Wer braucht schon Siebträger, Sonntag 16.1.2022

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Ziemlich unruhige Nacht, ich lag lang wach. Immerhin konnte ich gegen Morgen noch einmal richtig tief einschlafen (und einen ziemlichen Quatsch träumen). Gegen halb acht wachte ich schließlich auf. Der Liebste hatte mich gehört und machte mir freundlicherweise gleich einen Tee. Ich ließ die Zeitung wieder mal liegen (zurzeit habe ich nur begrenzt Geduld für regionale und überregionale Nachrichten) und schrieb ein bisschen. Den restlichen Vormittag beschäftigte ich mich damit, einmal quer durchs Internet zu lesen und Rezepte in die Datenbank einzutippen. Der Liebste machte das traditionelle englische Frühstück, wir lösten ein bisschen gemeinsame Kreuzworträtsel.

Dann machte der Liebste weiter mit dem Lichtwecker: Die Elektronik scheint jetzt mehr oder weniger zu funktionieren, aber es gibt ein Problem mit der Stromversorgung. Sämtliche Kabel und Netzteile bei uns im Haus liefern zu wenig Strom (alle nur 500 Milliampere oder maximal 1 Ampere, nicht dass ich wüsste, was das bedeutet). Das war vermutlich der Grund dafür, dass der Lichtwecker immer wieder merkwürdig zu knacken begann, als würde sich irgendwo eine Überspannung aufbauen (…keine Ahnung, ich zitiere nur). Ich bestellte also ein Netzteil inklusive Kabel mit genügend Leistung beim Versandhändler mit A, und weil ich schon dabei war, auch gleich etwas Calciumalgenpulver (f*ck you, Europäischer Gerichtshof). (Später stellte sich übrigens heraus, dass das Knacken wohl eher ein thermisches Problem ist – die Lampe überhitzt. Also eine neue Baustelle, wie könnte es anders sein.)

Beim Lesen stolperte ich im Übrigen über einen Blog, in dem ein Foto von einer Siebträger-Kaffeemaschine gezeigt wurde, und irgendwie setzte sich in mir auf jeden Fall der Gedanke fest, dass wir vielleicht nach jahrelanger Verweigerung jetzt doch auch mal eine „richtige“ Kaffeemaschine haben sollten. Ich schaute also bei uns in der Küche nach: Unsere Küche ist leider winzigklein und hat sehr wenig Abstell- und Arbeitsflächen, aber wenn man die Sojamilchmaschine in einen Küchenschrank räumen würde (dort müsste man ein bisschen umräumen und anders verteilen), dann hätte eine kleine Siebträgermaschine dort Platz, wo jetzt die Milchmaschine steht…
Also suchte ich mal beim Versandhändler mit A und ließ mir die Angebote nach Preis sortieren. Das preisliche Spektrum war völlig absurd, von 80 bis 4000 Euro war alles dabei (und mir erschloss sich überhaupt nicht, wodurch der riesige Unterschied gerechtfertigt sein sollte).
Der Liebste sah mir irgendwann über die Schulter, begann sich zu interessieren und googelte ein bisschen nach Testberichten und Bewertungen. Das machte es einerseits ein bisschen leichter (scheinbar sind gewisse Heizsysteme besser als andere, und wie viel Bar die Maschine schafft, scheint auch eine Rolle zu spielen), aber andererseits noch komplizierter, weil die getesteten Maschinen natürlich gerade alle nicht beim Händler zu erwerben waren. Ich verlor so ein kleines bisschen die Lust, und als der Liebste dann fragte „warum genau brauchen wir diese Maschine jetzt eigentlich?“, da zuckte ich die Schultern. Kaffee mit Filter oder Espresso mit der kleinen Kanne auf dem Herd hatte bisher immer wunderbar funktioniert, mich nervte beim Kaffeemachen eher das Bohnenmahlen mit der Handmühle (eine „gute“ Zassenhaus mit damals dreistelligem Preis, am liebsten hätte ich sie längst rausgeworfen). Wir vertagten das Thema auf jeden Fall erst mal.

