NINA (die Warn-App) hatte zwar zunehmend aufgeregt darauf hingewiesen, aber es hatte in der Nacht nicht gewittert, nur ein schönes Wetterleuchten Richtung Nordwesten war zu sehen. Trotzdem hatte es abgekühlt, Schlafen ging ganz gut, von wirren Träumen einmal abgesehen. Um Viertel nach sechs war ich wach, stand auf, fütterte den Kater und trank Tee.
Aufregung am Morgen, als eine kleine Babyblaumeise durchs geöffnete Fenster in unser Wohnzimmer flog, dort erst etwas hektisch hin- und herflatterte und schließlich hinter das Ofenrohr flüchtete. Der Liebste nahm sie vorsichtig in die Hand (energisches Protestpiepsen) und beförderte sie wieder hinaus. Danach machte ich vorsichtshalber das Fenster zu, es wurde sowieso schon wieder warm draußen. Das war eigentlich schon der spannendste Punkt des Vormittags, ansonsten: Einmal quer durchs Internet lesen, das neue Vegan Food & Living-Heft durchblättern, zum Frühstück ein Müsli mit den letzten Erdbeeren, dann legte ich mich in den Hängesessel und hörte ein paar Podcasts, der Liebste nahm sich irgendwann Besen und Wischmop und wischte einmal alle Zimmer durch und zog sich dann auch aufs Sofa zurück.
Es war ein extrem heißer Tag, wir hatten eigentlich alles Mögliche geplant (einkaufen…), beschlossen aber schnell, dass das keine gute Idee war. Mittags machte ich uns das Kokoscurry vom Vorabend heiß, danach ein Espresso, Eis und viel Zeit auf dem Sofa mit Laptop, Buch und Zeitschrift. Gegen fünf gingen wir doch noch einmal aus dem Haus und zum Alnatura, weil wir ein paar frische Sachen brauchten (Pilze, Erdbeeren, Nektarinen, Tomaten vom Bodensee, Äpfel), außerdem kurz zum dm. Es war angenehm leer, die Leute waren wahrscheinlich entweder am Baggersee oder schauten sich die Vorberichte zum Fußball an.
Wieder daheim, räumten wir die Sachen weg, besuchten einmal den Kater und machten dann um Viertel vor sechs den Livestream für das Spiel Deutschland-Portugal an. Ich hatte etwas ambivalente Gefühle, ein Teil von mir dachte (und denkt), dass es einen großen Vorteil hätte, wenn Deutschland früh aus der EM ausscheidet: Der Fan-Reiseverkehr zu diversen Fußballspielen quer durch Europa würde Deutschland ab da auslassen und das würde vielleicht das Risiko senken, dass aus allen Ecken die Delta-Variante einwandert. Die ist natürlich längst da (ein Ausbruch in Waiblingen, wundervoll), aber zwei oder drei lokale Ausbrüche sind immer noch besser zu kontrollieren als zwei- oder dreihundert. Trotzdem war das Spiel spannend und unterhaltsam und über den Ausgang freute ich mich dann natürlich schon. Ambivalent, wie gesagt. Ein frühzeitiges Ausscheiden ist ja nach wie vor drin.
In der Halbzeitpause kümmerten wir uns schnell um das Abendessen: eine Spargelquiche, die nur zehn Minuten für die Zubereitung braucht (und dann 30 Minuten im Ofen, gegessen wurde sie während der zweiten Halbzeit). Das Rezept ist aus Vegan im Job: gekaufter Blätterteig (gibt es ja mittlerweile quasi überall vegan) aufs Backblech, darauf eine Creme aus weißen Bohnen, grünem Pesto, Hefeflocken und Cashewcreme, darauf grünen Spargel, fertig. Von der Menge werden vier Personen gut satt (sechs Personen, wenn man noch Salat und Nachtisch hat). Wir aßen zu zweit die Hälfte, das war reichlich.
Ich nehme ja immer noch Antibiotika, deshalb kein Alkohol, wollte aber trotzdem ein Bier (Fußball und Rituale und so). Wir gingen also nach dem Spiel (und nach der Tagesschau) vor zur Eckkneipe und holten uns zwei alkoholfreie Weizen. Im Haus war es mittlerweile extrem heiß, wir hatten zwar alles verdunkelt, aber zwischendrin trotzdem immer wieder gelüftet, weil es sonst zu stickig wurde. Auf der Dachterrasse hatten wir den Sonnenschirm eingeklappt in Sorge vor einem Gewitter, das seit drei Tagen nicht kam, die Platten waren also komplett aufgeheizt. Wir gossen erst einmal mehrere Kannen Wasser oben auf die Platten und setzten uns dann mit dem Bier auf die untere Terrasse – weder auf der Dachterrasse noch auf dem Balkon war es auszuhalten. Auf der Gartenterrasse ging es dann, der Kater freute sich über die Gesellschaft. Ich kratzte irgendwann noch ein paar Terrassenplatten vom Unkraut frei (normalerweise ist es der Liebste, der keine zehn Minuten den Garten genießen kann, ohne mit Jäten und Hacken und Graben und Schaffen anzufangen).
Gegen zehn gingen wir wieder rein und schauten noch zwei Folgen TNG, vor Mitternacht war an Schlaf nicht zu denken. Draußen wieder Wetterleuchten, aber das Gewitter ließ auf sich warten.