Ziemlich urlaubsreif aufgewacht. Die Kopfschmerzen des Liebsten hatten sich zum Glück verzogen, ich fühlte mich dagegen ziemlich verspannt und kaputt (natürlich kein Vergleich zu einer richtigen Migräne). In der Küche sortierte ich erst einmal ein wenig Haferkörner durch wie ein braves Aschenputtel (bestimmt super gegen Verspannungen), dann jede Menge Tee.
Am Abend davor hatte der Liebste einen Knoten in ein Taschentuch gemacht, und das hatte, auch wenn es altmodisch klingt, hervorragend geklappt: Morgens erinnerten wir uns beide daran, dass wir dringend Ohrstöpsel bestellen müssen (die spezielle Sorte, die ich gern nehme, gibt es mittlerweile in der Stadt nirgendwo mehr zu kaufen). Nach dem Frühstück (restliches Brot mit Erdnussbutter) fuhr der Liebste also seinen Laptop hoch und suchte nach Ohrstöpseln (der Onlinehändler von der letzten Bestellung hat sie auch nicht mehr). Wir wurden schließlich bei einer Online-Apotheke fündig und nutzten die Gelegenheit, gleich noch veganes Vitamin D3 dazu zu packen. Und weil der Rechner schon lief, bestellten wir gleich noch einen Schwung neuer Handtücher – unsere jetzigen stammen noch aus der Zeit von vor unserer Hochzeit, und das ist nun schon ein paar Jahre her. (Yay.)
Durch das Internetgedöns kam der Liebste erst um kurz vor neun aus dem Haus und ich um neun an den Schreibtisch. Dort erwartete mich als erstes eine Mail, dass mein Einzelunterricht am Morgen abgesagt worden war – das war mir nicht unrecht, so konnte ich in Ruhe die letzten Texte meiner momentan laufenden Kurse korrigieren und abschließen und hatte dazu Zeit für administrative Sachen. Um zwölf Uhr noch eine Beratung (etwas schwierig, weil es eine Menge offener Fragen hinsichtlich Visumsvorschriften und -regularien gab, ich arbeite aber nun einmal nicht beim Ausländeramt), und um halb eins war der Vormittag schon vorbei und ich machte eine kurze Mittagspause mit einer großen Portion Cassoulet.
Ab eins war ich schon wieder am Schreibtisch und kümmerte mich um ein paar letzte Sachen: Ich wollte früh mit der Arbeit aufhören und noch ein bisschen was erledigt bekommen. Das klappte auch hervorragend, um Viertel vor drei beendete ich den Arbeitstag.
In der Mittagspause hatte ich mir das Buch „50 Spiele für aufgeweckte Katzen“ zum Durchblättern genommen. Das steht schon ewig im Regal, und ich hoffte auf ein bisschen Inspiration, jetzt wo unser Kater nicht mehr durch Leckerchen, sondern durch Zuwendung zufriedengestellt werden soll. Ein paar Ideen kannte ich schon, ein paar fand ich ein bisschen …bizarr, aber einige interessante Vorschläge waren dabei, und eine beschloss ich gleich umzusetzen: Eine Tageszeitung ausgebreitet auf den Boden, dann mit einem Bambusstöckchen ein bisschen darunter geraschelt und schauen, was passiert.
Es passierte auf jeden Fall etwas: Eine Viertelstunde später verzog sich der Kater sehr zufrieden schnurrend zum Putzen aufs Sofa und ich sammelte die letzten Reste einer komplett zerfetzten und durchgekauten Zeitung ein. (Ungefähr da fiel mir auch ein, dass ich die Zeitung eigentlich noch nicht so richtig gelesen hatte – ich hätte wohl besser eine aus dem Altpapier genommen. Nun ja.) Das war auf jeden Fall schon mal eine gute Idee, und ganz ohne Gedöns umzusetzen.
