Gelenkig, Dienstag 22.11.2022

  • Beitrags-Kategorie:Tagebuch

Irgendeinen sehr lebhaften Quatsch geträumt, in dem tausend Leute vorkamen, die ich schon lang nicht mehr gesehen hatte. Aufgewacht und traurig gewesen. Nach rechts gedreht und dort den Mitschläfer liegen sehen, der mich anknurrte (eigentlich knurrte er nicht mich an, sondern das Licht des Lichtweckers, das ihn geweckt hatte), und schon gar nicht mehr traurig, besonders als mir einfiel, dass wir den Tag gemeinsam im Home Office verbringen würden. Hihi.
Ruhiges Frühstück mit Porridge, Tee und Zeitung, ab neun war ich am Schreibtisch. Da ich am Vormittag keine Termine hatte, konnte ich in Ruhe arbeiten, also so ziemlich in Ruhe, halt immer wieder unterbrochen von Chat-Nachrichten und Mails. Wobei „unterbrochen“, naja, war alles wichtig. Vorbereitung und Korrekturen klappten auch, um halb eins konnte ich den Vormittag abschließen. Sehr gut.

Der Liebste hatte schon den Kichererbsen-Spinat-Eintopf heiß gemacht. Dazu ein bisschen Kreuzworträtsel, Kaffee, ein paar Dominosteine – gute Mittagspause, nur dass ich furchtbar müde wurde und gern einen Mittagsschlaf gemacht hätte. Ging aber leider nicht, um eins hatte ich den nächsten Termin, ein Teammeeting. Also wieder hoch an den Schreibtisch, nach dem Meeting beantwortete ich noch die eine oder andere Nachricht, und ab halb zwei hatte ich Unterricht.
Es war der letzte Termin für diesen Kurs, noch ein Prüfungstraining. Ich hatte die Leute jetzt die letzten knapp zwei Monate begleitet und sie waren mir schon ziemlich ans Herz gewachsen. Und sie, auch wenn ich mich damit ein wenig selbst lobe, hatten einen richtig schönen Entwicklungsschritt nach vorn gemacht. Auf jeden Fall letzter Termin, immer nicht ganz so einfach zu planen, weil die Leute davon profitieren sollen, aber natürlich auch nicht frustriert rausgehen. Die erste Hälfte war ganz okay, ich beantwortete jede Menge Fragen, um drei kurze Pause.

In der Pause dehnte ich mich an der Kommode nach hinten und zog den Rücken in die Länge – ich hatte immer noch ordentlich Nackenschmerzen von der langen Computerarbeit. Dann noch etwas nach oben gestreckt, weil ich so dastand, beugte ich mich nach vorne, streckte die Beine gerade und machte die Arme lang, und plötzlich KAM ICH MIT DEN FINGERSPITZEN AUF DEN BODEN. Ich war völlig verdutzt: Noch nie, nie, NIE hatte ich auch nur ansatzweise geschafft, den Boden zu berühren, ich hatte eigentlich schon immer verkürzte Sehen gehabt. Aber durch die Kombination aus Yoga und Dehnübungen im Fitness… ich probierte es gleich noch einmal, ob DIE FINGER DEN BODEN BERÜHRTEN, und ja, ging. Rannte sehr aufgeregt zum Liebsten ins Arbeitszimmer und zeigte ihm, dass ich MIT DEN FINGERSPITZEN DEN BODEN BERÜHREN KONNTE! Er probierte es auch und kam quasi so fast, bis auf nur fast einen ganz kleinen Rest, mit mehr oder weniger fast so gut wie geraden Beinen, mehr oder weniger auch auf den Boden. Also fast.

