Erstes Dämmerlicht draußen beim Aufwachen, kurz vor halb acht. Der Liebste stand vor mir auf, weil der Kater unten Rabatz machte, als ich runterkam, war die Küche bereits aufgeräumt und es wartete eine Tasse grüner Tee auf mich. Die Laune, die beim Aufstehen noch nicht so super gewesen war, besserte sich schlagartig. Und dazu noch die Aussicht auf eine Fahrt an den Bodensee, auch wenn wir von dem nichts zu sehen bekommen würden, aber egal.
Ein bisschen im Internet herumlesen, ein bisschen schreiben, ich machte uns ein Müsli zum Frühstück und um zwanzig vor zehn ging ich ins Bad. Etwas knapp, da der Liebste schon um zehn aus dem Haus wollte, am Ende wurde es zwanzig nach zehn. Reichte aber auch gut.
Das Wetter war die ganze Fahr über grauselig, heftiger Regen in merkwürdig kleinen Tröpfchen, sodass der Scheibenwischer nicht hinterher kam und die Sicht schlecht war, dazu aufspritzende Gischt der Autos vor und neben uns. Kurz nach der Alb ließ der Regen etwas nach, und als wir den ersten Blick auf den See warfen, hatten wir sogar ein wundervolles Bergpanorama im Hintergrund. Die Alpen verschwanden aber schnell wieder hinter einer Wolkenwand und vom See zogen Nebelschwaden auf, die den Rest des Tages an die Fenster drückten und den Blick verstellten. So gesehen war es gut, dass wir sowieso nicht vorhatten, das Haus zu verlassen.
Weihnachtsbesuch bei den Schwiegereltern, um zwanzig nach zwölf kamen wir an. Da es ein Besuch bei alten Leuten und alles nicht so ganz einfach war, was die gesundheitlichen Umstände angeht, hatte ich mich auf einen anstrengenden Tag eingestellt, aber es wurde am Ende doch nett – und wir blieben länger als ursprünglich geplant, immer ein gutes Zeichen. Beim Mittagessen (Pastinakencremesuppe, überbackener Tofu mit Kartoffelgratin und Rotkraut, Zitronencreme mit Mandarinen und Mango, alles vegan – großes Lob auf das Vegan-Siegel der Vegan Society und des Vebu und natürlich auf die Köchin) blieb der Schwiegervater, der sich mittlerweile nur noch sehr schlecht bewegen kann, noch unten im Bett, zum Kaffee (mit Toffeetorte und einem Williams) kam er dann aber mit dazu an den Tisch.
Viel zu reden, die Schwiegermutter erzählte viel, wir besprachen diverse Familiensituationen und -konstellationen und hatten dabei unfassbar viel zu essen. Irgendwann schaute der Liebste nach dem Rechner des Schwiegervaters, der etwas aufgeräumt werden musste, ich schaute mir den Laptop der Schwiegermutter an (der war in Ordnung, nur ein paar Einstellungen wollte sie verändert haben), und als wir gegen fünf uns wieder auf den Weg machen wollten, erzählte sie uns, sie hätte ein veganes Käsefondue gekauft, das könnten wir zum Abendessen haben, wenn wir wollten. Eigentlich schielte ich ein bisschen auf die Straße, ich wollte nicht so gern im Dunkeln wieder heimfahren, andererseits war es um fünf auch schon egal. Also blieben wir noch anderthalb Stunden länger und aßen Käsefondue.
Interessantes Produkt, auf der Basis von Blumenkohl, Hefeflocken, Mandeln und Tapioka. In der Schweiz produziert (wo sonst), aber direkt im Ort im Supermarkt gekauft, man merkte die Schweiz-Nähe im Supermarkt-Sortiment. Die Schwiegermutter hatte auch einen veganen Raclette-Käse gekauft, den sie uns zum Probieren mitgab. Ich bin ja sehr vorsichtig mit veganen Käsesorten (und auch nicht veganer Käse war mir nie so wichtig), aber in den letzten Jahren hat sich da im Sortiment einiges getan, und wenn es aus der Schweiz kommt…
Um halb sieben machten wir uns endgültig auf den Weg, beladen mit einer Kiste Essen, verpackten Geschenken und einer sehr hübschen Christrose. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich einen Weg fahren würde, aber dann hatten wir entschieden, dass der Liebste zurückfuhr, was mir sehr recht war: Es war dunkel, ich war furchtbar müde und auf der halben Strecke fing der Regen wieder an. Die Sicht war wirklich grenzwertig, man konnte nur langsam fahren. Wir hatten den Weg über die Bundesstraße gewählt, etwas außen herum statt die direkte Strecke über die Alb, so hatten wir die besser ausgebauten Straßen, allerdings auch deutlich mehr Gegenverkehr und damit ständig blendendes Streulicht. Irgendwann hielten wir an und machten Windschutzscheibe und Wischblätter sauber, damit wurde es ein bisschen besser. Ich war trotzdem froh, als wir zwei Stunden später sicher daheim ankamen.
Es ist übrigens schlicht nicht möglich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Schwiegerleuten zu kommen, zumindest nicht, wenn man am gleichen Tag wieder fahren will: Es gibt keine richtige Zugverbindung. Jetzt sowieso nicht, wo alles zusammengebrochen ist, aber auch sonst nicht. (Ich habe gerade mal nachgeschaut, und so ganz stimmt das nicht, man kann sich etwas aus Regionalbahnen und Bus zusammenstückeln. Um gegen halb eins da zu sein, hätten wir um halb neun aus dem Haus müssen, lohnt sich für einen Tagesbesuch nicht so wirklich.)
Daheim erwartete uns ein hocherfreuter Kater. Der hatte zwar morgens von uns genug für den Tag bekommen, aber war trotzdem froh über die Gesellschaft. Wir machten uns noch einen Tee, räumten die Sachen auf und verzogen uns dann noch für den restlichen Abend zu Castle nach New York. Ganz zufrieden mit dem Tag, mit dem doch recht positiven Besuch und überhaupt mit den letzten Tagen. Zwar hatten wir wirklich, wirklich wenig gemacht (außer viel gegessen), aber ich hatte das Gefühl, dass das für dieses Jahr, für dieses Weihnachten genau das Richtige gewesen war.