Nachdem der längste Arbeitstag in der Woche geschafft war, schlief ich ganz gut und wachte zehn Minuten vor sechs auf. Blieb noch ein bisschen liegen und dachte so vor mich hin, schließlich stand ich auf und schaute mir den Garten an: Es hatte ordentlich geregnet, der Himmel war immer noch bedeckt. Gut für die Pflanzen, aber typisches Allergie-Wetter, zumal es trotzdem einigermaßen warm war. Ich räumte erst einmal die Spülmaschine aus, kochte Tee, fütterte den Kater – etwas im Zwiespalt zwischen „ich muss FRÜH anfangen“ (Erlediliste so lang wie mein Unterarm) und „ich sollte mal langsam machen“ (die Arbeit hat ja die irritierende Eigenschaft, dass immer etwas Neues dazu kommt, sobald man einen Punkt weggeschafft hat).
Auf jeden Fall machte der Liebste ein Müsli, ich machte mehr Tee, nach einer Dusche ging er aus dem Haus und ich ab Viertel vor neun ins Arbeitszimmer.
Erster Punkt am Tag war ein Einzelunterricht von neun bis zehn, und da ich die Person schon über einen Monat nicht mehr gesehen hatte (sie nicht da, Feiertag, ich im Urlaub, ich Prüfungen), war es eine wirklich sehr nette Stunde. Sie hatte eine Menge zu erzählen, es war viel passiert – im Gegensatz zu den letzten zwei Terminen, wo sie wegen des Kriegs sehr aufgeregt und ziemlich durch den Wind gewesen war, war sie jetzt aber strukturierter im Gespräch und es war insgesamt etwas mehr nach vorne gerichtet und positiver. Ich freute mich auf jeden Fall, mit ihr zu sprechen.
Den restlichen Vormittag war ich mit administrativen Sachen und Unterrichtsvorbereitung beschäftigt. Administrativ kam ich ganz gut voran (die Mailbox sah befriedigend leer aus), mit der Vorbereitung leider nicht so, weil mir dort einige Informationen fehlten. Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen, musste ich ein bisschen meckern und dadurch ein paar Leute vermutlich ein bisschen aufscheuchen, was ja generell nicht so toll ist, aber es ging halt nicht anders. Im Übrigen ganz ehrlich, junge Generation und „Digital Natives“ my arse. Da lache ich ja jedem ins Gesicht, der sowas behauptet.
Der Liebste war schon kurz vor der Mittagspause wieder heimgekommen und verbrachte den restlichen Arbeitstag im Home Office, wir konnten also gemeinsam zu Mittag essen (zweite Hälfte Chickpea Linguine). Dann machte er uns eine Kanne Kaffee, wir rätselten etwas und um kurz vor zwei arbeitete ich weiter.
Ein spontanes Teams-Gespräch mit dem Chef, dann weitere Unterrichtsvorbereitung und schließlich Beratungstermine. Darunter ein etwas bizarres Gespräch mit einer Person, die ein Dokument vom Jobcenter bekommen hatte, das weder zu unserem Angebot passte noch in irgendeiner Weise aussagekräftig war, was sie aber nicht davon abhielt mich zu fragen, ob wir das Dokument annehmen könnten und das Jobcenter dann die Rechnung zahlen würde und das überhaupt alles so funktionieren würde. (Bitte: Wenn du Fragen ans Jobcenter hast, dann frag das Jobcenter.)
Ich arbeitete noch ein bisschen weiter und merkte irgendwann, dass ich die Vorbereitung für die kommende Woche nicht so schnell abschließen würde – stand also vor der Überlegung, den Yogakurs sein zu lassen und lang weiterzuarbeiten oder stattdessen Arbeit ins Wochenende mitzunehmen. Die Entscheidung war schnell gefallen, ich wollte den Kurs nicht ausfallen lassen. Also packte ich um halb fünf meine Sachen und ging aus dem Haus, der Liebste begleitete mich.
Zuerst einmal zur Hauptpost, wo ich Einschreiben und ein Paket abgeben musste (es war außer mir kein einziger Mensch da, merkwürdig, aber gut so), und dann ging ich zur Firma in den Yogakurs. Wir waren eine kleine Gruppe (nur zu fünft inklusive Trainerin) und gingen in einen kleineren Raum, was das Ganze sehr familiär werden ließ. Ich war nur ein bisschen frustriert einerseits, wieder mal ständig irgendwo etwas, das weh tat und sich ungut anfühlte, ganz vorne mit dabei der linke Arm – andererseits konnte ich aber alle Positionen mitmachen und durchhalten und das ist ja auch schon mal nicht schlecht. Überhaupt nicht.
Als ich um kurz vor halb acht heimkam, hatte der Liebste schon den Pizzateig angesetzt und gehen lassen, wir konnten also gleich mit dem Pizzamachen loslegen. Dieses Mal ohne Pilze, dafür mit Paprika, Zwiebeln, Oliven und Spinat und außerdem wieder etwas Käsecreme, weil der Liebste morgens, bevor er aus dem Haus gegangen war, Cashewmus mit Brottrunk verrührt und zum Reifen in die Küche gestellt hatte. Mit etwas Hefeflocken, Salz und Pfeffer verrührt: Wunderbare Creme zum Überbacken.
Die Pizza war dann auch superlecker, aber sehr reichlich, und weil wir so vernünftige Menschen sind (und wir ein Bier dazu hatten, das ja auch sättigt), aßen wir nur das halbe Blech und ließen die andere Hälfte für den nächsten Tag. Als Nachtisch ein Grießpudding, und das war ein sehr wunderbares Abendessen.
Neue Wege in der Abendunterhaltung: Und zwar hatte ich mich vor ein paar Monaten schon bei Amazon Prime angemeldet, und wir beschlossen jetzt das erste Mal, das Streamingangebot zu nutzen. Ich befürchtete viele komplizierte Zwischenschritte, aber nö: Ich meldete mich einfach auf dem großen Monitor bei Amazon an, nahm die aufgeregte Mail und sogar SMS (!) von Amazon, dass ein unbekanntes neues Gerät sich angemeldet hatte, zur Kenntnis, klickte auf „Gerät merken“, damit man nicht jedes Mal mein Handy für die 2FA an diesem Rechner brauchte, fertig.
Auf der Streaming-Seite wurde mir sofort LOL angeboten, weswegen wir überhaupt auf Prime gekommen waren: Wir hatten beide so viel Gutes von der Serie gehört und ich hatte Lust auf Comedy. Und war gespannt auf das Konzept.
Was einem natürlich keiner gesagt hatte, war, dass die erste Staffel aus sechs Folgen bestand, die man wirklich nicht guten Gewissens irgendwo zwischendrin abschalten konnte, denn es gab da immer total blöde Cliffhanger und außerdem musste man doch wissen, wer das Ding jetzt gewinnt! Also schauten wir am Ende tatsächlich die ganze Staffel am Stück: Sehr, sehr lustig vor allem in den ersten drei Folgen, ein bisschen Längen in der zweiten Hälfte, der Schluss wieder sehr lustig und vor allem echt spannend. Auch schön anzusehen, wie das ganze Setting allmählich immer mehr einem viktorianischen Irrenhaus glich. Alles in allem prima Abendunterhaltung, sehr gute erste Staffel, ich bin gespannt auf die zweite. Es hatte sich auf jeden Fall gelohnt, bis halb zwölf wach zu bleiben.