Unmotiviert, aber schnell(-er), Donnerstag 11.8.2022

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Am Abend kurz nach dem Schlafengehen kam der Kater zu uns, schnurrte ein bisschen und stupste uns an – und war wieder ordentlich verkrustet und auch nass hinter den Ohren. Keine Ahnung, ob das ein neuer Kratzer oder etwas Anderes war. Er legte sich schließlich zu uns, zuerst oben zwischen meinen Schulterblättern an den Rücken gekuschelt, was zwar sehr niedlich, aber auch sehr heiß war, und schließlich am Fußende auf seinem Handtuch. Dort schlief er die ganze Nacht. Freut mich natürlich, aber auch ungewöhnlich. Ich selber schlief nicht ganz so gut (heiß, Gedanken, Arm tat weh) und war ziemlich kaputt beim Aufwachen.
Der Liebste machte beim Kater erst einmal die verkrustete Stelle am Ohr mit einem Tuch sauber, was das Tier zum Wegmarschieren in die Nachbargärten veranlasste. Dann Zeitung, Tee und Brot mit Erdnussbutter zum Frühstück. Einfach sehr müde. Und da ich einen Kurs am Abend unterrichten musste, beschloss ich, etwas später anzufangen.

Zuerst noch mehr Tee und etwas Schreiben, um neun zog ich mir die Laufschuhe an und ging eine Runde laufen. Es war tatsächlich noch frisch draußen, so frisch, dass ich kurz überlegte, ob kurze Hose und Shirt nicht zu wenig gewesen waren, das hatte sich aber durch Laufen und Morgensonne schnell erledigt. Ich trabte so vor mich hin, außer mir waren wenig Leute unterwegs (in erster Linie Hundegeher), es war eine schöne, ruhige Atmosphäre. Ich versuchte bewusst die Gehpausen ein bisschen zu verkürzen, aber ohne außer Atem zu kommen, das fühlte sich alles ganz okay an, ich kam ganz gut voran, und als ich wieder daheim war und auf die Uhr schaute, hatte ich die Strecke in 24 Minuten geschafft. Wow. Wenn das so weiter geht, dann könnte ich die Strecke schon ein bisschen verlängern (meine Zielsetzung ist es, mindestens 30 Minuten laufen zu gehen). Sehr cool.

Daheim schaute ich nach meinen Mails und beantwortete einen ersten kleinen Schwung, dann eine kurze Dusche, und um zehn war ich dann so richtig am Schreibtisch. Nach dem Laufen am Morgen war das irgendwie ein Motivationstief: Allein daheim, einerseits sehr viel zu tun, andererseits nicht, alles ein bisschen blöd. Immerhin war für den Vormittag meine Erlediliste klar: Ich hatte am Abend Kurs und musste korrigieren und vorbereiten, dazu noch die eine oder andere Anfrage beantworten, Informationen weitergeben…
um Viertel nach elf packte ich die Tasche und fuhr zur Hauptpost. Wie erwartet und bei eingeschränkten Öffnungszeiten kein Wunder, stand die Warteschlange bis vors Gebäude und über den Gehweg. Im Übrigen hätte ich auch nachmittags gehen können, denn die genauen „angepassten Öffnungszeiten“ waren, wie ich dem Zettel an der Tür entnahm: Montag-Mittwoch 9 bis 13 Uhr, Donnerstag 9 bis 12:30 und 14:30 bis 18:30 Uhr, Freitag 13 bis 18:30 Uhr, Samstag geschlossen. Wow.
Wie auch immer, ich stellte mich an (wenigstens hatten sie drei Schalter offen), gab den Stapel Briefe ab (die mussten alle getrennt bearbeitet und berechnet werden und ich brauchte die Belege und so weiter, es zog sich also), um kurz nach zwölf war der Punkt Post endlich erledigt.