Nachdem der Kater also seine Beschäftigung bekommen hatte und schlafen konnte, ging ich um drei zum Yoga aus dem Haus – der Kurs begann dieses Mal früher, weil die Trainerin einen Termin hatte und zur gewohnten Zeit nicht konnte. Von halb vier bis fünf also auf die Matte und einmal die Wirbelsäule durchbewegt, sehr gut. (Nur ziemlich kalt im Raum, das war ein Manko, ich war über mein langärmliges Shirt froh. Das nächste Mal nehme ich meine Yogasocken mit.)
Nach dem Kurs noch ein bisschen Aufräumen, und dann setzte ich mich kurz ins Büro an den Rechner, schaute ein letztes Mal nach meinen Mails und aktivierte den Autoresponder: eine Woche Urlaub. Es fühlte sich gar nicht so richtig danach an und ich freute mich auch gar nicht so wie sonst, vor allem da ich nicht wegfahre und der Liebste keinen Urlaub bekommen hat. Was natürlich total doof ist. Aber ich habe mir ein paar Sachen vorgenommen, mal schauen.
Um Viertel vor sechs war ich wieder daheim, ungefähr zeitgleich mit dem Liebsten. Wir hatten Abendessen auswärts geplant und zogen das Sushi-Restaurant im Französischen Viertel in Betracht, aber als der Liebste dort zur Sicherheit anrief, gab es erst ab halb neun einen Tisch – so lang wollten wir nicht warten. Also entschieden wir uns für Pizza zum Bestellen, aber da wir eigentlich schon Lust hatten, auch noch raus zu gehen und nicht gleich auf dem Sofa zu versinken, gingen wir vor der Pizza noch zu unserer Stammkneipe ans Eck für einen Aperitif.
Dort war es draußen im Biergarten recht voll, aber mir sowieso zu kalt, wir gingen also rein (und waren dort fast allein). Linke Anarcho-Kneipe hin oder her, unsere Impfzertifikate wurden tadellos kontrolliert, und dann bekamen wir unser Bier innerhalb von fünf Minuten. Und als das leer war und wir irgendwie noch Lust auf ein weiteres Getränk hatten, weil Wochenende und Urlaub und Kneipe und überhaupt, wurde uns auch ein prima Hugo gemacht.
Lerneinheit des Abends: Was ist der Unterschied zwischen einem Longdrink und einem Cocktail? Wie wir herausfanden, gibt es da ein wenig sprachliche Verwirrung, aber eine gängige Definition ist diese:
Longdrink: eine Sorte Alkohol, mit Limonade oder Cola oder Soda gemischt, zusammengekippt (also nicht gerührt oder ähnliches), mit mindestens 9cl Alkohol, in einem hohen Glas serviert. Cocktail: mehrere Sorten Alkohol, kein Soda oder ähnliches, in irgendeiner Form „produziert“ (z.B. im Shaker geschüttelt), maximal 9cl Alkohol, in einem kleineren, oft bauchigen Glas serviert.
Hm. Nach der Definition wäre der Hugo dann wohl ein Longdrink. Vielleicht. Naja, Wikipedia sagt, es gibt zahlreiche Mischformen, und Cocktail ist sowieso ein Oberbegriff… Wie auch immer.
Wir gingen auf jeden Fall ziemlich gut gelaunt und leicht bedüdelt heim und bestellten dort zwei vegane Pizzen bei Domino’s. So richtig lecker waren die allerdings nicht: Von „geil, Essen, heiß“ über „mja, noch mal ein bisschen Chiliöl drüber machen“ zu „ach, du kannst den Rest essen, ich mag eigentlich nichts mehr“ dauerte es keine fünfzehn Minuten. Das war jetzt das dritte Mal mit Domino’s Pizza, und es ist genauso wie früher in unserer vorveganen Zeit: Man bekommt das Zeug sehr schnell über. Das nächste Mal machen wir lieber wieder Pizza selbst.
Auf jeden Fall waren wir aber sehr satt, auf weiteren Alkohol verzichteten wir, auf die Raumstation auch, stattdessen schauten wir auf YouTube bei John Oliver vorbei (hey, wieder mit Publikum!). Nicht so ein schlechter Start ins Wochenende.