Um halb sechs wachte ich auf, weil die Heizung plötzlich ansprang. Keine Ahnung, wer ihr erzählt hat, dass wir wach sind und es Tag und ihre Arbeit gefordert ist, auf jeden Fall wurde es sehr schnell sehr stickig im Schlafzimmer. Ich drehte zwar am Heizrad und der Liebste „schickte das Männchen aus dem Häuschen“ (=drückte auf das Symbol am Thermostat, um ihn von „Raum belegt“ auf „Raum leer“ zu stellen, das Symbol ist ein Häuschen mit und ohne Figur). Trotzdem konnte ich dann nicht mehr so richtig schlafen und dachte halt noch ein bisschen vor mich hin. Gegen halb sieben stand ich auf (faktisch eine Minute vor dem Weckerklingeln).
Ein ruhiger Morgen mit Zeitung und Tee und dem Versuch, unter einer langen heißen Dusche viel Wärme für den Tag zu tanken (der Garten draußen war komplett gefroren, ordentlich frostiges Wetter). Um halb neun begleitete ich den Liebsten ein paar Schritte bis zum Viertellieblingsbäcker (währenddessen begann es staubig-nieselig zu schneien), holte mir zwei Brötchen und ein Laugencroissant und ging wieder heim. Das Croissant gab es gleich auf die Hand, die Brötchen (mit einem Rest veganem Bresso) aß ich vor dem Rechner, während ich ab neun die Arbeit startete.
Der Arbeitstag war insgesamt unspektakulär, aber recht erfolgreich: Die Anfragen, Meetings und Punkte auf der Erlediliste schlossen sich so praktisch aneinander an, dass ich den ganzen Tag gut beschäftigt war, aber mich nie gehetzt fühlte. Unter anderem stellte ich zwei Bescheinigungen für Behörden aus, vereinbarte ein paar Beratungstermine, ging schon in die Detailplanung für die kommenden Januar-Prüfungen, legte ein paar neue organisatorische Dinge für die Teamkommunikation im neuen Jahr fest… Meine Inbox leerte sich in sehr befriedigendem Tempo. Außerdem morgens ein kurzes Meeting mit einer Kollegin, zwei Beratungen und ein spontanes zweites Meeting mit einer anderen Kollegin, wo ich ein paar wichtige Informationen geliefert bekam.
Eine der beiden Beratungen war (logisch) supernett, die andere war… bizarr: Die Person war zwar nicht nicht nett, aber merkwürdig drauf. Ich erinnerte mich während des Gesprächs daran, dass ich im letzten Jahr schon mit ihr gesprochen hatte (und meine Kollegin wohl auch schon einmal), damals hatte sie sich sehr gegen die Idee von Onlinekursen gesträubt. Jetzt hatte sie sich damit wohl abgefunden, sie wollte gern einen Kurs und anschließend Prüfung machen. Die Begründung: Sie war Pflegekraft, hatte aber in Deutschland noch keine berufliche Anerkennung. Und die wollte sie jetzt so schnell wie möglich vor dem 15. März, denn… sie „war mit der Impfung noch nicht so weit“ (O-Ton) und dachte anscheinend, ein Zertifikat würde für sie die Impfpflicht irgendwie aushebeln oder so. Keine Ahnung, wie sie sich das zusammengereimt hat. Wir haben vor März sowieso keine Prüfungsplätze mehr, also war es das schon mit dem „schlauen Plan“.
Viel zu erledigen, viel abzuhaken, und der Modus zog sich irgendwie den ganzen Tag durch, sogar dann, wenn ich eigentlich Pause machen wollte. Zum Beispiel kurz Kaffeeholen: Ich ging runter, um mir einen Kaffee zu machen, sah dabei, dass die Spülmaschine durchgelaufen war und das Brot jetzt in den Ofen konnte, machte also den Ofen zum Vorheizen an, räumte die Spülmaschine aus, während der Ofen vorheizte, machte den Wasserkocher für den Kaffee an, sah dabei, dass die Teebeutel aus der Thermoskanne genommen werden mussten, warf sie in den Bioeimer, stellte fest, dass dieser voll war, goss den Kaffee auf, stellte das Brot in den Ofen, trug den Bioeimer nach unten, nahm gleich die leere Vogelfutterschüssel mit, sah unten, dass man die Katzenfutterschüsseln spülen musste, brachte den Bioeimer zum Kompost, sah den im tiefgefrorenen Garten völlig schutzlosen Rosenstock, holte den Schuppenschlüssel von der Kellertür, holte Stroh aus dem Schuppen und packte die Rose ein, ging wieder in den Keller und spülte die Katzenfutterschüsseln, spülte den Bioeimer, brachte den Bioeimer nach oben. Und nahm dann meinen Kaffee.
Um halb eins eine kurze Pause (die zwei restlichen Tofuwürstchen im Blätterteig mit Gravy, daneben Brot rausgeholt, Wäsche sortiert und eine Waschmaschine gestartet), dann die Nachmittagsarbeit. Noch ein kurzes Meeting mit dem Chef, und dann waren die Termine für den Tag endlich abgehakt und ich kam richtig schön voran mit meiner Erlediliste. Demnächst werde ich vom 2021er-Kalender auf den 2022er wechseln und dort Termine übertragen (online stehen sie alle schon) und auch ein paar Erledipunkte gleich für Januar eintragen. Das fühlt sich gerade nach angenehmer Kontinuität und gleichzeitig einem Schnitt an. Weiß nicht, ob das Sinn macht, aber ich bin positiv gestimmt, wirklich eine ganz gute Urlaubspause machen zu können.
Ach ja, kleine Essenspause am Nachmittag: Ich probierte den neuen veganen Griespudding von Dr. Oetker, und Jungejunge, ist der lecker. Ich atmete den kompletten Becher quasi ein. Sehr cool. Könnte es das jetzt noch in Bioqualität geben…?
Um Viertel vor sechs machte ich endgültig Schluss. Der Liebste war noch nicht daheim, und ich nutzte die Zeit, um schnell in den Supermarkt zu gehen (von der Schwester wurde geratschlagt, mindestens einmal pro Tag an die frische Luft zu gehen, Supermarkt gilt bestimmt auch). Für das Rezept fehlten Karotten und Grünkohl, den es im Supermarkt allerdings nicht gab (buh), ich nahm Wirsing stattdessen. Außerdem holte ich Ceterizin in der Apotheke und erfuhr dort, dass es seit letztem Jahr die bisher rezeptpflichtige Ceterizin-Variante jetzt einfach so gibt – also die, die nicht müde macht und einen zu einem Zombie mutieren lässt. Zwar mit einem sportlichen Preisunterschied („normales“ Produkt zwei Komma irgendwas für 20 Stück, neues Produkt 9,98 für 18 Stück), aber ich nahm trotzdem neben den normalen Ceterizin eine Packung von den neuen mit. Wenn die gut funktionieren, dann wäre das schon eine sehr große Erleichterung.
Daheim war der Liebste mittlerweile auch da und schon beim Kochen (ich mogelte Wirsing und Karotten noch drunter und kümmerte mich dann um die durchgelaufene Waschmaschine), ein italienischer Eintopf: Pasta e Fagioli, mit Borlottibohnen und Tomaten und halt sonst Gedöns. Sehr lecker. (Und sehr gesund, nach dem Fast Food-Exkurs am Vortag.) Dazu natürlich die Tierärzte mit Herz, ein bisschen Nachrichten und dann noch eine Runde Raumstation: So langsam nähern wir uns da dem großen Showdown.