Dum-di-dum, Pfingstsonntag 5.6.2022

Um Viertel nach sechs wachte ich auf, weil es direkt über uns zu grummeln und zu donnern begann. Wir standen auf und machten die Fenster  zu, der Liebste legte auf der Dachterrasse den Sonnenschirm auf den Boden, und nach ein paar Minuten, in denen wir noch vermuteten, dass es weiterziehen würde, ging es dann richtig los und das Gewitter entlud sich direkt über uns. Der Kater (der uns – vermutlich – wieder verziehen hat) kam rein und legte sich zum Schlafen aufs Sofa, wir saßen bei einer Tasse Tee am Esstisch und schauten dem gegen die Scheiben klatschenden Regen zu. Nach dem schwülen Wetter der letzten Tage kein Wunder, nur etwas merkwürdig, dass es morgens um sieben gewitterte. Und es hörte auch so schnell nicht auf: So nach einer Stunde hatte sich das richtige Gewitter zwar verzogen, aber es regnete weiter und blieb dunkel und bewölkt.

Der richtige Tag also, um so komplett im Schlafanzug auf dem Sofa rumzulümmeln, und genau das machten wir auch mehr oder weniger. Zunächst einmal machte der Liebste uns Pfannkuchen mit Apfelmus zum Frühstück, und da das zwar sehr lecker, aber leider etwas wenig war, gab es noch einen Becher Grießpudding danach. (Das war dann eine ziemlich ordentliche Portion.) Außerdem tippte ich ein paar Rezepte in die VF&L-Datenbank, um wenigstens einen produktiven Punkt vorzuweisen zu haben.
Dann also Sofa, und weil das Internet gnädigerweise lief, ein wenig im Laptop durch die Gegend lesen. Der Liebste lag am anderen Ende des Sofas und schlief bald ein, der Kater legte sich zum Schlafen zwischen uns, und ich ließ mich anstecken und wurde auch müde: Einen nicht unbeträchtlichen Teil des Vormittags verbrachten wir mit geschlossenen Augen. Keine Ahnung, warum wir so müde waren.

Gegen Mittag machte der Liebste uns eine einfache Linsensuppe mit etwas Suppengemüse und den allerletzten Pilzen vom Freitag, während ich mit dem Kater zusammen in einer Regenpause einmal im Garten vorbeischaute (die Gartenschuhe waren nass geworden und es gab ungefähr eine Million Schnecken im Garten, es hielt mich also nicht sehr lang draußen). Als Nachtisch Espresso und eine halbe Packung Chips, nachdem ich festgestellt hatte, dass die neulich noch unangetastete Packung im Küchenschrank jetzt plötzlich halb leer war und einen Clipverschluss hatte. (Aber Respekt vor dem Liebsten, er schafft es, eine Packung Chips nur halb zu essen und dann wieder zu verschließen, das würden nicht alle hinbekommen.)

Irgendwann am Nachmittag hatte ich dann genug vom Rumliegen (der Rücken begann auch weh zu tun), ich wollte gern richtig wach werden und fühlte mich so langsam ein bisschen schmuddelig (und wenn man eines aus dem Feuerwehr-Content der letzten Wochen gelernt hat, dann dass jederzeit irgendjemand bei einem im Wohnzimmer stehen und einen im Pyjama sehen kann). Ich ging also ausführlich duschen und anschließend, einigermaßen präsentabel, schaute ich bei den Nachbarn vorbei, die waren an dem Tag nämlich in den Urlaub gefahren und hatten uns ihre Maus zur Obhut überlassen.

