Offlinespaß und Onlinespaß – Samstag 28.5.2022

Natürlich weckte uns ein sehr hungriger Kater um kurz nach sechs, was will man am Samstag anderes erwarten? Ich stand zum Füttern auf, legte mich dann noch einmal für eine halbe Stunde hin. Irgendwie war ich angespannt und unruhig, der Liebste auch, schließlich standen wir auf. Draußen wieder sonniger Himmel, obwohl für den Tag Wolken angekündigt waren, recht kalt allerdings.
Wir lasen erst einmal die Zeitung von vorn bis hinten durch und frühstückten mit Erdbeermüsli, dann Dusche, und dann stand ich nervös im Weg herum und hielt mich an meiner Kaffeetasse fest, während der Liebste sich umzog und seine Sachen zusammensuchte: Er war für den Tag mit Kollegen auf einer Motorradtour im Schwarzwald. Was meine innere Unruhe und Angespanntheit dann schon erklären würde.

Um kurz nach neun positive Überraschung des Tages: Der Telekom-Techniker klingelte (er war angekündigt für zwischen 9 und 12). An der Fritzbox war er nach zwanzig Minuten fertig – da war der Liebste schon nicht mehr da, er sagte dem Techniker noch hallo und verabschiedete sich von mir, setzte sich auf seine R Ninety und fuhr mir zuwinkend gen Horizont.
Ich schaute ihm hinterher, verdrängte die Sorgen und setzte mich erst einmal wieder an den Esstisch. Der Techniker verschwand schnell wieder, allerdings nicht ohne mir zu sagen, dass die Fritzbox noch eingerichtet werden müsste. Na super. Ich hatte zwar das Passwort für die Fritzbox und loggte mich ein, dann ging es aber leider nicht mehr weiter: „Prüfung der Internetverbindung fehlgeschlagen“. Ich rief den Liebsten, der gerade beim Kollegen im Nachbarort angekommen war, auf dem Handy an: Ja, klar, da müsste er noch ein paar Daten einrichten, das würde er dann am Abend machen, wenn er wieder daheim war. Das war nun eine richtig blöde Auskunft, denn ich hatte eigentlich geplant, meinen Abendkurs am Montag vorzubereiten und mich um meine Steuererklärung zu kümmern, und beides geht ohne Internet nicht. Jetzt musste ich mir für den Tag einen neuen Plan überlegen.

Zuerst eine Tasse Kaffee, ich schrieb ein bisschen unmotiviert vor mich hin, war schlecht gelaunt und rief schließlich um Viertel vor zehn meinen Bruder an, ob er und die Schwägerin noch Lust auf einen Kaffee hätten, bevor sie sich wieder auf den Weg machen müssten. Hatten sie, also trafen wir uns ein paar Minuten später in einem Café in der Stadt. Dort war leider die Bedienung furchtbar langsam und Pflanzenmilch gab es auch nicht (wo sind wir, in den Nullerjahren?), aber egal, ich nahm mir einen doppelten Espresso und wir hatten noch eine Stunde zum Quatschen. Anschließend ging ich mit ihnen einmal quer durch die Stadt, weil sie dort noch verabredet waren, bevor sie sich in den Zug setzten. Endgültige Verabschiedung, dann war es kurz nach halb zwölf, ich war in der Stadt und hatte Zeit.

Das Wetter war ein bisschen nervig, eigentlich recht kühl und definitiv Jackenwetter, aber kaum kam die Sonne hinter einer Wolke hervor, wollte man im T-Shirt unterwegs sein. Ich wollte auf jeden Fall noch nicht wieder heim und ging einmal durch die Altstadt in Richtung Unterstadt, wo es an dem Wochenende einen Kunsthandwerkermarkt gab. Nachdem er jetzt zwei Jahre ausgefallen war, war er dementsprechend sehr gut besucht. Ungefähr die gleichen Stände wie die Jahre davor (alles hübsch anzusehen, aber wenig, was ich daheim hätte haben wollen). Am Essensstand gab es „vom Grill“ und „vegetarisch/vegan“ gleich groß ausgeschildert, die fleischlose Variante war ein veganer Burger mit wahlweise veganem oder vegetarischem Dip. Das freute mich sehr (früher immer sehr fleischlastig, an nicht-Fleisch gab es maximal Schupfnudeln mit Kraut), mir war aber die Schlange zu lang. (Obwohl es gerade mal zwölf war.)

