Hoch die Hände… Freitag 12.8.2022

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Ich wachte kurz vor dem Wecker auf und konnte den linken Arm wieder fast gar nicht mehr einsetzen (beim Hochnehmen, beim Anziehen) – das war der Stand, bei dem ich vor zwei Monaten dann zum Arzt gegangen war. Ich will ja nicht negativ denken, aber momentan fühlt es sich so an, dass der ganze mehr Sport-verstärkt Yoga-Krafttraining- Krankengymnastik-Aufwand überhaupt gar keinen Effekt hat. Vielleicht bin ich zu ungeduldig. Auf jeden Fall war ich aber ordentlich frustriert (und genervt) beim Aufstehen.
Erst einmal Tee kochen (und btw, „Tee kochen“ bedeutet, während das Wasser kocht und der Tee zieht: Geschirr in der Küche abtrocknen und wegräumen, Weingläser spülen, abtrocknen und wegräumen, Herd abwischen, Spüle trockenwischen, Sofakissen aufschütteln, Katzennäpfe zum Auswaschen wegbringen. Nur dass das auch mal dokumentiert ist). Dann eben Tee und ein bisschen Planung, wie ich den Tag gestalten wollte – nach dem Motivationsloch am Tag davor wollte ich ein bisschen produktiver (und positiver) sein.

Nach dem Frühstück (Brot mit Aufstrich, wir probierten eine neue Sorte – Kichererbsen/Kreuzkümmel – bei der man im ersten Moment dachte, mmh, lecker, und im zweiten Moment, wow KREUZKÜMMEL den Geschmack krieg ich nie wieder aus dem Mund. Eher nur halbe Kaufempfehlung) radelte der Liebste los ins Büro. Ich fegte noch die untere Terrasse, einfach weil sie da war, und ging dann für eine knappe halbe Stunde auf die Yogamatte für zwei Sonnengrüße und etwas Muskeltraining. Sogar die Hanteln nahm ich mal wieder in die Hand, was der linke Arm allerdings gar nicht so toll fand. Nun ja. Um neun war ich auf jeden Fall fertig und am Schreibtisch.

Den Vormittag verbrachte ich mit etwas Unterrichtsvorbereitung und diversen administrativen Sachen, und wie erhofft lief der Vormittag ganz flüssig. Ich bekam einige Sachen weggearbeitet und war zufrieden. Noch zwei ausführliche Beratungen mit zwei sehr netten Leuten, dann waren die ersten Stunden erledigt. Um halb eins kam der Liebste schon wieder heim zum Mittagessen, er war ab nachmittags im Home Office.
Gemeinsame Mittagspause mit dem restlichen Linseneintopf und anschließend etwas Grießpudding und Espresso und etwas Zeit auf dem Sofa. Mir war den ganzen Vormittag schon etwas kalt gewesen, deshalb setzte ich mich zum Aufwärmen noch ein bisschen auf die Dachterrasse (ja, es ist August und es ist heiß draußen, aber im Haus halt nicht so, und wenn ich den ganzen Vormittag im kühlen Arbeitszimmer sitze…).

Um halb zwei fuhr ich ins Büro. (Etwas schlechte Home Office-Planung vom Liebsten und mir, aber oh well.) Dort ein paar Mails zu beantworten, dann versuchte ich mit einer Kollegin ein Meetings über Teams zu wechseln, mein Lautsprecher wollte aber nicht, deshalb über Zoom – wollte auch nicht. Am Ende rief sie mich auf dem Festnetz an und wir hatten das Video über Zoom und das Audio über das Telefon. Etwas bizarr. (Das Audiokabel meines Lautsprechers hatte den Geist aufgegeben, wie ich später feststellte, und zwar schon vor einem Tag, aber scheinbar war von den Kolleg:innen niemand auf den Gedanken gekommen, da irgendwelche Schritte zu unternehmen – austauschen oder Bescheid sagen oder wenigstens Zettel schreiben oder so.)
Ein netter Einzelunterricht von drei bis vier, dann wieder an den Schreibtisch, wo ich eigentlich schon gedanklich halb im Wochenende war, zumindest bis ich sah, dass eine Mail des Katastrophenlieferanten wartete. Da hatte ich am Morgen eine Stufe weiter eskaliert und jetzt endlich eine Reaktion bekommen. Die in die Richtung ging, naja, sie hätten ja unseren Auftrag noch gar nicht weiter bearbeiten können, sie würden ja noch auf eine Information von uns warten. Dass da irgendjemand auf irgendetwas wartete, war uns halt nur kein einziges Mal mitgeteilt worden. Und dass sie die Information in diesem Fall überhaupt nicht brauchten, was wir ihnen über ihr eigenes Formular schon Ende Juni mitgeteilt hatten, schien dort auch niemandem aufgefallen zu sein. Ich war über so viel kommunikative Inkompetenz so fassungslos, dass ich mir bei meiner Antwort-Mail meine Kollegin zum Drüberlesen dazuholte – ich wollte nicht, dass mir der Tonfall zu sehr entglitt. Nun ja. Wenigstens hat jetzt mal irgendjemand geantwortet, also ein Mensch, bisher waren das ja immer nur automatisierte Antworten mit dem Inhalt „wir haben Ihre Anfrage an die zuständige Person weitergeleitet“ gewesen. Un-f*cking-fassbar. Ich suchte dann auf jeden Fall noch ein funktionierendes Kabel für mein Büro, lol, und um fünf verabschiedete ich mich ins Wochenende.

