Tablettenstress – Montag 7.2.2022

Um sechs Uhr mit dem ersten Weckerlichtstrahl wach geworden – nachdem ich die ganze Nacht nur sehr wenig geschlafen hatte. Abends war es erst einmal schwer, eine bequeme Position zu finden, und dann gingen mir der ganze Sonntag und der Gedanke an den Kater draußen nicht durch den Kopf. Das mit dem Kater erledigte sich allerdings recht schnell, weil er nämlich zu uns ins Schlafzimmer kam und zwischen unseren Beinen hin- und herzulaufen begann. Ich legte ihm zwei Mal „sein“ Handtuch zurecht und er legte sich dort auch hin, stand dann aber wieder auf und suchte weiter nach der perfekten Schlafposition. Schließlich legte er sich zu mir ans Kopfende, ungefähr auf Höhe meines Brustkorbs, und rollte sich dort zusammen. Das hat er tatsächlich noch nie gemacht und ich fand es natürlich unfassbar niedlich, fragte mich aber gleichzeitig, ob das jetzt bedeutete, dass es ihm vielleicht gar nicht gut ging. (Da würde er sich aber vielleicht eher zurückziehen.) Auf jeden Fall konnte ich mich dadurch nicht mehr so gut bewegen und lag leicht eingeschränkt da… Schlief aber trotzdem irgendwann ein. Als ich um sechs aufwachte, war ich alles andere als ausgeschlafen.

Ich ging mit dem Kater erst einmal runter und raus in den Garten, wo er aufgeregt hin- und herraste. Der Sturm schien sich ausgeblasen zu haben: Die Terrasse war ziemlich nass, der Regen war bis unters Vordach geweht worden, aber es tröpfelte nur noch ein wenig. Im Garten lag ziemlich Schnee, aber es hatte deutlich über null Grad und taute schon komplett. Nach einer Runde durch den Garten ging ich wieder rein, fütterte das aufgeregte Tier und kochte Tee. Der Kater verschwand nach drei Happen wieder raus, dieses Mal ohne mich. Der Liebste stand auf und folgte dem Kater in den Garten, wo er ihn hochhob, eine Tablette ins Maul drückte, das flüssige Schmerzmittel zum Nachspülen benutzte und dann ein sehr empörtes Tier wieder runterließ. Immerhin eine von vierzehn Medikamentengaben hatte schon mal geklappt. Dann rief er noch beim Tierarzt an, da wir den Rat bekommen hatten, die Wunde noch einmal spülen zu lassen, und bekam einen Temin um sechs Uhr abends.

Müsli zum Frühstück, aus der Dusche um halb neun. Bevor ich mit dem Arbeiten anfing, machte ich noch einen Wochenplan für die Woche und bestellte die Biokiste (etwas uninspirierter Wochenplan dieses Mal, aber mit so vollen Wochen ist das auch nicht die erste Priorität, sondern eher schnell-essbar-satt). Ab neun war ich am Schreibtisch.
Den Vormittag über unterrichtete ich, immer wieder punktiert von diversen E-Mails, die ich während Gruppenarbeitsphasen zu beantworten versuchte – etwas stressig. Davon abgesehen ganz guter Vormittag, so generell. Um halb eins war ich mit dem Kurs fertig, mit letzten Nachbearbeitungen und kommunikativen Dingen dann um Viertel nach eins.

Der Kater hatte den Vormittag über im Schlafzimmer auf dem Bett geschlafen, was mich sehr freute, war es doch ein Zeichen von Normalität. Die Wunde sah auch ganz gut aus, trocken und sauber (etwas nässte die Stelle natürlich noch nach, wo der Abszess sich geöffnet hatte). Ich ging mittags einmal mit ihm in den Garten und gab ihm dann etwas Trockenfutter. Er fraß ordentlich und ging dann wieder raus. Nach meinem Mittagessen (zweite Hälfte Tofu und Brokkoli mit Ofenkartoffeln, ein bisschen trocken, deshalb mit Sriracha und Hoisinauce) und einer Tasse Tee sah ich ihn draußen durch den Garten laufen und ging ihn besuchen. Er kam auch freudig angerannt und wäre vermutlich gleich mit reingekommen, wenn nicht in diesem Moment die schwarz-weiße Nachbarskatze den Kohleweg hinunter gelaufen wäre. Da musste er natürlich sofort hinterher, und da ich Katzenkloppe auf jeden Fall vermeiden wollte (die Warnungen der Tierärztin über gesundheitlich angeschlagene Freigängerkatzen noch im Ohr), kam ich mit.
Das führte allerdings zu einem gewissen Dilemma: Denn mit mir im Hintergrund fühlte der Kater sich gleich doppelt so sicher und marschierte mit Flaschenbürsten-Schwanz nach vorn, also drehte ich ab, was der Nachbarskatze das Signal gab, jetzt doch mal nachzuschauen, wer ihr hier so aufmüpfig entgegengekommen war… ich blieb schließlich in einer Art nicht-aggressiven Halbdrehung am Gartenrand stehen und versuchte der Katze nonverbal zu vermitteln, ich hab gar nichts gegen dich, aber meinen Kater hauen darfst du nicht. Schließlich wanderte sie ab, der Kater marschierte in unseren Garten zurück und legte sich dort in Sphinx-Haltung auf seinen Überwachungsplatz und ich ging wieder zum Arbeiten.

