Flohgeschichten und Drüsen und Wochenende und so – Freitag 14.1.2022

Lang wach gelegen in der Nacht und gegen Morgen richtig tief geschlafen, dementsprechend blöd war der Wecker. Noch blöder war, dass ich, statt auf die Snooze-Taste zu drücken, den Wecker versehentlich ganz ausschaltete und wieder einschlief. So zwanzig Minuten später wurde ich dann (immerhin) wach, leicht belämmert. Dadurch war es dann etwas knapp am Morgen, denn ich hatte schon wieder einen frühen Termin. Ein kurzer Blick in die Zeitung, zwei Scheiben Brot mit Bresso zum Frühstück, eine schnelle Dusche, und dann mit einem Tee an den Rechner, ich startete um Viertel vor acht.

Nach einem kurzen Mail-Check (und Teams-Check, mein Teams scheint sich wieder berappelt zu haben, zum Glück – beim Liebsten ging es gestern bei der Arbeit übrigens auch nicht, es scheint also ein Microsoft-Problem gewesen zu sein) hatte ich ab kurz nach acht ein erstes Meeting, erstaunlich produktiv. Direkt danach ein Einzeltraining. Ich kenne die Teilnehmerin schon lang und freute mich, sie im neuen Jahr wieder zu sehen. (Ganz nebenbei, wann genau ist eigentlich die Zeitphase vorbei, bis zu dem man noch „frohes neues Jahr!“ sagen muss? Jetzt demnächst, oder…?) Sie ist gerade dabei, mit ein paar Freundinnen ein Netzwerk zur Unterstützung polnischer Migrantinnen aufzubauen, und das ist ein sehr cooles Projekt, was sie da in der Pipeline hat. Es war für mich ziemlich überraschend, dass es in dieser Hinsicht wenig gibt, zumindest in unserer Region.

Den restlichen Vormittag war ich gut mit Vorbereitungen für die nächste Woche beschäftigt: Ich starte einige neue Kurse, und es gab einiges dafür zu tun. (Zum Glück dauert es noch eine Weile bis zur nächsten Prüfung.) Um elf hatte ich eine Beratung und direkt anschließend ein Meeting mit meiner Kollegin, die mit mir gemeinsam die Prüfungen organisiert. Neben ein paar organisatorischen Sachen, die wir zu besprechen hatten, gingen wir gemeinsam unsere Jahresplanung durch und sprachen unsere Urlaubsplanung ab (wir vertreten uns gegenseitig). Es fühlt sich komisch an, jetzt schon (gerade frisch aus dem Urlaub zurück) die nächsten freien Zeiten einzutragen und dabei zu überlegen, wann man im Sommer Urlaub hat (…und was man dann macht. Nicht dass ich das mit meiner Kollegin besprechen würde, aber ich denke halt darüber nach: Kann man im Sommer wieder einigermaßen unbeschwert wegfahren? Sollte man? Sollte man jetzt schon buchen…?).

Um halb eins machte ich eine knappe Stunde Mittagspause, machte den Rest der Ramen-Suppe heiß (mit einer frischen Portion Mie-Nudeln, weil wir nämlich immer Mie statt Ramen nehmen, der Unterschied erschließt sich mir nicht) und bubelte mit dem Kater herum. Seine Bisswunden sind trocken und ein bisschen verkrustet, und es scheint sich nichts entzündet zu haben. Glück gehabt.
Lesen während der Mittagspause: In Bill Brysons Buch bin ich mittlerweile beim Chemie-Kapitel angekommen (Drüsen und Hormone, Neurotransmitter, Enzyme und so weiter). Alles hochspannend, wenn auch etwas erschütternd, dass ich das Buch im August 2020 gelesen habe (also vor einem knappen halben Jahr) und mich an so wenig erinnere. Es ist aber natürlich auch gepackt voll mit Fakten.

Ab halb zwei arbeitete ich weiter bis halb fünf, mit einer kurzen Unterbrechung, um den Liebsten zu begrüßen, der um kurz nach vier von der Arbeit kam. Meetings hatte ich keine mehr, also konnte ich mich auf die Unterrichtsvorbereitung für die Kurse nächste Woche konzentrieren – wenn alles Material aktuell gewesen wäre und ich alle organisatorischen Informationen gehabt hätte. Hatte ich aber nicht, doof, also kam ich nur so halb weit (war aber trotzdem bis halb fünf beschäftigt, es sind immerhin mehrere Kurse). Ich nahm mich am Montag mal aus dem Vertretungsplan heraus. Wenn ich am Montag noch irgendwo Vertretung machen muss, dann bekomme ich meinen Unterricht nicht fertig geplant.

