Arbeitsalltag und Tierwohl-Gedanken – Donnerstag 11.3.2022

Merkwürdiges Erlebnis diese Nacht: Ich hatte einen (sehr intensiven) Traum, wachte so halb auf, schlief wieder ein und hatte in mehr oder weniger dem gleichen Setting den nächsten Traum, in dem auf den ersten Traum Bezug genommen wurde, aber derart, dass ich im Traum an den ersten Traum dachte und nicht mehr zuordnen konnte, ob der erste Traum „nur ein Traum“ oder (geträumt) real gewesen war. Wie meta kann man sein? Sehr verwirrend.

Auf jeden Fall war ich ziemlich müde, als ich aufwachte, und da die ganzen Träume sowieso nicht von der spaßigen Sorte gewesen waren, war mir der neue Tag ganz recht. Brauchte allerdings ein bisschen zum Wachwerden und haute erst einmal beim Spülmaschine-Ausräumen eine Macke in einen Frühstücksteller. Während der Liebste den Teller wieder klebte, zog ich mich mit Tee ins Esszimmer zurück, keine Lust, noch mehr kaputt zu machen – es gab aber keine weiteren Unfälle mehr, immerhin. Ein Peanut Butter Porridge mit Banane zum Frühstück, dann schaute ich schnell nach meinen Mails und beantwortete zwei wichtige und gönnte mir anschließend eine ausführliche Dusche. So richtig am Schreibtisch war ich dann um halb zehn.

Wieder ein relativ entspannter Arbeitstag, an dem ich mich neben dem üblichen Mail-Beantwortungs-Pensum vor allem am Vormittag mit einer ganzen Tonne Korrekturen beschäftigte (…die große Bürde jeder Lehrtätigkeit). Ab halb zwölf hatten wir ein Meeting mit extrem vielen neuen Informationen, und da ich so langsam merkte, wie ich müde wurde, war meine Aufnahmefähigkeit ein bisschen eingeschränkt. Aber ich machte tapfer Notizen und hoffe mal, dass ich nichts Dramatisches verpasst habe. (Es wird zu dem Thema auch noch mal eine Schulung geben.)

Mittagspause um kurz vor eins, zweite Hälfte gebratener Reis. Der Liebste war an dem Tag wieder im Büro, ich war also allein daheim und einfach unglaublich müde. Keine Ahnung warum. Ich hätte gern einen Kaffee gehabt, aber wir hatten nur koffeinfreien Pulverkaffee da, und einen Filterkaffee oder Espresso wollte ich nicht machen, das wäre mir zu viel gewesen. Manchmal spricht schon etwas für eine Kaffeemaschine mit Kapsel oder Pad… tassengenaue Portionen, einfach drunter stellen, fertig. Egal, ich entschied mich gegen einen Mittagsschlaf (da wäre ich vermutlich noch matschiger wieder aufgewacht) und ging stattdessen ein bisschen mit dem Kater in den Garten. Dort ein wenig Terrassenplatten sauber machen und in die Sonne blinzeln. Es ging im Pulli erstaunlich gut in der Sonne – die Bandbreite zwischen der Kälte am frühen Morgen und der Wärme mittags war schon erstaunlich.

Gegen zwei arbeitete ich weiter, neben einer Beratung meine Haupttätigkeit am Nachmittag: Beschäftigung mit dem internen Großprojekt. Solang das Ganze noch nicht öffentlich ist, schreibe ich noch keine Details, nur soviel: Das ist eine merkwürdige Mischung aus philosophischen Grundsatzelementen und BWLer-Getue, beides ein bisschen anstrengend, wenn auch in der Sache schon richtig. Aber komisch. Ich wühlte mich halt so durch.
Ab halb sechs dann noch mein Abendkurs, mit dem ich dieses Mal nicht zufrieden war: Ich war (immer noch) total müde und fand es deshalb schwer mich zu konzentrieren, das vorbereitete Material war für die Leute schwieriger als gedacht, am Ende lief mir die Zeit davon… Ich war etwas frustriert, als ich den Kurs beendete. Wie so oft war es vermutlich für die Leute besser als von mir wahrgenommen, aber ich ging schon recht angestrengt aus dem Kurs. Der nächste Termin wird hoffentlich wieder runder.