Ach ja. Kleintiere als Haustiere „für die Kinder“, ein Konzept mit so vielen Schwachstellen, wo fange ich an. Neben der üblichen Problematik (man kann mit quasi allen Kleintieren, egal ob Mäuse, Hamster, Kaninchen oder Meerschweinchen, nicht spielen und auch nicht mit ihnen kuscheln, ohne sie in Todesangst zu versetzen, und das Wort „Beobachtungstiere“ kommt im Sprachgebrauch von Kindern tendenziell ja auch eher nicht vor, und sie eignen sich auch nicht, damit ein Kind „Verantwortung lernt“, außer man macht sich klar, dass im Umkehrschluss die Erwachsenen sich logischerweise komplett um die Tiere kümmern müssen, denn das Kind – Überraschung – kann die Verantwortung dafür ja nicht übernehmen, hat es ja nicht gelernt – btw unsere Nachbarn machten das aber tatsächlich ziemlich vorbildlich, der Vater kümmerte sich und der Sohn half mit) kommt ein Klassiker hinzu, der sich auch in diesem Fall abspielte: Die meisten dieser Kleintiere müssen zwingend in Gruppen gehalten werden, Einzelhaltung wäre absolut inakzeptabel. Das heißt also, wenn ein Tier stirbt, muss man es ersetzen, damit das andere nicht allein ist… womit die Tierhaltung nie ein Ende findet. Bis man am Schluss doch in den sauren Apfel beißt und das letzte Tier übrig und alleine altern lässt und insgeheim hofft „stirb schnell“. (Außer natürlich man ist Riesenarschloch und „entsorgt“ das letzte Tier irgendwie, aber davon rede ich jetzt nicht, sondern von den Leuten, die es gut machen wollen und dann eben am Ende vor dem Dilemma des letzten Tieres stehen.)

Langer Rede kurzer Sinn: Die Maus drüben war jetzt schon seit einiger Zeit allein und mittlerweile ur-uralt. Und das sah man ihr auch an, das Fell war ganz schön dünn, die Augen waren ziemlich trüb, die Nase funktionierte nicht mehr so richtig, klettern konnte sie quasi auch nicht mehr… Früher war sie noch an den Stäben innen im Käfig kopfüber herumgelaufen, jetzt kam sie mit Müh und Not die Rampe hoch zur Zwischenebene (die obere ging nicht mehr), wo wir das Futter hinlegen sollten. (Das Futter konnten wir nicht mehr unten verstreuen, weil sie es da nicht mehr gefunden hätte, wie gesagt wegen Nase und so.) Die Rampe nach unten konnte sie auch nicht mehr gehen, es war eher so eine Art halbkontrolliertes Runterrutschen. Aber sie schnuffelte noch und fraß noch und putzte sich noch, und wer hat da das Recht, ihr das abzusprechen? Auf jeden Fall war es drüben das reinste Altersheim. Ich tauschte ihr das Wasser aus, legte einen Mehlwurm hin und schaute ihr ein wenig beim im-Kreis-Laufen zu. Niedlich war sie schon, klar.

Der Liebste hatte mittlerweile mit dem Abendessen angefangen, ein Körnersalat mit gekochtem Dinkel, geraspelter Roter Bete, Karotten und Zucchini und ein paar Kräutern und Nüssen. Das Wetter (es hatte wieder zu regnen begonnen) war eigentlich zu kalt und zu ungemütlich für so einen sommerlichen Salat, aber er war trotzdem sehr prima. Dinkel: Bestes Korn.
Während der Dinkel köchelte, telefonierte ich mit meinem jüngsten Neffen, um mit ihm ein paar Details eines möglichen Besuchs zu besprechen. Zwar merkte man, dass das Telefon bei uns beiden nicht gerade das bevorzugte Medium war, am Ende bekamen wir aber schon was abgesprochen. Ein bisschen blöd, dass ausgerechnet jetzt im Juni bei der Arbeit so unfassbar viel los ist. Nun gut. Wird trotzdem schon klappen.
Zum Essen machte ich eine Flasche Rosé auf (der französische Sauvignon Gris am Tag davor hatte mich nicht so überzeugt, bei dem Rosé konnte man aber nichts falsch machen: ein portugiesischer Vinho Verde, leicht moussierend und nach Erdbeeren duftend, den wir schon seit einigen Jahren immer wieder kaufen), dazu dann eben den Dinkelsalat, und ohne konkreten Wunsch, eher weil es sich so ergab, bingten wir die komplette fünfte Staffel von Feuer und Flamme für den restlichen Abend. Im Übrigen die letzte, die noch in der Mediathek online ist. Falls jemand guten Feuerwehr-Content will.