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London Tag 2 und 3, Freitag 1.2. und Samstag 2.2.2019

Tag 2 am Morgen:

Ich bin schon eine Weile wach und habe mir jetzt gerade einen Tee gemacht. Der Rest in der Wohnung schläft noch. 
Das ist eine WG mit drei Personen, das vierte Zimmer wird als AirBnB vermietet. (Also doch kein Paar, wie zuerst vermutet.) Der Mann, mit dem ich Mailkontakt hatte, macht die Computer-Seite, wohnt hier aber nicht, die Frau wohnt hier und kümmert sich dann um den Gast vor Ort. Die anderen Mitbewohner habe ich noch nicht kennengelernt (ich war gestern auch dann ab 8 echt platt, bin nach unserem Telefonat recht bald schlafen gegangen).

Geschlafen habe ich prima. Das ist hier so eine Kollektion von Wohnblocks/Hochhäusern, die um einen Parkplatz/Hof/Wiese gruppiert sind, also Sackgasse. Autoverkehr gibt es quasi keinen, und Leute sind auch nicht viele unterwegs. Ich bin nur einmal aufgewacht, als jemand aufs Klo musste (die Wasserleitungen sind laut). Ansonsten alles sehr gut. 🙂

Tag 3 am Abend:

Der Tag 2 und der Tag 3 waren schon emotional sehr unterschiedlich:

Am Tag 2 noch ziemlich unter Ankunftsschock stehend – musste mich darauf einlassen, dass du nicht da bist, WG-Situation, konnte das Wohnen hier nicht so einschätzen, müde von der Anfahrt, ziemlich unsicher in allem. Dazu das schlechte Wetter, der Regen, Wind, Eiseskälte, mit dem Reiseführer und den Karten kam ich nicht zurecht… ich dachte irgendwann “was tu ich hier eigentlich?”. Meine “Programmpunkte” gestern, nämlich Houses of Parliament, Big Ben (der ja eh eingerüstet ist), The Strand und St. Paul’s Cathedral, konnte ich deshalb auch gar nicht so richtig genießen. Dazu das anstrengende Einkaufen bei Tesco’s mit diesen duppeligen Selbstregistrierkassen… War schon eine ziemliche Reizüberflutung. Na gut. 

Heute war es in vielerlei Hinsicht dann einfach besser: Das Wetter war viel schöner, ich hatte mir genauer Gedanken gemacht, wohin ich gehe, ich bekomme so langsam auch einen groben Überblick, wo was ist in der Innenstadt. (Ich habe eigentlich einen guten Orientierungssinn und komme in Großstädten immer gut zurecht, muss mich nur drauf einlassen.)

Die vielen Touristen waren eher abturnend. Buckingham Palace, Trafalgar Square, Picadilly Circus, die großen Einkaufsstraßen, National Portrait Galery – überall viel zu viele Menschen, immer in Gruppen, immer ein bisschen (unabsichtlich) rücksichtslos… und keine Engländer, so dass sich das ganze auch sehr unauthentisch anfühlte. Nun gut, ich bin natürlich auch Touristin. Aber trotzdem. Die nächsten Tage werde ich auch mal in die nicht ganz so touristischen Ecken gehen, denke ich. 

Ich hatte heute teilweise das Gefühl, dass ich zum Abbild meiner Mutter werde: Der Mantel ein bisschen groß, ich dadurch ein bisschen unförmig, die Tasche ein bisschen zu voll, ich dadurch immer am Kramen und Fummeln, und überhaupt immer ein bisschen Unsicherheit ausstrahlend… Ich weiß nicht genau, wie ich das einschätzen soll. (Wahrscheinlich nicht überbewerten.) Auf jeden Fall denke ich mal darüber nach. Auf den unförmigen Mantel lasse ich allerdings nichts kommen, den habe ich mir halt gekauft, als ich 7 kg schwerer war, ABER: winddicht, wasserdicht, wärmend, und eine schöne Farbe. Irgendwie kann ich die reihenweise Mädels mit viel zu kurzen Jacken, Bleistift-Stilettos und FREILIEGENDEN Knöcheln nicht verstehen… aber jeder wie er will. 

Heute sind übrigens tatsächlich zwei Typen im kurzärmeligen T-Shirt an mir vorbeigelaufen. Wir hatten 0° C. What the hell. 
Ich google jetzt nachher mal “Freedom for our boys” damit ich weiß, was diese Pro-Brexit-Heinis heute eigentlich wollten. Welche Boys?