Daheim noch ein Blick auf meine Mails, es hatten sich aber keine weiteren Katastrophen ergeben, während ich weg war, und dann machte ich Mittagspause. Zuerst zweite Hälfte Nudelsalat und ein bisschen Sojaquark mit Nüssen als Nachtisch, und danach setzte ich mich mit einer Tasse Tee aufs Schattendeck (das zur Mittagszeit noch ein halbes Sonnendeck ist) und hoffte, dass der Kater ums Eck kommen würde. Tat er aber nicht. Treuloses Tier.

Ab halb zwei arbeitete ich weiter. Bei mir schlechte Laune, sehr unmotiviert, und trotzdem bekam ich alle für den Tag terminierten Punkte erledigt, immerhin, allerdings nichts darüber hinaus. Hm. Um meiner schlechten Laune noch eins obendrauf zu setzen, begann ab nachmittags auch noch mein rechter Ischias weh zu tun, etwas, was ich schon längere Zeit nicht mehr gehabt hatte. Ich beschloss das einfach mal zu ignorieren. Stattdessen ging ich um halb fünf kurz in den Supermarkt nebenan und schaute nach Tellerlinsen (hatten sie nicht in Bioqualität, doof), veganen Spätzle (hatten sie nicht mehr, sie hatten früher eine Sorte in Papier verpackt, aber seit dem Umbau haben sie ihr Sortiment anders – doofer – strukturiert) und einem Deo. Hatten sie aber auch nicht, zumindest nicht das, was ich wollte, und da ich bei Deo wirklich sehr empfindlich bin und mir 99% der Deos auf dem Markt viel zu stark parfümiert sind, nahm ich keins. (Deo komplett ohne Parfum wäre meines Erachtens eine echte Marktlücke. Gibt es wahrscheinlich.)

Dann wieder an den Rechner, Abendkurs, der sich etwas schwierig gestaltete, weil die Leute von ihren Vorkenntnissen her ziemlich heterogen sind. Nun ja. Wie so oft war es auch hier so, dass die Leute es wahrscheinlich nicht als negativ empfanden, aber ich war die ganze Zeit am Jonglieren, damit sich niemand langweilte und alle etwas mitnehmen konnten. Ein eher anstrengender Kurstermin für mich.
Der Liebste war nach einer längeren Fahrradrunde schon heimgekommen und am Kochen, gut gelaunt und mit einer Bukahara-Playlist im Hintergrund (er ließ sie in seinem Arbeitszimmer laufen und hatte die Tür offen, damit er sie in der Küche hören konnte – was bedeutete, dass ich sie in meinem Arbeitszimmer einen Stock höher auch zu hören bekam, und das während des Kurses. Ich brüllte wie bei so einem Teenager runter, ob er gefälligst mal die Musik etwas leiser machen könnte, zum Glück ist der Liebste kein Teenager und reagierte gleich).

Um halb acht war ich fertig und kam gleich zum Essen, auf dem Herd kochte ein Topf klassische Linsensuppe. (Der Kater, der sich den ganzen Tag nicht hatte blicken lassen, war beim Liebsten im Übrigen anmarschiert gekommen und hatte sich füttern lassen, doppelt treuloses Tier.) Zum Essen die restlichen Folgen der fünfteiligen Bergwacht-Doku aus der Sächsischen Schweiz, außerdem ein Glas Chardonnay (für mich, der Liebste nahm Pudding stattdessen, aber darauf hatte ich keine Lust).
Irgendwann hörten wir draußen ein merkwürdiges Geschrei (nicht richtig Katze, nicht richtig Kind, irgendwie… komisch). Wir gingen nachschauen, liefen den Kohleweg entlang, sahen keine Katastrophen, der Kater kam aber aus irgendeinem Garten anmarschiert. (Unverletzt und ohne Bürste, also auch nicht sonderlich erschreckt.) Keine Ahnung, vermutlich waren es doch zwei Katzen, oder hier läuft wieder ein Marder durch die Gärten? Auf jeden Fall kam der Kater mit rein, ließ sich noch etwas Futter geben, und ich ließ den Sofaabend gut sein, nahm mir ein neues Buch und zog mich ins Schlafzimmer zurück.