Gegen Mittag ging ich duschen, während der Liebste das Erdgeschoss unten putzte (erstaunlicherweise seelenruhig beobachtet vom Kater, der sonst immer vor dem Wischlappen flüchtet). Dann Mittagessen, das restliche Ofengemüse (Kürbis und Grünkohl und Gedöns), schön durchgezogen und ordentlich scharf. Nach dem Mittagessen dann also Espresso: Wir haben noch eine zweite Kaffeemühle, die wir bisher gelegentlich für Gewürze benutzt haben, aber meist steht sie in der Ecke. Ich probierte mal, ob ich damit den Kaffee mahlen konnte. Immerhin bekam ich sie besser zu fassen (die Zassenhaus ist rechteckig, deshalb kann man sie wegen der Kanten nicht festhalten), aber das Mahlen war unglaublich anstrengend. Nach ein paar Minuten musste ich wirklich aufhören, weil mir so die Arme wehtaten. Das hat jetzt mit der Mühle nichts zu tun, sondern ist eher meinem schlechten Fitnessstatus geschuldet, und das erschreckte mich ziemlich. Ich weiß schon, dass ich mehr Muskeltraining machen sollte, aber dass ich in den letzten zwei Jahren so abgebaut habe, ist schon ziemlich krass.

Zum Espresso ein paar im Alnatura neu entdeckte Zitronenkekse, der Liebste kümmerte sich um eine Maschine Wäsche. Draußen war es um die null Grad, unangenehm feuchtkalt und windig, aber ich wollte mich gern noch etwas bewegen (Muskeln benutzen und so). Gegen vier gingen wir also für eine Stunde aus dem Haus, einmal quer durch die Innenstadt (erstaunlich viele Leute unterwegs trotz Sonntag). Eigentlich wollten wir in unserem Lieblingscafé in der Altstadt einen Stopp einlegen, aber da war es so voll, dass wir es doch bleiben ließen.

Wieder daheim putzte ich das obere Stockwerk, während der Liebste eine zweite Wäsche ansetzte. Dann gemeinsames Kochen: Lasagne nach einem wunderbaren Veganista-Rezept, die Tomatensauce mit einer Mischung aus gekrümeltem Naturtofu und Sojaschnetzeln und in der Bechamelsauce ein halber Becher Creme Vega (passt super). Wir hatten außerdem noch etwas Pesto übrig, das wir oben auf der Lasagne verteilten, und plötzlich wurde das ganze Ding ausgesprochen mächtig. Aber unfassbar lecker. Wir teilten die Lasagne auf sechs Portionen auf und froren zwei davon ein.

Apropos einfrieren: Während die Lasagne im Ofen war, machte ich noch den Wochenplan. Ich werde die nächsten Wochen viel abends arbeiten müssen, was bedeutet, dass der Liebste das Kochen allein übernehmen muss, also schaute ich nach Sachen, die keinen hohen Nerv-Faktor haben und schnell gehen (mache ich eigentlich immer, aber jetzt besonders). Einmal plante ich auch ein tiefgefrorenes Kichererbsencurry ein. Mal sehen, ob wir das in den nächsten Wochen immer wieder mal hinbekommen, Sachen auf Vorrat zu kochen und einzufrieren und dann unter der Woche eben aufzutauen. Wie so Meal Prep-Onkels oder Hausfrauen der Siebziger.
Auf jeden Fall war die Lasagne großartig, wir hatten jeder ein Glas vom roten Portugiesen zum Wochenendausklang dazu, und weil ich tatsächlich gar keine Lust auf Fiktives hatte, verschoben wir den Raumstation-Abschluss noch einmal und beendeten den Abend stattdessen mit freundlichen Tierärzten und niedlichen Tieren, was will man mehr.