Nachdem ich um zehn nach neun todmüde ins Bett gefallen und sofort eingeschlafen war, hatte ich eigentlich erwartet, morgens wieder sehr früh aufzuwachen, aber dem war nicht so: Nach zwei langen und intensiven Traumphasen (beide von der Arbeit, typisch für den Urlaubsanfang) wachte ich schließlich um Viertel vor sieben auf. Ordentlicher Muskelkater, nach nur ein bisschen Friedhof, Spaziergang und Yoga, puh. Davon abgesehen war die Laune recht ausgeglichen. Etwas Tee, etwas Zeitunglesen (noch vom Freitag), ich schrieb ein paar E-Mails und las ein wenig im Internet (übrigens habe ich mich am Freitag für eine Twitterpause bis ins kommende Jahr entschieden, ein bisschen Digital Detox und so, zumindest teilweise). Der Liebste machte uns ein Porridge zum Frühstück.
Tja, und dann marschierte ich nach oben, holte mir ein neues Buch und lag die nächsten Stunden lesend auf dem Sofa. Ich weiß nicht, wann ich das das letzte Mal in solcher Ausführlichkeit gemacht habe. Dazu viel Tee, um halb elf die restlichen Lebkuchen… Zwischendrin stand ich mal auf, hängte ein paar Weihnachtsanhänger ins Fenster und stellte die Weihnachtskarten ein bisschen dekorativ zurecht. Das war es quasi an Ereignissen. Gegen eins machte der Liebste die zweite Portion Linsen warm und kochte frische Spätzle dazu. Eine Riesenportion, wir waren beide sehr satt, deshalb zum Espresso auch keine Schokolade (sowieso habe ich dem Liebsten die Schokoweihnachtsmänner – wir hatten noch drei – mehr oder weniger überlassen, ich habe gar keine Lust mehr auf Schokolade, also von Lebkuchen abgesehen, aber die sind jetzt auch durch).
Am Nachmittag korrigierte ich ein paar Einträge auf dem Blog (ich finde immer irgendwelche Tippfehler und blöden Formulierungen, kein Wunder, irgendjemand stört mich gelegentlich beim Schreiben), während der Liebste für uns eine neue Fußmatte für den Eingangsbereich bestellte, nachdem der Baumarkt ja keine passende hatte. In der Bandbreite zwischen 20 und 300 Euro war alles zu haben, und da unser Kater auch die nächste nicht lang heil lassen wird, entschieden wir uns für eine nicht ganz so hochpreisige.
Irgendwann ging ich schließlich duschen (es ist erst dann richtig Urlaub, wenn man bis zum Nachmittag in Schlamperklamotten rumliegt), wir hörten die letzte Ausgabe des Coronavirus-Update zu Ende (bitte liebe Sandra Ciesek, das Ding heißt Omicron und nicht OMnicron, es bedeutet „kleines o“ – o micron – und ich beiße in den Lautsprecher, wenn ich es noch mal falsch höre), und dann machten wir uns gegen fünf für einen längeren Spaziergang aus dem Haus. Draußen war es schon dunkel, wir gingen deshalb in die Innenstadt, weil es da beleuchtet ist und wir erwarteten, wenig Leuten zu begegnen, es war aber trotzdem voll. Zwar hatten die meisten Kneipen und Restaurants geschlossen, aber es waren wie wir auch viele Spaziergänger unterwegs. Feuchte Luft und Bodennebel, es war eine geheimnisvolle (und irgendwie auch gemütliche) Atmosphäre. Mir hatte vom großen Mittagessen ziemlich der Bauch gedrückt, der Spaziergang war genau richtig.
Daheim versorgten wir den Kater und lösten ein bisschen Zeitungs-Weihnachtsrätsel, und gegen sieben begannen wir mit gemeinsamem Kochen. Als „großes Weihnachtsessen“ hatte ich eine „Seaside Roll“ geplant (ein Bosh-Rezept), das ist quasi eine Art „Fisch“pastete, wobei der Fisch im Inneren durch gewürzten Tofu repräsentiert wird, dazu eine Salsa Verde, Ofenkartoffeln und ein Chicoréesalat.
Das Kochen war irgendwie ein bisschen anstrengend (wie immer, wenn man mehrere Komponenten gleichzeitig im Auge behalten muss), der Liebste war etwas gestresst und irgendwann von der Weihnachtsplaylist genervt (die war aber auch doof, Ausschalten war eine gute Idee). Naja, die Pastete funktionierte am Ende ganz ok und kam am Stück in den Ofen. Während sie mit den Ofenkartoffeln vor sich hin bruzzelte, machte der Liebste den Salat und ich ging für eine halbe Stunde zu Adriene auf die Matte (Tag 25, Love).
Dann Abendessen: Der Chicoréesalat mit einem Orangen-Senf-Dressing war unglaublich lecker, die Ofenkartoffeln mit der Salsa Verde auch sehr gut, die Pastete… naja. Ein bisschen lahm, das nächste Mal füllen wir die Pastete lieber wieder mit Kidneybohnen und Kraut oder mit Sojaschnetzeln oder sowas. Also nicht schlecht, nur recht langweilig. Immerhin hatten wir dazu einen fantastischen Wein, einen 2019er Riesling aus dem Elsass, der weder zu alt noch zu säuerlich war. Auf einen Nachtisch verzichteten wir. Und auf sonstiges Weihnachtsgedöns, Weihnachtsfilme und so weiter auch: Irgendwie wollten wir beide einen „normalen“ Abend… Also schauten wir in der NDR-Mediathek ein wenig die Tierärzte-Doku weiter und gingen um zehn schließlich mit Buch ins Bett.