Eher keine so gute Nacht, am Morgen schwer aufgewacht und nicht ausgeschlafen. Ich holte mir nur eine Tasse Tee und wollte einen schnellen Blick in die Zeitung werfen. Als ich die Tür aufmachte, um die Zeitung aus der Rolle zu holen, flatterte mehr oder weniger vor meinen Füßen eine Babykrähe auf. Schaute mich erschreckt an und begann dann, ungelenk halb hopsend, halb flatternd von mir weg Richtung Straße zu flüchten. Das war doof, denn wirklich fliegen konnte sie offensichtlich noch nicht und an der Straße waren Autos geparkt. Prompt kam aus dem Nachbarhaus eine Frau, die genau in das Auto stieg, unter dem ich die Krähe gesehen hatte. Ich lief also, Schlafanzug hin oder her, zum Auto und bat die etwas verwirrt dreinschauende Frau, noch einen Moment mit Losfahren zu warten, bis wir die Krähe lokalisiert hatten. Die war mittlerweile schlau genug gewesen, wieder von den Autos weg Richtung Gebüsch im Nachbarvorgarten zu hopsen – noch mal Glück gehabt.
Nach dieser morgendlichen Aufregung ging ich gleich unter die Dusche, denn um acht Uhr hatten wir eine Fortbildung. Ein bisschen früh, aber ich freute mich darüber, wir hatten schon länger keinen Input mehr gehabt, den ich auch wirklich gut benutzen konnte. Dieses Mal wurde uns ein neues Tool vorgestellt, das vielversprechend aussieht.
Der Liebste brachte mir während der Schulung noch einen Kaffee und ein Müsli, das ich klammheimlich parallel aß (man kann ja die Kamera ausstellen). Direkt nach der Schulung ging es mit einem Beratungstermin, Korrekturen und einer Reihe E-Mails weiter, der Vormittag war gut ausgefüllt.
Während meines Beratungstermins plötzlich Geflatter und Geklopfe auf meinem Fensterbrett: Eine zerzauste Babykrähe, ziemlich sicher die gleiche, hatte es für eine gute Idee gehalten, bei ihren Flugversuchen (sie übt offensichtlich noch) auf dem Fensterbrett zu landen. Das ist nur leider ziemlich schmal und leicht abschüssig, sodass sie dort keinen richtigen Halt bekam und mit einem Heidenradau hin- und herwackelte. Meine Kundin hat es vermutlich über Zoom gehört und sich gefragt, wer da vor meinem Fenster randaliert. Irgendwann war sie dann weg, vermutlich halb weggeflogen, halb -gefallen. Scheinbar ist unser Vorgarten jetzt zum Krähenflugübungsplatz umgewidmet.
Zum Mittagessen machten wir uns die zweite Hälfte vom veganen afrikanischen Imbiss warm, anschließend wie immer Espresso und Schokolade – wieder die vegane Nuss von Lindt, unglaublich gut. Wir unterhielten uns ein bisschen darüber, wie wahnsinnig groß der Unterschied ist zwischen der veganen Schokolade, die wir zu unseren veganen Anfangszeiten bekommen konnten, und den Sachen jetzt auf dem Markt. Das hatte ein bisschen was von „Opa erzählt vom Krieg“, aber der Unterschied ist riesig.
Während wir uns unterhielten und in der Küche standen, sah ich aus dem Fenster in unseren Hintergarten – und da saß die Krähe unter dem Flieder im Gras. Ich war etwas überrascht, dass sie es von vorne bis hinters Haus geschafft hatte (es war aber auch mehrere Stunden her seit dem Fensterbrett-Ausflug). Sie duckte sich in typischer Jungvogelmanier auf den Boden und kroch irgendwann noch halb unter die Zitronenmelisse, sodass sie quasi nicht mehr zu sehen war. Unser Kater schlief währenddessen auf dem Sofa, aber es gibt noch einige andere Katzen in der Nachbarschaft, ich hoffe, dass die Methode „Ducken und Verstecken“ ausreicht.
Ich ging nach der Pause wieder hoch ins Arbeitszimmer – und da sah ich im Holunder vor dem Fenster eine Babykrähe sitzen. Leicht wackelig auf den schmalen Ästen balancierend, aber immerhin auf Höhe des ersten Stocks. Da wir die Krähe im hinteren Garten erst vor wenigen Minuten gesehen hatten, konnte das nicht die gleiche sein – es waren also zwei Jungvögel, die unseren Garten unsicher machten. In einem der großen Bäume um unser Haus müssen Krähen erfolgreich gebrütet haben. Wir haben immer Krähen hier in der Nachbarschaft, aber die Jungvögel hatte ich bisher noch nicht so nah gesehen.
Am Nachmittag schaffte ich es, meine Inbox fast komplett leer zu bekommen dann hatte ich fast durchgehend Unterricht bis sieben Uhr – war mit allem ganz zufrieden. Dann schloss ich die letzten Sachen ab, korrigierte einen letzten Text und war um halb acht komplett fertig.
Der Liebste war noch am Arbeiten, ich machte in der Küche klar Schiff, dann kümmerten wir uns gemeinsam ums Abendessen: ein Quinoasalat mit gebratenem grünen Spargel und frischen Kräutern, wir konnten dafür die erste Minze aus dem Garten holen (kein Krähenbaby zu sehen). Eigentlich stand das als „Tabbouleh“ im Rezept, aber da wir Quinoa statt Bulgur nahmen, ist es eher kein Tabbouleh. Auf jeden Fall sehr lecker. Der Liebste schaute noch eine Runde TNG, ich las währenddessen den Guardian, hatte auf Fernsehen keine Lust. Dann früh ins Bett – wir waren beide ordentlich kaputt.