Ornithologische Betrachtungen, Samstag 15.1.2022

Eher halbgare Nacht, und beim Aufwachen ordentliche Kopfschmerzen (der Liebste und ich) und doofe Rückenschmerzen (nur ich). Mir graute ein wenig vor der anstrengenden Woche, was aber vermutlich nur Kopfsache war: Sooo viel Arbeit wartet gar nicht auf mich, in erster Linie ein paar neue Aufgaben, in die ich mich einarbeiten muss. Es gibt also keinen Grund, warum das nicht zu schaffen sein sollte. (Hoffe ich.) Auf jeden Fall erst einmal: Wochenende mit wenig Aufgaben, nicht so schlechte Aussichten.

Morgens räumte ich erst einmal im Erdgeschoss auf (Wohnzimmer, Esszimmer und Küche) und räumte die nachts durchgelaufene Spülmaschine aus, dann viel Tee. Während ich so aus dem Esszimmerfenster schaute, fiel mir auf, dass die Türkentauben, die morgens gleich auf den Balkon zum Fressen gekommen waren, plötzlich verschwunden waren, irgendein brauner Fleck jagte quer durch den Garten. Einen Moment später landete der Fleck im Ahorn am Gartenrand: Ein Falke saß dort, putzte sich und betrachtete unseren Garten. Wir waren erst nicht ganz sicher, ob es wirklich einer war – kürzlich war schon einmal ein vermutlich junger Falke im Fliederbusch quasi direkt vor dem Küchenfenster gesessen, aber dann weitergeflogen. Dieser hier saß eine ganze Weile da, der Liebste holte das Fernglas (was ich mir schenkte, mit Ferngläsern konnte ich noch nie gut umgehen). Während wir noch so beobachteten, flog der Falke plötzlich auf unseren Dachterrassenrand und saß dadurch zwei Meter vom Esszimmertisch entfernt – so gut zu sehen und so schönes Gefieder! Er ließ sich ein paar Momente beobachten und flog dann davon.

Die Tauben (Türkentauben und Ringeltauben) kamen einige Zeit später wieder zurück, vermutlich hatten sie sich irgendwo im Geäst in den Bäumen ringsum versteckt und den Falken misstrauisch beäugt. Ich dachte über ein (für mich) schwieriges Dilemma nach, denn das sind ja alles Wildtiere und jeder soll fressen dürfen, aber was, wenn der Falke eine „unserer“ Tauben schlägt? Die hier im Garten brüten und an unsere Futterstelle kommen…? Während der Liebste schon enthusiastisch von „unserem“ Falken sprach und davon, ob er hier wohl genug Futter finden würde, fühlte ich mich den Tauben gegenüber deutlich solidarischer. Da die Vögel am Ende draußen sowieso ihr Ding machen, ist unsere Meinung dazu ziemlich irrelevant, trotzdem war es interessant darüber nachzudenken. Ich wünsche dem Falken immer genug Futter, nur nicht gerade… hier.

Apropos ihr Ding machen, seit einiger Zeit kommt ein Amselmännchen zur Futterstelle, der sein rechtes Bein merkwürdig nach außen stellt, als wollte er es nicht belasten. Die Krallen sind auch leicht verkrümmt, das liegt aber wahrscheinlich daran, dass er sie nicht aufstellt. Wenn er sich am Geländer festhält, krümmt er sie normal (auch wenn er dabei sozusagen „hinkt“, weil er eben das eine Bein nicht so belasten will). Da er ansonsten sehr agil ist und immer wie der Blitz wegfliegt, wenn man nur in seine Richtung schaut, ist es klar, dass wir ihn nicht einfangen und zum Tierarzt bringen können. Wir schauten ihm am Morgen also dabei zu, wie er mit extrem großem Appetit fraß – so langsam wird sein Bein besser, bilde ich mir ein. Ohne den Hauch einer Ahnung versuchten wir eine Ferndiagnose in Richtung ausgekugeltes Bein oder gedehnte Bänder (haben Amselbeine überhaupt Bänder?). Ich hoffe, dass er wieder ausheilt, ohne dass der Falke ihn erwischt.