Der Liebste war schon eine Stunde mit der Arbeit fertig und hatte die Zeit genutzt, um ein Gigabit-fähiges Kabel von unserem Router zum Access Point ins Wohnzimmer zu legen (damit wir die schnelle Leitung, die wir bezahlen, auch tatsächlich bekommen). Damit war er fertig, ich war auch fertig mit allem, wir packten die Lenkertasche, zogen Sportklamotten an und um halb sechs setzten wir uns auf die Fahrräder und fuhren in eine der Nachbarstädte, nämlich nach Rottenburg, einmal quer durchs Neckartal (sooo schöne Landschaft).
Gute Strecke, nach 45 Minuten (mit nur ganz wenig Wind und nur einer komischen Radweg-Umleitung über Schotter wegen angeblicher Baustelle) waren wir angekommen. Eigentlich hatten wir uns am Fluss auf eine Bank setzen und einen Fitnessriegel essen wollen, aber als wir dort einen Biergarten sahen… Wir setzten uns also in den Biergarten, bestellten alkoholfreies Weizen und Pommes und hörten dem älteren Mann zu, der mit Live-Schlagermusik für Unterhaltung sorgte. Die Musik war ganz, ganz scheußlich, aber irgendwie war das egal: Das ganze Setting war nett, die Leute hatten gute Laune, alle freuten sich, vorne wurde ab 60 aufwärts eifrig getanzt, und wir mit Pommes mittendrin. Eine riesige Portion übrigens, mir war es am Ende fast zu viel und ich strich in Gedanken das geplante Abendessen. (Wenn wir bei jeder Radtour einen Biergartenstopp mit Pommes und Hefe machen, dann ist das auch irgendwie etwas kontraproduktiv.)
Dann Rückweg, der nicht mehr ganz so flüssig lief – das Konzept Gegenwind bedarf noch einmal einer gewissen Überarbeitung beim Radfahren, finde ich. Aber egal, um acht waren wir wieder daheim, nach anderthalb Stunden Fahren (und einer Stunde im Biergarten).

Daheim kam der Kater vorbei, sich seine Abendportion abholen (der Liebste hatte ihn um fünf schon gefüttert, aber das war ihm halt egal), der Liebste ging duschen, ich ließ mich aufs Sofa fallen. Das Abendessen war durch die Pommes wie gesagt erledigt, wir hatten nur noch einen Joghurt mit Nüssen als Nachtisch und einen Likör als Digestif, der Liebste einen Pfefferminzlikör (nichts für mich) und ich einen Amaretto – die ersten zwei Schlucke waren „lecker, Marzipan“, aber direkt danach hatte ich den Geschmack über und wollte nicht mehr. Ich hätte wohl besser zum Irish Single Malt gegriffen.
Auf jeden Fall ein bisschen Blaulichtporno, danach wollten wir nach Atlantis wechseln, aber das DVD-Laufwerk am Laptop begann rumzuzicken und Lesefehler anzuzeigen. Ich war ziemlich kaputt und hatte keine Lust, mich mit der Technik rumzuärgern – also ging ich „lesen“, aka sofort einschlafen.