Nicht alles so ganz koscher im unteren Stockwerk – Dienstag 8.2.2022

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Nur so halb erholsame Nacht, in erster Linie weil der Kater wieder sehr anhänglich war und sich dieses Mal ohne langes Herumlaufen oben neben meine Schulter legte. Wenn ich ihm den Rücken zudrehte, war das ganz nett (Wärmkissen im Rücken), auch wenn ich dadurch noch mehr nassgeschwitzt war als sonst. Irgendwann drehte ich mich allerdings im Halbschlaf zur Seite und spürte, wie es unter mir zu zappeln begann, hm. Davon (also vom halb überrollt werden) war der Kater recht unbeeindruckt, auch dass ich einmal nachts aufstand, die Decke zurückklappte und ihn dabei versehentlich zudeckte, ließ ihn relativ kalt. Erst als ich mich komplett zu ihm drehte, die Hände ausstreckte und ihm dabei versehentlich gegen den Kopf boxte, wurde es ihm zu blöd und er verzog sich ans Fußende.

Auf jeden Fall um zehn nach sechs aufgestanden, leider fühlte ich mich ziemlich angeschlagen (wie eigentlich am Sonntag und Montag auch schon, da hatte ich es nur tapfer ignoriert). Zu etwas Bauchschmerzen gesellten sich noch Schmerzen in der Nierenregion und als ich auf die Toilette ging, drängte sich ziemlich deutlich die Vermutung auf: Was seit ungefähr einer Woche mich nicht so gut fühlen ließ und zu mal mehr, mal weniger Schmerzen führte, schien eine Blasenentzündung zu sein. Ich hatte es mir nicht so richtig eingestehen wollen, außerdem hatten wir uns schließlich um einen kranken Kater zu kümmern, da geraten so Dinge wie eine zwickende Harnröhre irgendwie in den Hintergrund. Aber nach einer Stunde Bedenkzeit, Dusche und Frühstück (Müsli) war schließlich klar: Ignorieren hilft nicht, das geht von allein nicht mehr weg. Ich sprach also in der Firma aufs Band und meldete mich für den Tag krank, machte einen Termin beim Hausarzt aus und verbrachte den Vormittag bis zum Termin damit, ein paar Nachrichten und Mails zu beantworten.

Um zehn dann der Arzttermin, wo ich mir auf die Nierengegend klopfen ließ (autsch), in einen Becher pinkelte und schließlich Antibiotika verschrieben bekam. Wie sich herausstellte, war die Blasenentzündung schon auf dem Weg in Richtung Nieren, und gar nichts machen war gar keine so gute Idee. Außerdem schimpfte die Ärztin ein bisschen mit mir, weil ich auf die Frage nach einer Krankschreibung mit „nicht nötig, ich bin im Home Office“ antwortete. Merke:
– eine Blasenentzündung „gilt“ auch als Krankheit, Infektion ist Infektion (und man muss nicht auf 40° Fieber warten),
– Home Office ist richtige Arbeit (überhaupt Schreibtischarbeit ist richtige Arbeit),
– diese blöde Eigenschaft zu denken „ich bin ja nicht richtig krank“ und „so ein bisschen geht schon“ und „ich kann jetzt nicht krank machen, das passt gerade nicht“ ist… halt blöd.
Naja, auf jeden Fall sagte sie dann „ich schreibe Sie jetzt bis Freitag krank, fertig“ und ich zuckte ein bisschen die Schultern und sagte okay, denn ich weiß eigentlich schon, dass sie recht hat, und ärgere mich sogar ein bisschen über andere Leute, die sich nicht richtig auskurieren. Scheinbar ist das, wie sie erzählte, ein typisches Frauenproblem: „Die Männer sitzen immer bei mir im Sprechzimmer und sagen ‚machense noch ne Woche länger‘, und die Frauen sagen ‚ich brauch keine Krankschreibung‘…“. Solcherart feministisch ermahnt akzeptierte ich also die Zwangspause und stellte mich auf ein paar Tage auf dem Sofa ein, auch ohne Husten, Schnupfen, Heiserkeit. (Übrigens, nur fürs Protokoll: Der Liebste gehört nicht zur oben beschriebenen Sorte Mann – er neigt eher dazu, erst dann zum Arzt zu gehen, wenn er den Kopf unter dem Arm trägt. Allerdings auch nicht optimal.)
Direkt nach dem Arzt ging ich zur Apotheke für das Antibiotikum (und gleich ein paar Schnelltests, die, wie ich feststellte, seit Neuestem nur noch einzeln verpackt verkauft werden, weil wir offensichtlich in dieser Pandemie noch nicht genug Müll produziert haben), dann holte ich noch ein Brot beim Bäcker und ging heim.

