Recht gute Nacht, ich fühlte mich allerdings nicht so richtig ausgeschlafen am Morgen und kam nur langsam aus dem Bett. Es stand wieder ein Prüfungstag an, ich hatte also nur wenig Zeit. Trotzdem reichte es noch für ein Müsli, dann ging ich um Viertel vor acht aus dem Haus.
Der Vormittag war mit Prüfungsaufsicht verplant. Nur eine kleine Gruppe legte die Prüfung ab, darunter mehrere Personen, mit denen ich bis Freitag noch Vorbereitungskurs gehabt hatte (es fühlt sich immer emotional noch einmal ganz anders an, wenn „meine“ Leute dann Prüfung machen). Tragischerweise hatte einer der Prüfungsteilnehmer am Vortag vom Tod seines Bruders durch Covid erfahren, was die Prüfung für ihn gleichzeitig schwer und unwichtig machte. Ich sprach ihm natürlich mein Beileid aus, konnte aber nicht wirklich viel sagen – ich bin nie gut darin, die richtigen Worte zu finden. Aber vielleicht gibt es die auch so gar nicht.
Die Prüfung lief gut, ich war bis zwei eingespannt mit all den kleinen und größeren organisatorischen Dingen, die mit Prüfungen zusammenhängen, ich war allein verantwortlich, da meine Vertretungskollegin den ganzen Vormittag im Unterricht war. Ab zwei übernahm sie dann und ich konnte eine kleine Pause machen und dann bereits mit der Nachbereitung des schriftlichen Teils beginnen, während im Nachbarraum die mündlichen Prüfungen liefen (Prüfungsprotokoll, Sitzplan und Checklisten ausfüllen und hochladen, Material sortieren und verpacken…). Daneben kümmerte ich mich um meinen Posteingang, der zum Glück nur mäßig volllief.
Um vier waren alle mündlichen Prüfungen abgenommen, ich sprach noch kurz mit den Prüfenden (die mündliche Performance entsprach ziemlich exakt dem, wie sich die Leute im Unterricht vorher dargestellt hatten, ein paar Tipps hatten sie aber noch umsetzen konnten, was mich freute). Dann erledigte ich die letzten administrativen Dinge, bereitete gleich ein paar Sachen für die nächste Prüfung vor, die schon am Horizont auftauchte, und war um Viertel vor sechs fertig (eigentlich nicht so richtig, aber mit dem meisten, und ich wollte um sechs zuhause sein).
Daheim angekommen war der Liebste in ausgesprochen trüber Stimmung – die Arbeit lief nicht rund, über ein paar Kolleg:innen hatte er sich ärgern müssen und dann war er auch noch den ganzen Tag allein gewesen (es spielt beim Home Office eine große Rolle, ob man allein oder zu zweit daheim ist). Ich überredete ihn erst einmal, vom Sofa wegzukommen und mit mir zum Edeka zu gehen, wo wir frische Erdbeeren holten. Direkt an der Kasse sah ich Blumen, die alle ein Fairtrade-Siegel hatten, und nahm einen Strauß Rosen mit (ich denke, ab jetzt gelte ich ganz offiziell und endgültig als alt).
Daheim stellte ich einen Dampfkochtopf mit (vorher eingeweichten) weißen Bohnen und Sojabohnen auf, dazu schnippelten wir einen Berg Gemüse (Staudensellerie, Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln, Lauch, Tomaten), aus dem ich einen mediterran angehauchten Gemüseeintopf kochte, mit Olivenöl und einem Klecks Pesto in der Mitte. Sehr lecker, die Stimmung des Liebsten hob sich ein bisschen. Zum Nachtisch dann eine schöne Portion Erdbeeren mit Schlagsahne: Da sah die Welt schon fast wieder freundlich aus.
Wir waren beide ziemlich kaputt und gingen deshalb nach den Nachrichten, einem Quatschnasenvideo (Feta-Test) und einer TNG-Folge früh ins Bett. Ich schaute noch einmal schnell in den Garten, weil ich den Kater noch gar nicht gesehen hatte. Er kam dann auch relativ gleich angeflitzt und ging mit mir ins Haus, aber nach vier Leckerchen wollte er sofort wieder nach draußen. Es ist einfach alles so unglaublich spannend draußen zurzeit. Ich ging dann schlafen – es war zwar noch nicht ganz dunkel, aber ich bin ja auch schon alt. Mittlerweile.