Die Nacht war ziemlich kurz, ich hatte ewig nicht einschlafen können. Morgens kam ich so einigermaßen aus dem Bett, die Stimmung eher gedämpft. So langsam trifft mich die Erkenntnis, dass wir dieses Jahr schon wieder quasi nichts machen können, was die letzten Jahre unsere kleinen Weihnachtstraditionen ausgemacht hat: Heiligmorgenbier auf dem Marktplatz, gemeinsames Kochen und Die Hard, am ersten Feiertag Weihnachtsgottesdienst/-konzert mit irgendwas von Bach, mittags oder abends zum Essen ins Restaurant, und am zweiten Feiertag dann ein langer Spaziergang. Und natürlich das Sonic Love-Konzert direkt zwischen den Jahren. So hatte sich das die letzten Jahre mehr oder weniger etabliert und war wirklich okay – gegen die fast unausweichlich aufkommende Weihnachtstrübseligkeit ein paar nette Sachen zu setzen, die irgendwie von uns sind. Dieses Jahr geht halt wieder das meiste nicht und auf die Sachen, die noch gehen würden (kochen, Spaziergang) hatte ich dann auch nicht so richtig Lust. (Naja, Die Hard vielleicht.) Dazu hatte der Liebste mir vor ein paar Tagen mitgeteilt, dass er doch nicht, wie ursprünglich gesagt, an Heiligabend, sondern erst nach Weihnachten Urlaub hat, also noch bis zum 24.12. arbeiten wird. Super Start. (Um das gleich vorzuziehen: Abends kam er dann mit der Nachricht heim, dass er irgendwas nicht ganz richtig im Kopf gehabt hatte, die erste Information war doch richtig gewesen und er hatte an Heiligabend frei. Na immerhin.)
Auf jeden Fall hatten wir ein Müsli zum Frühstück, ich freute mich über das frisch geputzte Bad (…die kleinen Dinge) und startete ab neun mit der Arbeit.
Den Vormittag über war ich mit einigen Mails beschäftigt (ein paar „Problemfälle“ in einem meiner Kurse klären, eine Person hatte eine Frage wegen Visum und Zertifikat, einige Termine ausmachen…), außerdem das erste Beratungsgespräch des Tages, eine sehr nette Person (die ich nächstes Jahr in einem meiner Kurse sehen werde, sehr schön). Ab halb zwölf hatten wir dann eine „Fragestunde“ im Team: Ab nächstem Jahr werden wir mit einem etwas geänderten didaktischen Konzept einen Teil der Kurse starten, was schon eine ziemliche Umstellung werden wird. Dazu hatte unser Pädagogikteam angeboten, eine Stunde lang Fragen dazu zu beantworten und Tipps zu geben. Überraschenderweise war außer mir nur noch eine andere Kollegin da, ich hätte erwartet, dass mehr Leute Fragen haben und die Chance nutzen. So konnten wir aber wenigstens ziemlich im Detail sprechen und hatten genug Zeit.
Um halb eins machte ich eine kurze Mittagspause (zweite Hälfte Curry, leider ziemlich trocken). Ich schaute mir etwas missmutig den Brotteig an, den ich morgens angesetzt hatte – es ist einfach zu kalt für gut gehenden Hefeteig – und arbeitete ab eins weiter.
Wieder einiges Mail-Gedöns, dann hatte ich um drei eine wichtige Besprechung mit einer Kollegin wegen der Prüfungen im kommenden Jahr, und schließlich durchgehend bis halb sechs Beratungstermine. Ein paar Kolleg:innen haben momentan etwas weniger Kapazitäten für Beratungen, deshalb hatte ich ein paar mehr übernommen. Überraschenderweise kamen alle pünktlich, alle Internetverbindungen funktionierten, und alle waren sehr nett (der letzte Punkt ist am wenigsten überraschend, der Großteil unserer Kund:innen ist supernett). Ich war wirklich sehr zufrieden. Noch etwas Nachbereitung, und um sechs Uhr war ich endgültig fertig und machte Feierabend.
Der Liebste war um kurz nach halb sechs schon heimgekommen und wir besprachen (nachdem ich ihn vom Laptop hatte weglotsen können) das Abendessen. Ich hatte ein Bosh-Rezept geplant: „Cheat’s Toad in a Hole“, was vermutlich so eine Art englischer Variation von Würstchen im Schlafrock ist, der Cheat-Teil kommt daher, dass man die (Tofu-)Würstchen einfach auf Blätterteig legt (und etwas einschneidet), anstatt sie irgendwie zu umwickeln oder so. Wir hatten nur vier Tofuwürstchen da, und irgendwie kam mir das etwas wenig vor, außerdem war ich unschlüssig wegen einer Beilage… also gingen wir in den Supermarkt. Und kamen am Ende mit drei vollgepackten Taschen wieder heim, die Feiertage werfen ihre Schatten voraus.
Daheim dann kochen: Neben dem Blätterteig-Tofuwurst-Gedöns hatten wir uns für Pommes entschieden (sehr ungewöhnlich, ich glaube nicht, dass ich in 11 Jahren Beziehung schon einmal Ofenpommes mit dem Liebsten gemacht habe), außerdem machten wir eine Curry Gravy, alles sehr englisch. Ziemlich schnelles Essen, am längsten brauchten die Pommes mit 25 Ofenminuten. Das Blätterteig-Gedöns war prima, die Gravy sehr lecker, die Pommes: Naja, nach dem zweiten Bissen fiel mir wieder ein, warum ich Pommes eigentlich gar nicht so mag. Aber sie machten satt.
Als Nachtisch ein geschnitzelter Kohlrabi, um das doch recht ungesunde Abendessen ein bisschen auszugleichen. Dazu eine Doku: Ich wollte Blaulichtporno, der Liebste eine Tierdoku, wir endeten quasi in der Mitte und entdeckten in der NDR Mediathek eine Tierarzt-Dokuserie. Die hat ungefähr 40 Folgen oder so, wir haben also die nächsten Wochen noch ein bisschen was anzuschauen.