Um halb fünf packte ich meine Tasche und ging zum Yoga. Endlich war ich mal so aus dem Haus, dass ich wirklich in Ruhe schnelltesten und mich umziehen konnte. Wir waren dieses Mal wenige Leute und ich fand die Atmosphäre irgendwie komisch, so ein bisschen angestrengt (das war aber vermutlich nur in meinem Kopf so). Auf jeden Fall waren die Positionen anstrengend und die Sehnen und Gelenke taten weh und ich war bei der Arbeit nicht so weit gekommen, wie ich wollte, und die nächsten Wochen wartete viel Arbeit auf mich, und der Kater war gebissen worden, und der Liebste hatte nicht so gute Laune, und irgendwie war alles mäh. Wenn im Übrigen diese verdammte Pandemie nicht wäre, dann wäre ich jetzt gar nicht zum Yoga gegangen, sondern hätte mich in den Zug nach Siegen gesetzt, um den Berliner Lieblingsmenschen zu besuchen. Das hat jetzt nicht geklappt, weil die Unis wieder auf Online umgestellt haben und er gar nicht in Siegen ist. Und man außerdem bei den explodierenden Zahlen nicht durch die Gegend fahren sollte. Kein Wunder, dass ich schlecht drauf bin.

Als ich heimkam, hatte der Liebste schon gekocht und war von der Gesamtsituation rundum genervt: Er war todmüde, der Kater maunzte die ganze Zeit, der Lichtwecker machte nicht, was er sollte… Hm. Ich schnappte mir den Kater, stellte ihn auf das Bänkchen im Flur und bürstete ihn einmal durch. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass er sofort abhauen würde, aber er begann zu schnurren und blieb sogar stehen, als ich ihn losließ. Es schien ihm tatsächlich zu gefallen.
Übrigens, Kater: Er marschierte mir hinterher, als ich hoch ins Bad ging, und dort kraulte ich ihn auf den weißen Fliesen etwas durch. Wodurch ihm ein merkwürdiger schwarz-brauner Krümel aus dem Fell fiel. (Sehr klein.) Woraufhin erst ich, dann der Liebste, erst mit bloßem Auge, dann mit der Lupe zu erkennen versuchten, ob das jetzt ein zerdrückter Floh war, der ihm aus dem Fell gefallen war. Das war leider gar nicht so leicht zu sehen (…ich glaube das ist nur Schorf. – Ne, das ist ein Floh, schau mal da, die Beine! – Das ist ein Fussel, keine Beine. Oder doch? Dreh mal um… – vielleicht doch nur Schorf, der Rand ist so zackig. – Könnte aber auch der zackige Panzer sein? – Aber wo ist dann der Kopf…?). Am Ende stellte sich das Ganze tatsächlich nur als Schorf heraus, dass hätten wir uns denken können: Der Kater hatte schon mal Flöhe, und diese waren deutlich größer und mit bloßem Auge sehr eindeutig zu identifizieren. Wir werden trotzdem mal demnächst prophylaktisch ein Spot-on Präparat besorgen. Sicher kein Fehler.

Als Abendessen gab es einen Rumfort-Eintopf mit ordentlich Kohl, der um ehrlich zu sein etwas langweilig war, aber mit einem großen Klacks Pesto schön aufgepeppt wurde. Dazu schauten wir zwei Folgen Raumstation (es sind jetzt insgesamt noch drei oder vier, am Wochenende sind wir vermutlich damit durch, mäh) und hatten außerdem ein Feierabendbier und etwas Vanillepudding zum Nachtisch. Dann warf ich noch einen Blick auf Insta, während der Liebste neben mir fest einschlief – keine Ahnung, wovon der so erschöpft ist. Auf jeden Fall gingen wir um halb zehn hoch, er zum Schlafen, ich um das Drüsenkapitel noch abzuschließen, beste Bettlektüre.