Wochenendschicht, Dachterrassenzeit und Popkultur – Samstag 14.5.2022

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Nachdem wir am Abend die ganze erste Staffel LOL gebingt hatten und dementsprechend erst eine Stunde nach unserer normalen Bettzeit schlafen gegangen waren, wachte ich am Morgen auch eine Stunde später als normal auf, nämlich um zehn nach sieben. Einigermaßen ausgeschlafen, nur mit kratzigem Hals. Der Kater erwartete uns etwas empört im Erdgeschoss (ich mache mir Gedanken, warum er gar nicht mehr gern zu uns ins Schlafzimmer hochkommt, andererseits ist es auch ganz nett, wenn einem nicht morgens um halb sechs im Tiefschlaf eine Katzenpfote übers Gesicht läuft) und atmete dann sein Futter ein. Ich holte mir einen Tee und beschloss vernünftig zu sein: Auf mich wartete ja noch Vorbereitung am Wochenende und das wollte ich gleich wegarbeiten, anstatt es die ganze Zeit vor mir herzuschieben. Also bog ich um kurz nach halb acht direkt mit Tee ins Arbeitszimmer ab.

Ich hatte schon damit gerechnet, dass die Vorbereitung nicht so ganz schnell gehen würde: Ich hatte das Kursformat schon länger nicht mehr unterrichtet und online noch gar nicht. Außerdem wollte ich gern auf ein paar aktuellere Sachen eingehen, was mir einerseits Spaß macht, andererseits aber auch Zeit kostet. Aber egal, ich hatte keine Lust, mich zu stressen, und hatte mir deshalb einfach ein paar Stunden am Vormittag eingeplant, anstatt ständig auf die Uhr zu schielen und genervt zu sein, weil doch eigentlich Wochenende war und so.
Um neun holte mich der Liebste aus dem Arbeitszimmer zum Frühstück (Peanut Butter Porridge mit Banane), wir lasen Zeitung (wenig, ich wollte mich nicht wieder aufregen) und rätselten etwas. Dann zurück an den Schreibtisch. Irgendwann machte ich mir zur Untermalung eine Bukahara-Playlist auf YouTube an, was mein Tempo zwar reduzierte, meine Laune aber beträchtlich steigerte. Mit einigen Tanz-Unterbrechungen war ich schließlich um zwölf fertig und ganz zufrieden mit meiner Planung.

Eine ausführliche Dusche, dann machten wir uns die zweite Hälfte der Pizza zum Mittagessen warm. Der Liebste hatte uns am Morgen eine Kanne Kaffee gemacht, wir setzten uns deshalb mit Kaffee auf den Balkon in die Sonne. Es war extrem warm geworden: T-Shirt, kurze Hose, Sonnenbrille, und trotzdem wollten wir nach zwanzig Minuten wieder rein. Statt aufs Sofa gingen wir aber direkt aus dem Haus: Im Nachbarstadtviertel, zehn Gehminuten entfernt, hatten wir kürzlich einen Spargelstand entdeckt. Wir stellten uns also an und kamen mit zwei Schalen Erdbeeren und unfassbar dekadenten 1,4 kg Spargel wieder zurück. Sah alles nach sehr guter Qualität aus, kostete auch eine halbe Niere. Aber es ist nun einmal Spargelzeit und da gibt es gewisse Verpflichtungen.

Da wir am Wochenende davor nicht groß einkaufen gewesen waren, hatte sich auf der Einkaufs-Tafel in der Küche eine ziemliche Liste angesammelt. Wir machten uns also (mittlerweile war es halb drei) gleich auf den Weg zur großen Einkaufsrunde: Vorräte auffüllen, Kühlregalsachen und Gemüse beim Alnatura, Katzenfutter beim Fressnapf (und Vogelfutter, wir legen den Gartenvögeln ganzjährig Futter auf den Balkon und haben kürzlich ausgerechnet, wie viel uns das kostet – puh, viel), ein paar Kleinigkeiten beim dm. Überall war wenig los, wir waren nach einer knappen Stunde wieder daheim. Dort räumte ich die Einkäufe weg und hörte nebenher etwas Rütter-Podcast, während der Liebste vor dem Haus einige Äste wegschnitt, die blöd in den Weg wuchsen (ich habe das Gefühl, dieses Jahr wuchern Büsche und Bäume und Stauden besonders extrem, aber andererseits denke ich das jedes Jahr).

Damit hatte ich mein maximales Aktivitätslevel für den Tag erreicht. Ich schnappte mir mein Buch, stellte den Liegestuhl auf die Dachterrasse (der Sonnenschirm war schon aufgespannt) und verbrachte dort die nächste Stunde. Eigentlich hatte ich einen Mittagsschlaf machen wollen, aber ich war über das Mittagsloch schon hinaus (das war ungefähr zu der Zeit gekommen, als ich beim Alnatura an der Kasse stand). Egal, Lesen im Liegestuhl war auch sehr entspannend. Ein bisschen ließ ich mich von der Sonne bescheinen, aber bald wanderte ich mit dem Stuhl in den Schatten. Vermutlich werden wir ab Juni die Dachterrasse nicht mehr benutzen können. (Die Strauchtomaten und Echinacea wachsen da oben aber bis jetzt ganz prima.)
Irgendwann wurde es mir oben zu ungemütlich und zu hell, ich ging zum Liebsten aufs Sofa (er ist ja genetisch halber Maulwurf und würde am liebsten zwischen April und Oktober das Haus gar nicht verlassen). Dort noch etwas Buch und Instagram, bis ich uns um halb sechs schließlich animieren konnte, doch noch einmal aufzustehen.