Nach etwas Herumzirkulieren ging ich weiter zum Unverpacktladen in der Altstadt, weil der im angeschlossenen Bistro auch einen Mittagstisch anbietet. Vor ca. einem Jahr hat dort der Besitzer gewechselt und der neue ist selbst auch vegan und sehr konsequent in der veganen Ausrichtung des Bistros und des Ladens (man kann noch Käse und Butter kaufen und man bekommt im Bistro Kuhmilch zum Kaffee, wenn man fragt, aber der Standardfall ist vegan). Im Angebot gab es Kichererbsencurry mit Vollkornreis und Salat, und nachdem der Mensch hinter dem Tresen sich zuerst an einem blöden Witz versucht hatte („nein, das Essen ist noch nicht fertig, deshalb esse ich es gerade“), holte er mir eine Portion. Gute Wahl, es war reichlich und wirklich lecker, und außerdem holte ich mir vom Kindertisch einen Schlumpf-Comic und war die nächste halbe Stunde beschäftigt.

Auf dem Weg nach Hause kam ich noch an einem Bürstenmacherstand vorbei. Wir suchen schon seit mehreren Jahren nach Bürsten so wie von „unserem“ Bürstenmacherstand, der die Bürsten nur noch hobbymäßig herstellt, aber die beste Qualität anbietet, was man sonst ja leider nicht mehr findet, blabla, wie alt kann man sein. Egal. Auf jeden Fall war dort ein Bürstenmacherstand, der sowohl einen Wurzel-Pfannenreiniger als auch einen abgeschrägten Handbesen hatte – beides fällt bei uns so langsam auseinander und muss dringend ersetzt werden. Ob der Stand jetzt zu „unserem“ Bürstenmacher gehört, keine Ahnung, die Leute waren noch recht jung und sprachen geradezu klischeehaftes Kurpfälzisch (mit Singsang und „alla guuut“ und allem), aber man ist ja tolerant. Auf jeden Fall kam ich mit zwei Bürsten und sehr zufrieden wieder nach Hause. Ich schickte dem Liebsten, der gerade auf der Tour Mittagspause machte und sich per Handy meldete, gleich mal ein Foto.

Daheim war ich dann etwas unschlüssig: Eigentlich hatte ich ja Arbeit eingeplant, aber das Internet ging nicht, stattdessen hätte ich natürlich durchwischen oder Wäsche falten oder sonst etwas machen können. Andererseits war ich ausgesprochen lustlos. Ich ging aber tatsächlich ins Arbeitszimmer, machte für meinen Abendkurs am Montag die Stundenverlaufsplanung fertig und druckte sie aus. Da ich weder auf die Lernplattform noch auf das Online-Übungstool zugreifen konnte, war ich damit nach 20 Minuten fertig. (Was gut ist, denn das Planungsgerüst ist der wichtigste Teil, den Rest bekomme ich am Montag schnell hin.) Dann brachte ich noch Altglas weg und beschloss danach, einfach das Wochenende als Wochenende zu nutzen und einen neuen Krimi zu starten.
Die nächste Stunde verbrachte ich also mit Buch und Tee (und später etwas Schokomousse) auf dem Balkon. Irgendwann wurde es mir zu warm, ich ging aufs Sofa, der Kater legte sich zu mir, drückte seine Pfoten gegen den Unterarm und schnurrte wie verrückt, schließlich schlief ich ein.

Als ich aufwachte, war es kurz vor fünf, der Liebste hatte gerade geschrieben, dass sie die letzte Runde fahren und sich dann auf den Heimweg machen würden. Ich las noch ein bisschen weiter, machte mir einen Tee, fütterte den Kater, und schließlich setzte ich mich auf die Eingangsstufen vor dem Haus und lauschte aufs Motorradknattern.
Das kam gegen sechs: Der Liebste kam angefahren, glücklich, eingestaubt und mit ordentlich schmerzenden Oberschenkeln und Gelenken. (Wenn man halt mit Anfang fünfzig seine GS gegen ein Rennmotorrad eintauscht. Kein Mitleid von mir.) Ich freute mich sehr, dass er wohlbehalten wieder zurück war und einen schönen Tag gehabt hatte. Natürlich viele, viele Leute im Schwarzwald unterwegs, die Hochstraße hatten sie mit Absicht ausgelassen und sich auf die Nebenstrecken beschränkt (die machen schließlich genauso viel Spaß).

Drinnen machte ich uns erst einmal einen Tee und der Liebste schaute sich das Internet an (ich schaute ihm dabei über die Schulter, schließlich wollte ich wissen, wie es geht, nur dass der gesamte Ablauf von Anbieterseite aus überhaupt keiner Logik folgt und vermutlich beim nächsten Mal – in ferner, ferner Zukunft – schon wieder anders aussieht). Nach viel Geschimpfe, Gesuche und Gefrickel hatte er es schließlich beisammen und nach zwei Wochen haben wir jetzt WIEDER INTERNET. Meine Güte, was für ein Gedöns.
Anschließend kochen: zwei große Bleche mit Ofenkartoffeln und Gemüse (Pilze, Brokkoli, rote Bete, Karotten), dazu selbstgemachter Hummus. Und dann, zum Essen, schauten wir völlig problemlos und ohne Umweg übers Handy, die halbe dritte Staffel von LOL. Wir haben jetzt nämlich wieder Internet. Hihi.