Der Liebste hatte das Abendessen schon fertig, einen Eintopf mit Kichererbsen, Kartoffeln, Spinat, Tomaten und dem SimplyV-Feta, der sehr gut reinpasste (ziemlich mediterran angehaucht), dazu als Rohkost einen geschnittenen Kohlrabi.
Wir hatten beide nicht so richtig Lust, lang rumzusuchen, deshalb gab es am Abend die letzten beiden Folgen Hunde verstehen aus der Mediathek, dazwischen die Nachrichten. Dann schaute ich bei Vox nach Hundeprofi-Folgen mit Martin Rütter: Das war quasi alles hinter einer Paywall, aber eine Folge Hundeprofi undercover im Tierschutz gab es frei zu sehen. Interessanterweise schaute sich Martin Rütter, zusammen mit Jan Peifer vom Deutschen Tierschutzbüro e.V. (die schon einige katastrophale Missstände in Ställen aufgedeckt haben), tatsächlich Situationen in der Nutztierhaltung an. Ich war überrascht, weil ich bei Martin Rütter eher eine Reportage in Richtung Haustiere erwartet hatte (seine Sendung heißt ja nicht umsonst „der Hundeprofi“). Inhaltlich nicht viel Neues für mich (Bilder aus einer Hühner-Freilandhaltung, aus einem Ferkelzuchtbetrieb), aber trotzdem beschäftigte es mich ziemlich. Der Bauer des Ferkelzuchtbetriebs (der im Übrigen nach Tierwohl-Kriterien wirtschaftet) ließ das Kamerateam komplett in den Stall, Hut ab vor so viel Vertrauen (am Ende wurde er dann allerdings etwas ungeduldig, ihm waren die Fragen vermutlich etwas zu kritisch und er brach den Besuch ab, irgendwie auch verständlich). „Missstände“ gab es in dem Sinn keine, es war alles völlig im legalen Rahmen (und noch etwas darüber hinaus, wie gesagt Tierwohllabel). Aber ach, ach. „Nur“ für fünf Tage am Stück völlig bewegungslos eingezwängt? Spaltenböden und Kastenstände oder maximal Schweinebuchten, aber dann eine Kette von der Decke und etwas Stroh am Gatter zum „Spielen“? Die Diskrepanz zwischen dem, was die Tiere an artgerechten Verhaltensweisen ausleben könnten, und dem, was man ihnen zugesteht, wenn man gleichzeitig ein Profitinteresse hat, ist einfach zu horrend groß.
Dabei möchte ich dem Landwirt hier noch nicht einmal einen Vorwurf machen, der Stall war wie gesagt ordentlich geführt und er hatte, wie er selbst sagte, „nichts zu verbergen“, völlig zu Recht. Es sind leider die gesetzlich geltenden Regelungen, die völlig tierschutzwidrige Zustände für legal erklären. Und dem liegt das tiefere Problem zugrunde: Ich glaube nicht, dass es möglich ist, Tiere artgerecht zu „halten“ und gleichzeitig ein Profitinteresse zu verfolgen. Ich glaube, das ist ein Dilemma, das sich generell nicht auflösen lässt. Deshalb tun mir die Bauern (naja nicht alle) auch leid: Sie sind gesellschaftlich unter Druck, sie müssen sich Regelungen anpassen, aber sie sollen auf einem schwierigen Markt gleichzeitig ökonomisch agieren: Das geht nicht. Was ich mir wünschen würde, wäre eine groß angelegte Regierungsinitiative, die es den Leuten ermöglichen würde, ihre Betriebe auf Gemüseanbau umzustellen, Bio am besten. Das klingt jetzt vermutlich wie naives Städter-Gerede (ist es im Grunde genommen auch), aber wer weiß? Vielleicht ginge das doch? Und gegen die Klimakatastrophe würde damit auch was unternommen, das wäre doch etwas.