Arbeit, Software und ein Rant – Freitag 4.3.2022

Um halb sieben aufgestanden, nach einer Nacht, in der der Liebste auf der Suche nach Schmerztabletten durchs Haus tigerte. Dementsprechend etwas müde am Morgen, aber mit der Aussicht auf einen ruhigen Freitag und das kommende Wochenende ganz zufrieden. Mal abgesehen von Rückenschmerzen, kopfwehgeplagtem Mann und überhaupt der gesamten Großwetterlage. Wir starteten den Tag auf jeden Fall langsam: Es warteten keine dringenden Termine, ich konnte mir am Morgen Zeit lassen. Erdnussbutterbrot und etwas Orangensaft zum Frühstück, und ab neun war ich beim Arbeiten.

Der Freitags-Einzelunterricht hatte mir für den Tag abgesagt und auch sonstige freie Beratungstermine waren nicht gebucht worden, ich beschäftigte mich den ganzen Vormittag über also mit administrativen Sachen und mit Software. Thema eins: Ich wollte eigentlich gern von Trello wegkommen (ich habe Trello zwar in Teams eingebunden, aber da muss man sich immer noch mal extra anmelden – was jetzt nicht so schlimm ist – und außerdem passt das Layout nur so halb zu Teams), seit ein paar Wochen war ich deshalb also auf der Suche nach einem Tool, das es mir erlaubt, Aufgaben zu verwalten, Fristen zu setzen, Checklisten zu erstellen, solche Sachen. Riesenproblem: Die App Tasks würde eigentlich genau in die Trello-Richtung gehen, aber aus mir unerfindlichen Gründen kann man sie nicht für private Kanäle nutzen. (Warum, Microsoft…? Warum?)
Ich beschäftigte mich also ein wenig mit Miro, das mir dafür empfohlen worden war. Hm, das war allerdings nicht das richtige Tool dafür. Ich probierte erst ein wenig mit der Kanban-Vorlage rum, die aber zu viel nicht konnte (u.a. keine Checklisten, eine Terminierung fand ich auch nicht), und legte dann ein Mindmap an. Eigentlich brauche ich bei meinen To-Do-Listen eine zeitliche Abfolge und dachte deshalb, ich könnte das Mindmap quasi von links nach rechts betrachten. Das machte aber auch keinen Sinn: Erstens folgen die Knoten nicht logisch aufeinander, zweitens konnte ich schon wieder nichts terminieren, und drittens konnte man zwar Checklisten einfügen (wenn auch etwas umständlich), es brauchte dann aber drei Klicks, bis jeder einzelne Checkpunkt abgehakt war.
Nächster Versuch Lists: Das funktionierte leider auch nicht, weil man in der Liste nur Einzelpunkte eintragen konnte (und natürlich auch keine Checklisten, nur als „erledigt“ markieren), aber man konnte keine Unterpunkte einfügen, es fehlte also quasi eine Hierarchieebene. Mit diesem Design wäre mir die Liste innerhalb kürzester Zeit explodiert und komplett unübersichtlich geworden. Also auch ein Nein für Lists von mir, schade. Am Ende ging ich doch wieder zu Trello zurück und räumte die zwei Boards, die ich hauptsächlich nutze, gründlich auf. Und ganz ehrlich, Trello hat so viele schlaue Funktionen, ich wusste am Ende gar nicht so genau, warum ich mich davon hatte verabschieden wollen.

Das füllte einen gewissen Teil des Vormittags aus, daneben arbeitete ich eine Menge administrativer Sachen ab (Inbox aufräumen zum Wochenende). So richtig motiviert war ich nicht, aber ich ackerte mich halt so durch und machte um halb eins Mittagspause.
Der Liebste, der schon ab halb zwölf übers Mittagessen nachgedacht hatte (er verkneift sich gerade sämtliche „Snacks“ und „zweites Frühstück“ und „noch ein Brot zwischendrin“ und darbt brav vom Frühstück bis zum Mittagessen), war schon dabei, die zweite Hälfte Krautnudeln in der Pfanne aufzuwärmen. Dadurch sehr leckeres Mittagessen, danach Espresso und etwas Sofazeit. Draußen war strahlender Sonnenschein, der mir allerdings eher auf die Nerven ging (so hell!), mich zog es nicht nach draußen. Immerhin wurde so ganz langsam, langsam beim Liebsten das Kopfweh besser.

Ab zwei arbeitete ich weiter. Wieder keine Termine, ich konnte also in Ruhe durcharbeiten: Zunächst meinen kompletten Unterricht für Montag vorbereiten und dann ein paar wichtige Punkte auf meiner Erlediliste wegbekommen (unter anderem überarbeitete ich ein FAQ für neue oder zurückkehrende Kolleg:innen und merkte dabei, wie viele Einzelpunkte in unseren Arbeitsabläufen sich allein im letzten halben Jahr geändert haben – ich habe das Gefühl, wir holen in Riesenschritten einen digitalen Rückstand auf, also zumindest wir als Unternehmen, wie es gesamtwirtschaftlich aussieht, keine Ahnung).

