Um Viertel vor sieben mit ordentlichen Kopfschmerzen und schmerzendem Kiefer aufgewacht, aber immerhin: durchgeschlafen! Zwar null erholt beim Aufwachen, aber man muss sich über die kleinen Dinge freuen. Auch wenn sie einem nichts bringen. Auf jeden Fall fütterte ich erst einmal den Kater, der den frühen Morgen damit verbracht hatte, unsere Badezimmerteppiche zu jagen (sollten wir jemals nachts hinterrücks von Badezimmertextilien jeglicher Art attackiert werden, der Kater wäre für uns zur Stelle) und hielt mich dann etwas am Tee fest, während das Kopfweh langsam wegebbte.
Etwas Schreiben, Zeitung und noch mehr Tee, dann gingen wir unter die Dusche, holten Stoffbeutel und Togo-Becher und gingen zum Lieblingsbäcker zum Frühstück. Drinnen sitzen darf man immer noch nicht und zum Raussitzen war es mir definitiv zu kalt (auch wenn er die Tische noch draußen stehen hat, aber das ist wohl eher für die Mittagssonne eine Option), also holten wir uns nur einen Hafermilchkaffee zum Rückweg und Brötchen sowie frisches Brot für daheim. Dort stellten wir die Brötchen im Korb auf den Esstisch und machten dann erst einmal eine Kanne Filterkaffee (der Liebste öffnete eine Packung Kaffee aus Bosnien, die er von einer Kollegin zum Abschied bekommen hatte, wunderbarer Kaffee, schön nach Mokka schmeckend). Da wir keine elektrische Kaffeemaschine haben, machen wir den Filterkaffee noch ganz altmodisch mit einem Porzellanfilter, durch den dann langsam das kochende Wasser gegossen wird. Das hat etwas sehr Meditatives.
Wir standen also ein wenig in der Küche, gossen schluckweise Wasser in den Filter, freuten uns am Duft und als ich wieder ins Esszimmer kam, saß jedenfalls der Kater seelenruhig auf dem Esstisch und kaute auf einem Laugencroissant.
Ich war erst einmal eine halbe Sekunde baff, klatschte dann laut in die Hände und rief HEY! Keine Ahnung, ob das katzenpädagogisch richtig war, es wurde von ihm auf jeden Fall verstanden, er verschwand unter dem Esstisch und schaute mich von dort mit großen Augen an. Ich redete etwas streng mit ihm und blinzelte ihm gleichzeitig zu, um ihm zu signalisieren, dass ich ihm gegenüber nicht bösartig eingestellt bin, aber halt das mit dem Esstisch nicht geht, wurde allerdings vom Liebsten unterbrochen, der mich natürlich gehört hatte, ZUR RETTUNG DER CROISSANTS ins Esszimmer gestürmt kam und den Kater erst einmal auf den Balkon schmiss.
Dort saß er dann für die nächsten Minuten, während ich dem Liebsten erklärte, dass der Kater aus Katzensicht ja überhaupt gar nichts falsch gemacht, sondern nur eine sich bietende Futterquelle genutzt hatte („aber das waren unsere Croissants“), dass wir natürlich hier als Mitkatzen schon unser Revier und unser Futter verteidigen durften, aber ohne grob zu sein („aber der hat unsere Croissants…“), und dass man vor allem dem Kater jetzt überhaupt nicht böse sein und nicht schmollen durfte („UNSERE CROISSANTS!!“). Beim Liebsten waren irgendwelche alten Kindheitstraumata geweckt worden von älteren Brüdern, die Brezeln am Frühstückstisch ablecken, er war rationaler Argumentation also nur teilweise zugänglich. Ich ließ den Kater wieder vom Balkon ins Esszimmer, wo er sich auf den Stuhl setzte und den Liebsten die nächste halbe Stunde aus schmalen Augen fixierte (und der Liebste zurück), und nahm mir (nach großzügigem Wegschneiden) das angenagte Croissant.
Nach der Aufregung dann ganz leckeres Frühstück mit sehr gutem Kaffee.
Nach dem Frühstück sortierten wir erst einmal gemeinsam die Wäsche, es sind an diesem Wochenende absolute Berge zusammengekommen, keine Ahnung warum. (Naja, teilweise sind die neu gekauften Bettlaken dafür verantwortlich.) Danach ging der Liebste in die Werkstatt, um den Holzwürfel für den Lichtwecker zu fräsen – so langsam nähert sich das Projekt seinem Ende (es ist ja auch erst seit zwei Monaten soweit, dass wir im Dunkeln aufstehen). Ich ging etwas nervös mit, denn ich will auf keinen Fall, dass da etwas schief geht – der Holzwürfel ist aus dem Nachlass meines Bruders, ein massiver, uralter Eichenklotz, wunderschön und absolut unersetzlich, wenn er beim Fräsen kaputt gehen sollte.