Nach der Pause zweite Hälfte des Kurses, den ich unterrichtete wie eine souveräne, eloquente, professionelle Frau, wie jemand, der seinen Job im Griff hat, der die Sache überblickt, der Dinge regelt (kurz gesagt, wie jemand, der mit den Fingerspitzen den Boden berührt). Die zweite Hälfte des Kurses war auch gut, wenn mir auch am Ende ein bisschen die Zeit davonlief. Aber im Großen und Ganzen war es sehr okay.
In der letzten Viertelstunde des Kurses wurde ich plötzlich aus meinem gebuchten Zoom-Account abgemeldet. Das war nicht ganz so schlimm, weil das Meeting weiterlief, aber etwas irritierend war es schon. Ich wusste, dass eine Kollegin um fünf, also eine Viertelstunde nach meinem Kurs, auf dem gleichen Account einen Kurs unterrichtete, und ich vermutete, dass sie sich etwas verfrüht eingeloggt hatte. Ich schrieb sie an: Ups, ja, sie war eingeloggt, sie hatte nicht gewusst, dass es mich dadurch rausschmeißen würde, sorry.

Ich war also fertig mit dem Kurs und hatte direkt danach einen Anschlussunterricht um fünf. Und plötzlich fiel mir ein, dass ich den Anschlussunterricht auf dem gleichen Account geplant hatte wie meine Kollegin, die jetzt um fünf startete (nur dass ihr Unterricht in der Liste eingetragen war, ich meinen aber vergessen hatte, außerdem hatte ich einen Einzelunterricht, war also flexibler und hätte den Termin nicht auf ihre Kurszeit legen sollen). Ich loggte mich also wieder ein, warf sie dadurch jetzt aus ihrem Account und schrieb ihr leicht zerknirscht, dass jetzt leider ich der Depp war, der sie blockierte… Glücklicherweise liefen aber tatsächlich beide Meetings parallel, es war also nicht so schlimm. Nur peinlich.
Dann Einzelunterricht bis sechs, mit einer unglaublich guten Teilnehmerin (sie sagte so nach 20 Minuten „du schickst mir dann das Protokoll von den Fehlern, die ich mache und die du mitschreibst, oder?“ – äh, ja, aber sie hatte bis dahin noch überhaupt nichts falsch gemacht). Leider auf ihrer Seite ziemlich wackliges Internet, aber wir schlugen uns so durch.

Und dann war ich endgültig fertig und wollte mich dringend bewegen und den Rechner in Ruhe lassen. Ich stieg also in meine Laufklamotten, sagte dem Liebsten Bescheid (der stand bereits mit Laptop in der Küche und war am Kochen – Laptop, weil er parallel über Zoom an einer geschäftlichen Onlinekonferenz teilnahm, bei der er aber nur zuhören musste) und ging eine Runde laufen.
Ordentlich kalt und feucht, aber die frische Luft war angenehm und die Klamotten passten – und ich hatte ein richtiges Bewegungsbedürfnis. Ich trabte also glücklich durch die Gegend, einmal das Flüsschen hoch und runter, und weil es irgendwie gut lief, schob ich die eine Gehpause nach hinten und trabte weiter, und die zweite auch, und die dritte ließ ich dann einfach ganz aus und lief durch. Sehr cool.

Um halb acht war ich daheim und startete noch einmal schnell den Rechner, um vom letzten Unterricht das Protokoll fertigzumachen und zu verschicken, und dann zog ich mich um und hatte endlich Feierabend.
Der Liebste war mit seiner Konferenz auch fertig, das Abendessen auch: Also Essen, eine große Portion Kartoffelsuppe mit Räuchertofu und Wirsing. Klingt nach sehr herzhafter, bodenständiger Küche, war es auch, und sehr lecker. Dazu dann ein wenig Feuerwehr, bis der Liebste auf eine Netflix-Doku mit Wildtieren in der Serengeti schaltete. Da kann ich ja immer nicht so richtig mitschauen, weil DIE ARMEN TIERE GEHT ES DENEN DENN GUT OH GOTT PASS AUF DA KOMMT EIN LÖWE ABER AUCH DER ARME LÖWE DU LIEBE GÜTE, deshalb schnappte ich mir meinen Laptop und las noch ein bisschen herum. Dann schlief der Kater ein und schnarchte, danach der Liebste, der schnarchte nicht, und irgendwann wurde ich auch müde.