Um halb fünf war ich fertig (und zwar tatsächlich fertig, alles abgehakt) und packte meine Sachen fürs Yoga. Der Liebste begleitete mich auf dem Weg, damit er auch mal zwanzig Minuten nach draußen kam. Dann 90 Minuten Yogakurs. Es waren dieses Mal ein paar „neue“ Leute (Praktikantinnen) dabei, sodass die Trainerin sehr mit Helfen und Erklären und Korrigieren beschäftigt war – völlig okay, aber das nahm dem Ganzen etwas die ruhige und meditative Atmosphäre. Aber natürlich für mich trotzdem gut, ich konnte alle Positionen mitmachen, hurra. Naja, bis auf meinen linken Oberarm. Da werden die Schmerzen, die ich seit letztem Sommer schon habe, seit einiger Zeit wieder schlimmer, keine Ahnung, was da los ist. Manchmal kann ich ihn kaum heben oder drehen, andere Positionen gehen dann wieder problemlos… etwas merkwürdig.

Um Viertel nach sieben war ich daheim, der Liebste war schon am Kochen. Ihm ging es tatsächlich (endlich) etwas besser und er war ganz guter Dinge. Das Abendessen war ein Kartoffelsalat mit einem Senfdressing und eigentlich Kidneybohnen. Da wir die nicht hatten, hatte ich stattdessen Feuerbohnen eingeweicht, eine Premiere für uns. Sie passten super, insgesamt ein sehr leckeres Abendessen.

Zum Essen eine neue (aber eigentlich alte) Folge der nordischen Tierärzte und die Nachrichten. Nach dem Essen schnappte ich mir mein Handy und rief bei einem Freund an, der seit ein paar Wochen im Krankenhaus liegt, am Mittwoch aber entlassen wurde. Auf dem Festnetz erreichte ich ihn nicht, dafür auf dem Handy: Er war gerade in der Notaufnahme beim Check-In, weil er leider wieder zurück in die Klinik musste. Wir konnten nur ganz kurz reden, er versprach später anzurufen.
Ich war doch ziemlich erschreckt, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet hatte (wenn jemand entlassen wird, dann geht es ihm doch besser…?). Eine knappe Stunde später rief er wieder an und wir redeten ein bisschen (während er immer noch im Aufnahmebereich der Notaufnahme lag und auf Laborergebnisse wartete). Kurz gefasst ging es ihm nicht schlecht, die Chemo läuft gut (das ist die SUPERGUTE Nachricht), aber das Immunsystem ist halt unten und sobald er irgendwelche komischen Symptome hat (Kreislaufprobleme in diesem Fall), dann muss er wieder zurück in die Klinik.

Und vor diesem Hintergrund: Ich verstehe die jetzt kommenden Lockerungen nicht. Also ich befürchte, ich verstehe sie schon: Die Leute haben einfach keinen Bock mehr auf Pandemie. Und jetzt haben wir ja sowieso Krieg und deshalb andere Sorgen und überhaupt ist es dann offensichtlich auch mal gut – zumindest wenn man gefühlt 13 ist und nicht über den eigenen Tellerrand schauen will. Aber sorry: Die politischen Entscheider dürften sich von diesen kindischen Gefühlslagen nicht erpressen lassen. Der Tagesschausprecher sagte „ab 20. März sollen die meisten Einschränkungen aufgehoben werden, sofern es die Pandemielage erlaubt“ und ich hätte am liebsten den Fernseher angeschrien „das erlaubt die Pandemielage doch JETZT SCHON nicht“, aber scheinbar ist das nicht mehr der politische Wille. Es sterben IMMER NOCH jeden Tag 250 Leute an dem Virus, es gehen reihenweise Leute auf dem Zahnfleisch, weil die Kolleg:innen um sie herum krank ausfallen und sie das kompensieren müssen, bis sie selbst krank werden, aber offensichtlich: Hey, keinen Bock mehr, Corona ist vorbei. Und die Leute, die sich nicht impfen lassen können, die sich zum Beispiel wegen Krebs nicht schützen können, die sich geradezu verzweifelt isolieren? Tja, Pech gehabt, gestorben wird halt. Ich weiß, dass das die Atmosphäre in diesem Land seit locker einem Jahr ist, aber ganz ehrlich, ich finde sie immer noch unerträglich. Wenn jetzt wieder jeder Depp Cafés und Läden fluten kann, dann senkt das bei mir massiv die Lust darauf, mich unters „Volk“ zu mischen. Sollen sie doch pleitegehen.
Ach schau mal, da ist ja doch noch ne ganze Menge Ärger da, ich dachte, ich hätte alles schon aufgebraucht. Wie auch immer. Jetzt wieder über Putin und Schröder ärgern, das sind wenigstens nicht die Leute in meiner Stadt.

Nachtrag zwei Tage später: Der Liebste merkt kritisch an, dass es wahrscheinlich eine verzerrte Wahrnehmung ist, wenn ich das Gefühl habe, diese Scheißegal-Einstellung sei die dominierende Atmosphäre in unserem Land. Und da hat er tatsächlich recht, es gibt eine große, ruhige, vernünftige Mehrheit, die rücksichtsvoll ist und Abstand hält und Masken trägt und niemanden gefährden will. 75% doppelt und 57% dreimal geimpft heißt, dass es die große Mehrheit ist und nicht die laute, schreiende Minderheit. Warum allerdings wird diese schreiende Minderheit in der Politik so gepampert, warum wird auf ihre Bedürfnisse so überdimensional eingegangen? Das verstehe ich einfach nicht. Und das, ganz ehrlich, ärgert mich auch jetzt noch.
Und ach ja, ich wünsche in Wirklichkeit eigentlich keinem Laden, dass er pleite geht. Aber ich schaue mir schon an, wie mit den Kund:innen umgegangen wird und wenn ich das Gefühl habe, das eigene Profitinteresse steht vor der Sicherheit, dann habe ich kein Interesse daran, dort noch hinzugehen. Just sayin’.