Ich musste mir aber zunächst keine Gedanken machen, denn aus irgendwelchen Gründen funktionierte die Fräse nicht. Der Liebste kam also wieder mit rein und verbrachte den restlichen Vormittag damit, nach Lösungen zu suchen. Ich las währenddessen ein bisschen.
Um kurz vor zwölf machten wir uns zum Wochenendeinkauf auf den Weg in den Supermarkt, in der Hoffnung, dass es dort etwas weniger voll wäre – das funktionierte so halb, wir standen nicht sehr lang an der Kasse, aber ich fand es trotzdem voll. Samstag halt. Immerhin bekamen wir das Meiste, was wir brauchten, und beim Gemüse wieder fast alles unverpackt.
Um halb eins waren wir wieder daheim, der Liebste verschwand im Waschkeller und ich machte das Mittagessen, eine Portion Spaghetti mit etwas Pesto Rosso (das war offen im Kühlschrank und musste verbraucht werden), dazu die letzte frische Tomate, die verbraucht werden musste, und ein paar Oliven und Kapern (die beide offen im Kühlschrank waren und verbraucht werden mussten, das Muster des Mittagessens sollte klar geworden sein). Dazu etwas angebratene Zwiebel und Knoblauch, zwei frische Pilze dazu und am Ende ein guter Schuss Chiliöl: Ein ganz wunderbares Mittagessen.
Am Nachmittag machte ich ein bisschen Pause auf dem Sofa, während der Liebste zum Fräsen in die Werkstatt ging – er hatte die Antwort für das Fräsproblem gefunden und legte los. Irgendwann setzte ich für das Abendessen den Pizzateig an und ging dann ins Schlafzimmer für eine Runde Yoga (Adriene Tag 7: Synchronize). Funktionierte ganz gut und hätte für meinen Geschmack ausnahmsweise dieses Mal sogar noch etwas fordernder sein dürfen, ich sollte das nicht zu laut sagen. Auf jeden Fall war ich topmotiviert und nicht völlig ausgepowert, deshalb nahm ich mir tatsächlich danach noch die Hanteln und machte für eine Viertelstunde Hanteltraining. Da kam ich dann allerdings schnell ans Limit, ich merkte sehr, dass ich schon ewig nichts mehr mit den Hanteln gemacht habe. Naja, aber es ging noch.
Mit etwas zittrigen Beinen kam ich wieder runter und schaute nach dem Liebsten, der den ganzen Nachmittag in der Werkstatt verbracht hatte – das Fräsen scheint deutlich länger zu dauern als gedacht, aber es sieht bis jetzt ganz gut aus. Ich ließ ihn weiterbasteln und machte mich ans Abendessen: Der Pizzateig war gut gegangen, ich schnippelte die Zutaten für die Pizza, machte eine Tomatensoße und schließlich eine Käsesoße zum Überbacken. Dafür nahm ich ein Rezept für „meltable Mozzarella“ von Gaz Oakley, naja, „meltable“ ist vielleicht ein bisschen zu optimistisch, aber der Käse bräunt wunderbar und zieht sogar ein kleines bisschen Fäden, für die Pizza also ein super Rezept (und leckerer als der letzte gekaufte, obwohl der auch ok war). Während des Kochens hörte ich mir eine Spezialfolge des Lage-Podcast an, Interview mit Ruprecht Polenz. Nun ist es natürlich ein bisschen witzig, wenn man ein Interview mit einem „CDU-Urgestein“ macht und dann jemanden nimmt, der innerhalb der CDU den linken Rand vertritt und eher nicht so wirklich repräsentativ für die Entwicklung der Partei ist (er tat mir so ein bisschen leid). Sehr interessant war’s auf jeden Fall.
Um zwanzig nach sieben holte ich den Liebsten aus der Werkstatt – er war noch nicht fertig, aber ich wollte nicht erst um halb zehn essen. Er rollte also den Pizzateig aus, belegte sie und füllte noch die gemachte Sojamilch ab, während der Ofen vorheizte, und zwanzig Minuten später hatten wir eine absolut super-wundertolle Pizza. Sehr lecker. Dazu etwas YouTube (Ed Hope hatte was Neues), dann Raumstation und ein Glas Rotling für mich, und zum Nachtisch noch einen Kokosjoghurt mit Hanfsamen und Bananen. Bevor wir dann ins Bett rollten.