Blutspende-Termin ab, den ich eigentlich für den Abend ausgemacht hatte (aber mit dem Liebsten krank daheim passte das nicht).
Also etwas lesen, aber dazwischen ein Blick aufs Handy, wo der Guardian sich meldete, und zwar mit den Nachrichten vom Anschlag in München. Puh. Ich konnte es erst einmal nicht glauben, schon wieder ein Anschlag, und das zehn Tage vor der Wahl? So langsam frage ich mich, ob das in dieser Frequenz nicht in irgendeiner Art und Weise gesteuert ist. Auf jeden Fall fühlt es sich da ziemlich hilflos an, Postkarten mit pro-demokratischen Aussagen zu entwerfen und Infostände zu organisieren und so etwas.
Nichtsdestotrotz ging ich um vier (Schnee hatte mittlerweile aufgehört) ins Büro. Nicht zum Arbeiten, sondern um eine Box Postkarten abzuholen und in die Altstadt zu bringen, wo sie in einem Laden dort deponiert wurden (eine Hälfte bleibt bei uns, die andere im Laden dort, sodass die Leute vom Bündnis zwei Anlaufstellen haben, um die Karten für Infostände und so weiter mitzunehmen).
Und da ich ja frei hatte und endlich mal wieder in der Stadt war, ging ich noch zum Unverpacktladen-Bistro für ein Stück Schokokuchen und einen Milchkaffee. Dort etwas Nachrichten auf dem Handy lesen (…puh), versuchen, mich nicht runterziehen zu lassen, und um halb sechs wieder heim. Mit kurzem Zwischenstopp beim Blumenladen, wo ich einen Bund blühender Mimosen mitnahm (ich war mir nicht dessen bewusst, dass Mimosen so schön leuchtend gelb blühen) und gleich eine dazu passende Vase.
Daheim ging es dem Liebsten minimal besser, Schmerztabletten sei Dank. Ich ging noch schnell zum Supermarkt nebenan, ein paar Kleinigkeiten holen, dann einfaches Vesper (Brot, Zeugs, Feldsalat) zum Abendessen (eigentlich wäre das Vesper beim Blutspenden als Abendessen geplant gewesen, aber oh well).
Restlicher Abend: Ich las das Buch fast zu Ende und telefonierte beinahe zwei Stunden mit Freund S in Berlin. Schon lang nicht mehr so richtig ausführlich gesprochen, es war bei uns beiden ein bisschen etwas zusammengekommen. Ein Besuch ist da mal wieder ganz dringend angebracht.