Der Nachmittag war mit dem üblichen Dreiklang aus kommunikativen Sachen, Unterrichtsvorbereitung und Korrekturen angefüllt bis halb sechs, nur unterbrochen von einem zweiten Gartenbesuch bei Herrn Kater um fünf (er kam zum Gefüttertwerden mit rein, verschwand aber gleich wieder nach draußen).
Um halb sechs startete ich den Abendkurs, leicht beunruhigt, weil der Liebste noch nicht von der Arbeit daheim war, der ja den Kater auf sechs zum Tierarzt bringen sollte. Prompt klingelte um zwei nach halb sechs das Handy, der Liebste erschien im Display. Ich ging allerdings nicht ran: Meine Lautsprecherbox ist per Kabel mit meinem Rechner verbunden, koppelt sich aber gleichzeitig auch über Bluetooth mit meinem Handy. Und wenn dann das Handy sich meldet, zum Beispiel bei einem eingehenden Anruf, dann übernimmt es kurzfristig den Lautsprecher und andere Tonquellen vom Rechner werden geblockt. Wie beispielsweise der laufende Kurs, den ich auf einen Schlag nicht mehr hören konnte. Leicht panikartig drückte ich also das Gespräch weg, die Teilnehmenden hatten zum Glück nichts mitbekommen. Der restliche Kurs lief dann ungestört und ganz okay. (Und beim Handy entkoppelte ich mal den Lautsprecher, sicher ist sicher.)

Der Liebste hatte angerufen, um mir zu sagen, dass er sich verspätete, ob ich den Kater schon mal in die Kiste packen könnte? Er schickte eine Threems mit der Frage hinterher, nur …konnte ich natürlich nicht, ich war im Kurs. Überhaupt war der Kater immer noch ziemlich aufgeregt und in seinem Vertrauen etwas erschüttert, und die Wunde sah nicht schlecht aus… als der Liebste eine zweite Nachricht hinterherschickte „ich sag dem Tierarzt jetzt ab, das krieg ich nicht mehr hin“, fand ich das mehr als ok. Wenn auch für die Tierarztpraxis doof.

Um halb acht war ich mit allem fertig, der Liebste war mittlerweile daheim und mit Vereins-Gedöns beschäftigt. Ich übernahm also das Kochen (Cashew Tofu Curry mit Reis). Irgendwann ging der Liebste mit den Medikamenten in den Garten und suchte nach dem Kater. Das funktionierte nur leider überhaupt nicht: Der Kater hatte sich seine Meinung über diese Art von menschlicher Übergriffigkeit gebildet und kam nicht mehr auf näher als einen Meter heran. Es war wirklich herzzerreißend und machte mir echt Sorgen, schließlich war der Kater ja schon einmal von seiner ursprünglichen Besitzerin weggelaufen, und wenn er sich bei uns nicht mehr wohl fühlte, könnte das ja durchaus wieder passieren. (Auch wenn er jetzt viel älter war.) Ich schaute nach ihm: Zu mir kam er hergelaufen und ließ sich auch streicheln, na immerhin.

Zum Abendessen wirklich sehr gelungenes Curry, dazu die neueste Folge Feuer und Flamme. Vorher nahm der Liebste noch das Antibiotikum, zerkleinerte eine Tablette im Mörser und vermischte sie mit etwas dm-Schnurr. Und siehe da: Gegen neun kam der Kater wieder rein und schleckte die ganze Schüssel inklusive Medikament leer. Er war zufrieden, wir auch, und am Ende kam er sogar zu uns aufs Sofa, ließ sich durchkraulen und wurde wieder Freund mit dem Liebsten. Ein insgesamt etwas blöder Tag, aber immerhin mit einem versöhnlichen Abschluss.