Nach einer ganz guten Nacht wachte ich am Montag einigermaßen ausgeschlafen aus, relativ entspannt vor einem hoffentlich ruhigen Tag, einziger Wermutstropfen etwas Hüftschmerzen. Die Hochrechnungen hatte ich am Abend zuvor noch gesehen, aber die letzten Details nicht mehr, dementsprechend angespannt holte ich die Zeitung aus dem Briefkasten und dementsprechend desillusioniert war ich: Nicht nur, dass die Menschheit vor der größten ökologischen Herausforderung der Menschheitsgeschichte steht, worauf wir nicht vorbereitet sind und wo wir extrem schnell und durchgreifend reagieren müssten, wir haben dazu noch spezifisch in Deutschland die Situation, dass das Land unter einem massiven sechzehnjährigen Reformstau verkrustet ist und dringend eine echte Modernisierung bräuchte. Und in dieser Situation sagen knapp 25% der Deutschen „ach, lass uns mal so weiter machen“?? Und sogar hier im Wahlkreis sagt die (knappe) Mehrheit „ach, nehmen wir wieder die gleiche CDU-Kandidatin wie seit Jahren, da weiß man, was man hat“? Das macht mich so müde, ich frage mich manchmal wirklich, ob ich in diesem Land noch leben möchte. Was sind das für Leute?
Ach ja, die Stadtbahn wurde übrigens abgelehnt, mit 58%. Vielleicht klappt es da jetzt wenigstens mit einem sinnvollen Dialog.
Zum Frühstück machte ich uns ein Müsli, dann ging der Liebste um kurz nach acht los auf den Bus – dieses Mal die ganze Strecke Bus, weil er den Kuchen für die Kolleg:innen transportieren musste. Ich suchte ihm die Fahrten ab der nächsten Haltestelle heraus, nur um dann festzustellen, kaum war er aus dem Haus, dass die Webseite des ÖPNV-Verbands mir einige Busverbindungen gegeben hatte, die als ersten Schritt von der „nächsten“ Haltestelle einen viertelstündigen Fußmarsch zum Hauptbahnhof einplanten (also Busse, die gar nicht von dieser Haltestelle fuhren). Vollkommen bescheuerte Suchmaske. Ich rannte ihm also in der Jogginghose hinterher und holte ihn an der Haltestelle ein. Alles gut, es kam dann schon noch ein Bus. Nur halt keiner der sieben Busse, die die Webseite angezeigt hatte.
Daheim dann etwas schreiben und duschen, um neun machte ich den Computer an und stellte fest, dass ich ausgesprochen wenig zu tun hatte: Mein Posteingang fast leer, und es war auch keine der Kolleg:innen krank (ich war als Vertretung eingeteilt). Ich konnte also einige ältere Punkte auf meiner Erlediliste abarbeiten (einen Auditbericht schreiben, Termine planen, ein FAQ-Dokument für neue Kolleg:innen fertig machen…) und beschäftigte mich damit den Vormittag über. Außerdem noch ein paar private Erledigungen: Zuerst die Rechnungen für die Online-Bestellungen vom Sonntag, dann hängte ich mich ein bisschen ans Telefon und war schließlich beim Zahnarzt (Kontrolltermin im November) und Tierarzt (Kater zum Impfen) erfolgreich, beim Hausarzt ist nach wie vor kein Durchkommen.
Die Mittagspause dehnte ich etwas aus: Wir hatten am Sonntag keine Lust auf Putzen gehabt. Und da Hausputz ja eine wunderbare Prokrastinationsmethode ist (es geht voran, man fühlt sich aktiv, man sieht das Ergebnis, ich hatte das schon zu Studienzeiten perfektioniert), putzte ich einmal Küche, Bad und die oberen Räume und fegte auch im Erdgeschoss durch. Dazu etwas Guardian-Podcast und anschließend zur Belohnung die restliche Zucchinitarte als Mittagessen.
Zu Beginn des Nachmittags machte ich noch einen Wochenplan und bestellte die Biokiste, dann arbeitete ich weiter und hakte ein paar Punkte ab, die ich bis jetzt ein bisschen aufgeschoben hatte, sehr gutes Gefühl. Um fünf war ich gerade am Schreiben einer letzten E-Mail, als unten die Haustür aufging und der Liebste schon wieder von der Arbeit daheim war. Das nahm ich als Signal, jetzt auch Feierabend zu machen. Zwar ein Minusstundentag, aber trotzdem eigentlich ziemlich produktiv gewesen, ich war zufrieden. Ich laberte den Liebsten erst einmal ein bisschen voll (den ganzen Tag allein daheim und ohne Online-Meeting, ich hatte außer dem Kater keine Ansprache gehabt).
Das Kochen erledigten wir gemeinsam (Qualitytime), ein schön deftiger Bohneneintopf mit frischen grünen Bohnen, Kartoffeln, Karotten und Räuchertofu. Um sechs war der Eintopf fertig, wir beschlossen aber, noch nicht gleich zu essen, sondern erst noch einmal eine Runde rauszugehen, einmal das Flüsschen hoch und runter. Das Gehen tat mir und meinem Rücken, den Gelenken… total gut. Außerdem natürlich ein bisschen Unterhaltung… Nach einer guten Stunde waren wir wieder daheim. Interessanterweise hatte der Eintopf jetzt genau die perfekte Esstemperatur.
Zum Essen ein wenig Raumstation. Der Kater, der das weiße Fell auf dem Sofa seit Neuestem offensichtlich als „seins“ deklariert hat (es ist ja nicht so, dass er nicht einen eigenen Sessel mit Decke und zusätzlich auf dem großen Sofa eine Decke für sich hätte), war leicht irritiert, als ich mich auf das Fell setzte, und legte sich mir mehr oder weniger zwischen die Beine. Wo er dann einschlief. Das war natürlich unglaublich herzzerreißend niedlich, allerdings konnte ich mich auch nicht mehr bewegen, nun gut.
Zum Nachtisch nach dem (sehr leckeren) Bohneneintopf hatten wir noch etwas Zwetschgenkuchen, den der Liebste wieder aus dem Büro mit zurückgebracht hatte – die Kolleg:innen waren sehr angetan gewesen, trotzdem waren genau zwei Stück übrig geblieben, prima.
Irritierenderweise wurden wir beide um halb neun unglaublich müde. Man kann doch nicht um halb neun schon ins Bett gehen? Wir hielten gerade noch so durch bis neun, dann gingen wir hoch und schafften es immerhin noch, ein paar Seiten zu lesen, bis wir das Licht ausmachten. Ich nähere mich wieder meinem Winterrhythmus an, wo ich am liebsten um neun schon im Bett wäre – leider fällt mir dadurch das Aufstehen am Morgen nicht unbedingt leichter. Murmeltierzeit.