Tatütata, Sonntag 29.5.2022

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Wir wachten ziemlich früh auf (kurz nach sechs), einmal, weil der Wecker merkwürdigerweise seinen Lichtzyklus startete und dann weil der vierbeinige Wecker aufgeregt angerannt kam. Während der Liebste das Tier fütterte, füllte ich das Vogelbad auf der Dachterrasse auf und schaute nach dem Wecker, der überhaupt keinen Grund hatte anzugehen: Er zeigte das richtige Datum an, war aber nicht auf Sonntag eingestellt, und der Sonnenaufgangszyklus endete auch nicht nach 20 Minuten. Scheinbar hatte er sich einfach aufgehängt. Ich reparierte ihn in bewährter Technikermanier (aus- und wieder einstecken) und ging dann zu meinem Tee und dem Liebsten, der schon im Esszimmer war und leise wehklagte (Nase doof, Oberschenkel doof, alles aua).

Draußen war es unangenehm kalt, ich wollte aber den Vormittag nicht mit Schlafanzug und Sofa verbringen, sondern trotzdem raus. Nach dem Frühstück (Brot mit Aufstrich) ging ich deshalb gleich duschen, buchte ein Auto und um zehn gingen wir aus dem Haus. Ich hatte zwar am Tag davor keine Blumen mehr aus dem Blumenladen geholt, aber ich wollte wenigstens ein paar frische Schnittblumen auf das Grab meiner Mutter stellen, damit zum Todestag ein bisschen etwas da war. Wir fuhren also ins Nachbarstädtchen. Das erste Blumen-zum-Selberpflücken-Feld auf dem Weg hatte leider fast keine Blumen mehr, es war quasi alles abgeerntet, beim zweiten gab es aber noch zwei Reihen Pfingstrosen. Die waren teilweise in voller Blüte, teilweise hatten sie noch Knospen. Wir schnitten eine Mischung aus Blüten und Knospen ab (und sahen erst danach, dass vorn ein Schild hing, man solle bitte nur voll erblühte Pflanzen schneiden, ähem).

Als wir am Friedhof ankamen, begann es gerade zu regnen, prima. Das Grab war leider in keinem sonderlich guten Zustand, der Boden war unglaublich trocken, und trotzdem gab es einiges an Unkraut. Wir jäteten ein bisschen und gossen vier Kannen Wasser aufs Grab, dann stellten wir die Pfingstrosen in die Vase und schauten nach dem anderen Grab. Das sah marginal besser aus. Nach etwas Jäten und Wasser waren wir zufrieden und fuhren wieder zurück – ziemlich durchgefroren, ich hatte nicht mit so sibirischen Temperaturen gerechnet und nur („nur“) ein Fleece übers T-Shirt gezogen (die Temperaturanzeige im Auto meldete eine Außentemperatur von 13°).

Um kurz vor eins waren wir daheim und aßen gleich zu Mittag (zweite Hälfte Ofengemüse mit Hummus, außerdem eine Schüssel Blattsalat). Dem Liebsten ging es endgültig nicht mehr gut, seine Nase lief und er fühlte sich, als hätte er sich einen Schnupfen geholt. Er blieb also auf dem Sofa, während ich ein bisschen auf die Uhr schielte: Ich wollte unbedingt noch in die Stadt. Nach Espresso und einem Vanillequark mit Erdbeeren als Nachtisch (so lecker) ging ich um kurz nach halb zwei also los: In der Stadt war Feuerwehrtag. Hihi.

Die nächsten drei Stunden wanderte ich kreuz und quer durch die Altstadt und schaute mir stapelweise Feuerwehrbezogenes an. Neben jeder Menge Fahrzeuge und Equipment gab es auch einige Vorführungen, unter anderem wurde an einem verunfallten Auto das Dach abgenommen, während der „innere Retter“ im Auto der Unfallpuppe pflichtschuldigst eine FFP2-Maske aufzog, die Höhenrettung seilte sich und diverse Kollegen vom Kirchturm ab, der Hochwasserschutz pumpte Wasser aus einem Container von links nach rechts, und ein Rettungstrupp wechselte bei einem Kollegen die Atemschutzmaske. Natürlich war auch ein Auto im Fluss versenkt worden, damit die Taucherstaffel Leute aus dem Wasser retten und diverse Babypuppen aus dem Auto holen konnte (und danach mit dem Hebekissen hantierten, was die mit zuschauenden Enten nicht so toll fanden). Ich machte auch eine Führung durch die Hauptwache mit, alles sehr interessant. Zwar war ich absolut die einzige Person, die nicht entweder rüstiger Rentner oder von mehreren Kindern begleitet war (und darf ich hier mal kurz in den Raum werfen, dass ich Eltern, die es okay finden, ihre Kinder auf die Schultern zu nehmen und damit allen Leuten hinter ihnen den Mittelfinger zu zeigen – Hauptsache mein Kind sieht gut, f*ckt euch, ihr Loser – für das Allerletzte halte), aber das fiel quasi nicht auf. Es waren überhaupt sehr viele Leute unterwegs, und das Wetter hielt auch (wenn auch – immer noch – sehr kalt, ich hatte mir zusätzlich zum Fleece noch eine Windjacke genommen, aber das reichte phasenweise auch nicht).

Gegen fünf ging ich wieder nach Hause. Der Liebste hatte daheim quasi nur geschlafen und war gerade wieder am Wachwerden. Wir tranken erst einmal einen Kaffee zusammen, ich erzählte und las dann ein bisschen, und um halb sieben kochten wir gemeinsam: Gemüselasagne nach einem neuen Rezept, ohne Tomatensoße, dafür mit frischen Tomaten, Pilzen, Zucchini und einer Tonne Béchamel. Während die Lasagne im Ofen war, machte ich noch den Wochenplan für die kommende Woche, und dann machten wir den Fernseher an und schauten zur Feier des Tages natürlich ein paar alte Folgen Feuer und Flamme, was sonst.