Wir hatten vor ein paar Tagen festgestellt, dass unsere Weißweinvorräte sich dem Ende zuneigten, Rosé hatten wir schon etwas länger keinen mehr – also gingen wir zu unserem Stamm-Weinhändler, der Plan war, sich etwas beraten zu lassen und vielleicht auch das eine oder andere zu probieren. Nur standen wir vor verschlossenen Türen, als wir um kurz vor sechs dort ankamen. Wir hätten uns eigentlich denken können, dass er am Samstag nicht so lang aufhaben würde.
Hm. Nun hatten wir uns aber auf Weißwein und Sommerabend und so weiter eingestellt und wollten nicht einfach so wieder heim. Deshalb gingen wir nach kurzer Überlegung zu unserer Stammkneipe am Eck, setzten uns in den kleinen Biergarten und tranken einen Aperol als Aperitif. Sehr gemütliche Atmosphäre, nicht mehr so heiß, alle waren gut gelaunt und als absoluten Bonus hatten zwei Leute die niedlichsten Hunde der Welt dabei. SO UNFASSBAR SÜSS.

Um sieben gingen wir wieder heim (ich hatte eigentlich Lust, noch länger zu bleiben, aber erstens wollten wir nicht betrunken werden und zweitens wartete das Abendessen). Daheim also kochen, bei dem ich die Federführung übernahm, der Liebste arbeitete mir etwas zu mit Schnippelarbeit, außerdem schlug er schon mal die Sahne für den Nachtisch. Das Essen (altes VF&L-Rezept) nannte sich Sticky Sesame Tofu and Asparagus Noodles, eine Art Stir Fry mit Mie-Nudeln und eigentlich grünem Spargel, wir ersetzten ihn durch die Hälfte des frisch gekauften weißen Spargel. Und wow, was für eine super Qualität, null holzig, butterzart, Wahnsinn. Wir ergänzten das Essen durch Koriander und Alfalfasprossen und hatten damit ein wunderbares Abendessen. Und Erdbeeren mit Schlagsahne danach, hihi.

Zum Essen schauten wir ein paar YouTube-Videos, bis mir irgendwann einfiel, dass vermutlich heute der Tag des ESC-Finales sein müsste. Nun bin ich eigentlich keine ESC-Schauerin, fand den ganzen Wettbewerb früher immer eher blöd (und speziell die deutschen Beiträge tendenziell cringe, bis auf Stefan Raabs Song und auch den Auftritt von Max Mutzke), aber irgendwie hatte ich ein bisschen was darüber gelesen und Lust darauf bekommen, doch mal ein bisschen reinzuschauen. Ab kurz vor neun gingen wir also auf den ARD-Livestream und tauchten ein in die Popkultur.

Zunächst einmal wurde ich sehr davon überrascht, dass Mika einer der Moderator:innen war – das ist ein Künstler, den ich sehr gern mag, von dem man aber in den letzten Jahren (zumindest in Deutschland) weniger gehört hat. Hier war er auf jeden Fall auf der Bühne, und ganz ehrlich, wie lustig (und niedlich) und nett kann man sein? Das war schon mal ein großer Win, und im Übrigen auch die beiden anderen Moderator:innen – super gut durch die Show geführt. Wenn nur der unglaublich dämliche deutsche Kommentator aus dem Off nicht gewesen wäre, der mir schon nach drei Minuten den letzten Nerv raubte mit seinem bescheuerten, unnötigen Gelaber. WARUM?
Davon mal abgesehen hatte ich aber einen Abend mit sehr viel Spaß: tolle Show, tolle Atmosphäre, ein paar richtig klasse Auftritte und Songs dabei, alles wirklich sehr rund. Ich war schließlich so sehr mit dabei, dass ich sogar in der Viertelstunden-Voting-Zeit mein Handy schnappte (und den Liebsten anstupste) und wir unsere zwanzig Stimmen abgaben. Also alles prima, nur hatte ich überhaupt nicht damit gerechnet, dass die ganze Show über vier Stunden gehen würde, aber natürlich wollte ich wissen, wer jetzt am Ende gewinnen würde… und so blieben wir am Schluss bis zwanzig nach eins vor dem Fernseher und schauten das ganze Ding durch. Vermutlich das erste Mal in meinem Leben, dass ich das ESC-Finale von Anfang bis Ende angesehen habe.
Mit dem Ergebnis war ich dann sehr zufrieden: Klar, großartige Solidaritätsbekundung an die Ukraine mit dem Sieg, aber auch für sich genommen einfach ein wirklich toller Song der ukrainischen Band, und auch der zweitplatzierte UK-Beitrag flashte mich total, wirklich absolut super (nachdem Großbritannien ja letztes Jahr 0 Punkte – NULL – sowohl im Publikumsvoting als auch von den Jurys bekommen hatte, etwas, was eigentlich gar nicht geht). Deutschland war eher, höhö, nicht so erfolgreich, lol, aber ein paar andere Auftritte waren Wahnsinn (Estland! Armenien!), und ich ging sehr beschwingt und ein ganz klitzekleines bisschen mehr mit der Welt im Reinen ins Bett.