Daheim machte ich mir ein Avocadobrot als zweites Frühstück und nahm gleich die erste Tablette (früh anfangen mit dem Antibiotikum, lol, die Infektion hatte ich jetzt schon mindestens eine Woche verschleppt, aber naja). Dann startete ich den Rechner, informierte Chefs und Kolleg:innen, beantwortete ein paar Mails und sagte Termine für die kommenden Tage ab. Und dann machte ich das, was man im Krankheitsfall so machen soll: Ich kochte mir eine Kanne Kräutertee, legte mich mit Laptop aufs Sofa und schaute eine alte Tierärzte-Folge an. Zum Mittagessen die zweite Hälfte Cashewcurry mit Reis, und danach wurde ich ein bisschen müde und machte für einen viertelstündigen Powernap die Augen zu. Aus dem ich dann zwei Stunden später wieder aufwachte (vielleicht bin ich doch tatsächlich ein wenig krank).

Leicht belämmert vom langen Mittagsschlaf ging ich hoch ins Arbeitszimmer, Texte korrigieren: Abends war ein Prüfungsvorbereitungskurs, den ich auf jeden Fall unterrichten wollte (verschieben ging nicht und für Ersatz sorgen wäre zeitaufwendiger gewesen, als ihn selbst zu unterrichten). Ich korrigierte also Texte, beantwortete nebenher ein paar E-Mails und sah dabei, dass UPS eine erfolgreiche Zustellung vermerkt hatte: Das neue Fairphone war da. Ich hatte Zustellung im Handyladen nebenan angegeben und ging also um halb fünf, Jogginghose und alles, schnell rüber, um mein Päckchen abzuholen. Hihi.

Ab fünf dann Abendkurs, der eigentlich prima gewesen wäre, wenn nicht leider acht Minuten vor Kursstart meine Maus den Geist aufgegeben hätte. Ich hatte nachmittags schon die Batterie gewechselt und gedacht, damit wäre alles wieder okay, aber von wegen: Sie bewegte sich gar nicht mehr, und damit war ich komplett gehandicapt, denn ohne Maus konnte ich kein Fenster anwählen, nicht zwischen zwei Bildschirmen wechseln, kein Zoom-Meeting starten… Ich rannte durchs Haus und schleppte sämtliche Mäuse und Receiver-Nubsis nach oben, aber nichts funktionierte. Ich hätte die neuen Mäuse ordentlich pairen müssen, wie ich nach dem Kurs sah, aber dafür fehlte mir mittlerweile zwei Minuten vor Kursstart die Geduld. Ich wusste mir schließlich nicht anders zu helfen, als meinen privaten Laptop hochzufahren und den Kurs von dort zu machen. Das funktionierte, nachdem ich mich auf das ungewohnte Setting eingestellt hatte, erstaunlich gut (ein Hoch auf unsere Lernplattform, die über den Browser läuft, sodass ich auf alles Material problemlos Zugriff hatte).

Nach diesem anfänglichen Stress also ein guter Kurs, auch wenn ich danach leicht heiser und ziemlich erschlagen war (nach 90 Minuten Unterricht! – bin wohl tatsächlich krank). (Auch so ein Denkfehler, dass man sich „okay“ fühlt, wenn man auf dem Sofa liegt und sich ausruht, und dann denkt, dann könne man ja auch arbeiten – nee, man fühlt sich okay, weil man sich ausruht.)
Der Liebste war mittlerweile wieder heimgekommen und pairte für mich eine neue Maus mit dem Rechner. Die alte war wohl wirklich im Eimer, es lag also weder an mir noch an der Batterie. Auf jeden Fall schloss ich am Rechner noch ein paar Fenster, beantwortete die letzten Mails und meldete mich um kurz vor sieben dann ab.

Das Abendessen blubberte unten schon vor sich hin: Wieder einmal Pasta e Fagioli, dieses Mal mit etwas untypischen Pinto- statt Borlottibohnen, aber egal, sehr lecker. Zum Essen packte ich mein neues Handy aus und wehrte den Liebsten ab, der es am liebsten selbst ausgepackt und eingerichtet und in Beschlag genommen hätte. Stattdessen ließ ich mir von dem Telefonat mit der Tierärztin erzählen (er hatte tagsüber noch einmal angerufen): Eigentlich wäre es schon total wichtig, dass wir den Kater noch einmal vorstellten und der Abszess ausgespült wurde. Andererseits machte es natürlich auch keinen Sinn, dass wir das Tier dadurch so sehr in Panik versetzten, dass es sich danach drei Tage im Garten versteckte… Hm. Wir beobachten jetzt also erst einmal, halten die Abflussöffnung offen, cremen ein bisschen und geben die Medikamente, und vielleicht lassen wir gegen Ende der Woche noch einmal danach schauen (bis dahin hat uns der Kater vielleicht wieder so lieb, dass er uns einen zweiten Tierarztbesuch verzeiht).
Ansonsten essen, etwas YouTube, etwas Handybewunderung und schließlich versnobte Engländer in Yorkshire, die in der zweiten Staffel mit den kommenden Zwanziger Jahren zurechtzukommen versuchen. Sehr unterhaltsam, ich möchte nur eines festhalten: Matthew ist so eine Dramaqueen. Echt jetzt.