Erholsames Wochenende abgehakt, jetzt neue Woche und der letzte Tag der Sommer-Kairoprüfungsrunde: Also früher Wecker, schnelle Tasse Tee, schnelle Küchenrunde, dann ging ich (man wird ja routiniert) mit dem Liebsten und eingepacktem Müsli um zwanzig vor acht aus dem Haus. In langer Hose und mit einem Strickjäckchen, die Temperatur war ziemlich nach unten gegangen (der Liebste erzählte etwas von 11 Grad in der Nacht, das glaube ich allerdings nicht – vielleicht auf der Alb – und schätzte eher auf 14 Grad, was auch der Gelenkknecht anzeigte, der allerdings mit der Temperatur auch nur mäßig zuverlässig ist).
Routinierter letzter Tag, von dem es wenig zu berichten gibt: Wir vesperten an unseren jeweiligen Standorten die Aufgaben ab, ich arbeitete parallel noch die Prüfung vom Freitag nach, dazu Protokollführung, Dokumentation, Zeugs. Alles ohne spektakuläre Vorfälle (mal ein kleinerer Stromausfall vor Ort, aber das ist quasi schon normal und ließ sich über Laptop-Akkus und Powerbanks lösen), sodass ich mittags (restliche Pizza) mit den Kolleg:innen Pause machen und sonst meine Erlediliste abarbeiten und die Mailbox leeren konnte. Angenehm.
Um Viertel vor sieben war ich mit allem endgültig fertig (inklusive eines kurzen Gesprächs mit der Chefin und letzter Bürorunde, Fenster zu und so – es hatte den Tag über immer wieder geregnet) und ging nach Hause. Ziemlich kreislaufig vor Unterzucker, die Pizza war etwas wenig gewesen und ich hatte noch etwas kleingeschnittenes Gemüse gegessen, mich sonst aber zurückgehalten. (Obwohl es Schokokuchen in der Büroküche gegeben hätte!) Daheim also erst einmal ein neuer veganer Salamisnack (von Wheaty, ganz ordentlich), und quasi in der gleichen Minute kam auch der Liebste. Sehr müde, sehr kaputt und leicht gestresst von seinem vollen Tag (…da wir zeitgleich aus dem Haus gegangen und zurückgekommen waren, ich aber eine halbe Stunde vor ihm im Büro gewesen war, wusste ich natürlich, wovon er sprach).
Erst einmal ein Radler und Katzenmaintenance, dann gemeinsames Kochen, eine Pastasauce mit ofengeröstetem Gemüse (Sellerie, Aubergine, Zucchini, Pilze) und Passata, dazu Penne. Sehr gutes Abendessen. Und danach Rückzug aufs Sofa, ein bisschen YouTube-Quatsch, ein EM-Spiel (Italien – Portugal, ich war aber mit der Aufmerksamkeit nur so halb dabei). Der Liebste schlief recht bald ein und ich warf noch einen Blick auf Mastodon. Dort ausgesprochen gute Nachrichten von der Timeline-Bekanntschaft, der es seit Januar so schlecht ging, ich habe am 1.2. schon mal was dazu geschrieben: So sehr die Ärzteschaft damals wohl gepfuscht hat, so sehr hat sie sich jetzt ins Zeug gelegt, um operativ zu retten, was zu retten ist, und war damit erfolgreicher, als man sich hätte träumen lassen. Freute mich schon.
Um kurz nach zehn ins Bett, vor mir eine voraussichtlich geruhsamere Woche.
Und damit könnte ich den Tag eigentlich auch abhaken, wenn ich nicht auf Mastodon mittags schon etwas gesehen hätte, was mich so unfassbar wütend machte, dass es mich den restlichen Tag beschäftigte. Und zwar folge ich dort dem offiziellen Account der Bundesregierung. Hatte ich schon, als es noch die Ampel war und ich mich mit der Regierung deshalb (minus den gelben Egoisten) noch deutlich besser identifizieren konnte. Nun gab es ja aber einen Regierungswechsel, und was seitdem von diesem Account so verkündet wird, schlägt dem Fass schon den Boden aus.
In diesem Fall eine Statistik zur Anzahl der Asylanträge, eine steil nach unten zeigende Kurvengrafik, mit dem stolzen Begleittext, dass die „Wende in der Asylpolitik“ erreicht sei und Dobrindts neuer Ansatz Früchte trage und überhaupt, Schulterklopf, hurrahurra. Nicht nur, dass der Text komplett verlogen war, denn in der Statistik war zu sehen, dass der Abwärtstrend schon lange vor dem Regierungswechsel begonnen hatte und sich einfach nur fortsetzte. Das einem Minister zuzuschreiben, der seit gerade mal 8 Wochen im Amt ist, ist einfach verzerrend.
Aber das ist noch nicht einmal das schlimmste Element dieses widerwärtigen Posts. Sich dafür zu gratulieren, dass man es in einer Welt, in der die kriegerischen Konflikte und die Naturkatastrophen ständig ansteigen und mehr und mehr Leute zur Flucht gezwungen sind, Leuten schwer macht, ins Land zu kommen, dass man das Grundrecht auf Asyl aufweicht, aushöhlt, Schutzsuchende abschreckt und sich dabei auch noch toll findet und diese menschenverachtende Einstellung als Erfolg feiert – das ist so next level ekelerregend, es macht mich einfach unglaublich wütend.
Ich wusste natürlich, dass eine Regierung unter einer Person Merz schlimm werden würde, aber wie schlimm, und wie schnell, das macht mich doch einigermaßen fassungslos. Dass man der AfD so sehr hinterherläuft, dass man so sehr ihre Positionen übernimmt und ihre Lügen (von der „Migrationskrise“) nacherzählt, das kann nicht nur von der Sorge um verlorene Wählerstimme getrieben sein, sondern das lässt sich nur durch eine gefühlte inhaltliche Nähe erklären. Auch hier: Keine Überraschung, die CDU verhält sich fremdenfeindlich, erzähl mir etwas Neues. Aber die Schamlosigkeit und die Schnelligkeit in der Umsetzung, mit der das geschieht (da werden einige Pläne in den Schubladen parat gelegen haben), hatte ich nicht erwartet. Das macht mich einerseits wahnsinnig müde (hilflos eben), andererseits: Man darf das nicht hinnehmen. Den Seenotrettern werden die Gelder gestrichen, an den Grenzen wird unter klarem Rechtsbruch wieder kontrolliert, mit den Taliban (mit den Taliban) soll über die Rücknahme von zurückgewiesenen Flüchtlingen verhandelt werden, das Prinzip eines individuellen Asylverfahrens wird konterkariert, dass es selbst Angela Ich-sitze-das-aus-Merkel kritisieren muss. Da sind es nur noch wenige Schritte bis hin zu den geschlossenen Lagern. Und das kann – darf – in Deutschland nicht die politische Linie sein. Es ist mir noch nicht so ganz klar, was sinnvollerweise getan werden kann, außer eben nicht die Falschen zu wählen und auf jeden Fall: sich aufzuregen. Das mache ich allerdings mit Ausdauer.