Zum Frühstück Brot mit etwas Pflanzenaufstrich und, Premiere, dem neuen pflanzlichen Exquisa. Dieser war gut, aber doch etwas anders als erwartet, irgendwie gar nicht wie ein Frischkäse. Sehr mild, fast süßlich (kein Wunder, mit Mandeln als Basis) – als Grundlage für Pflanzenhonig oder Marmelade aufs Brot könnte ich ihn mir sehr gut vorstellen oder als Mascarpone-Ersatz in einem Tiramisu oder so. Also eben etwas Süßes, mit Kräutern oder so eher nicht.
Wir machten zum Vormittag eine ganze Kanne Kaffee, da wir keinen koffeinfreien mehr hatten, komplett „normalen“ Kaffee. Der Liebste hat vor einiger Zeit von einer Kollegin Kaffee aus Bosnien geschenkt bekommen, der einen sehr eigenen, sehr „rauchigen“ Geschmack hat (man schmeckt die Röstaromen). Etwas ungewöhnlich, aber schon gut.

Mit Kaffee bewaffnet machte ich mich daran, mal wieder einige Rezepte aus dem Vegan Food and Living-Heft in unsere Datenbank zu übertragen. Das habe ich einige Monate lang ziemlich vernachlässigt, ich bin jetzt beim Oktober-Heft, bin also drei Hefte hintendran (Anfang der Woche ist das Januar-Heft gekommen – zum Jahreswechsel braucht das Heft immer ein bisschen länger über den Kanal). Während ich so vor mich hin tippte, sah ich in der riesigen Eibe zwei Gärten weiter zwei Vögel beim Beeren abernten, die sich trotz der Distanz ziemlich eindeutig als Eichelhäher herausstellten (die Färbung ist ja sehr auffällig). Bei uns im Garten habe ich sie gelegentlich auch gesehen, aber sie scheinen wohl dichteres Geäst zu bevorzugen. Sehr hübsche Vögel auf jeden Fall (und gleich auf den ersten Blick erkannt!).

Zum Mittagessen machte ich den restlichen Eintopf warm, es war noch einmal eine ordentliche Portion (Nachtisch schenkten wir uns, Kaffee auch). Dann schaute ich auf dem Laptop die erste Folge der fünften Staffel von Feuer und Flamme noch einmal an, sie ist jetzt auch in der ARD-Mediathek (auf YouTube war nur ein Auszug). Anschließend duschen, etwas Lage-Podcast, und dann packten wir die Taschen und holten den Handwagen für den Wocheneinkauf. Wir ließen den Unverpacktladen dieses Mal sein und holten alles im Alnatura. Dort gibt es einiges mittlerweile auch in Papier oder in Pfandgläsern verpackt, außerdem ist es teilweise schon ein Dilemma: Zum Beispiel hat der Alnatura Reis aus Italien im Kilopack in dünner Folie, der Reis im Unverpacktladen kommt aus Pakistan… was ist da jetzt besser?
Auf jeden Fall einkaufen, dann beim Supermarkt nebenan noch Alt- und Pfandglas wegbringen, den angestrebten Pudding dort ließen wir bleiben, als wir die Schlangen an der Kasse sahen (zum Glück kann man das Pfandglas dort wegbringen, ohne durch die Kassen zu müssen).

Daheim packten wir alles aus, und dann war es schon halb sechs und wir starteten mit dem Abendessen: Kürbis, Süßkartoffeln, Kartoffeln, Grünkohl und Pilze aus dem Ofen, mit ordentlich Olivenöl, Knoblauch und Chili. Da wir die Sachen in der großen Auflaufform schmorten, gab es genug Saft und wir brauchten keine extra Soße. Sehr, sehr gut (vor allem der Grünkohl, den wir ein bisschen mit Olivenöl und Salz massierten und die letzten 20 Minuten oben auf das andere Gemüse packten – so lecker angeröstet!).
Zum Essen machten wir einen Wein auf, eigentlich zwei: Ich hatte zwei Gläser Sauvignon Blanc mit Riesling, der Liebste hatte davon auch ein Glas und schwenkte dann auf einen portugiesischen Syrah um. Das war ein sehr guter Rotwein, von dem ich allerdings absah, weil ich immer noch ganz leichtes Kopfweh hatte. Auf jeden Fall gutes Abendessen, und dazu nahmen wir uns vor, die Raumstation jetzt komplett zu Ende zu schauen: Wir hatten noch die halbe Folge 22 übrig, danach schauten wir 23 und 24. Die aller-allerletzte Folge der letzten Staffel (7/25) war aber eine Doppelfolge mit anderthalb Stunden, also verschoben wir sie doch noch einmal (morgen dann) und gingen früh und müde ins Bett.