Entrümpelung und Kuchen, Donnerstag 29.12.2022

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Nach dem Aufstehen um kurz vor sieben leerten wir erst einmal die Mülleimer im Haus und stellten die Tonne an den Straßenrand, weil mein Handy mich dazu aufforderte, und wer wäre ich, da zu widersprechen. Ich hatte mir für den Tag wieder eine Tonne Sachen vorgenommen (ich brauche keine guten Vorsätze fürs neue Jahr, ich mache mir jeden Tag Vorsätze), die meisten aufs Schreiben und auf Glaswolle bezogen. Kein Zusammenhang. Schwierige Balance, den Tag mit Dingen anzufüllen, ohne sich unter Druck zu setzen. Genug zu tun gäbe es immer, ganz kurz denke ich darüber nach, wie es mir wohl in der Rente gehen würde. Wäre ich irgendwann gelangweilt von all den Alltagsaktivitäten? Wäre ich mit Kochen, Sport und Lesen schon ausgefüllt genug? Natürlich – natürlich – hätte ich mindestens einen Hund, eher zwei, wäre ich damit dann ausgelastet? Vermutlich.

Zum Frühstück machte der Liebste uns ein Müsli. Dann eine schnelle Dusche (der Liebste findet es unnötig, vor dem Arbeiten duschen zu gehen, aber ich schwitze ja quasi nicht, erst recht nicht im Winter, und ich bin nach dem Aufstehen so verknautscht und habe so trockene Haut, dass ich mich einmal abwaschen und eincremen möchte, war schon immer so) und direkt anschließend auf den Dachboden.
Die nächste Stunde schraubten wir Bretter an die Balken, bis der Akku vom Akkuschrauber schlappmachte. Außerdem räumten wir diverse Kisten und Boxen hin und her, bis wir irgendwann auf die Idee kamen, vielleicht einmal reinzuschauen. Wie sich herausstellte, waren fast alle Boxen leer, es waren die Umverpackungen von diversen Elektrogeräten der letzten 20 Jahre, die nach dem Kauf auf dem Dachboden verstaut worden waren, „falls man das Gerät zurückschicken muss oder weiterverkauft“. Der größte Teil der Geräte existierte schon gar nicht mehr, es waren Schachteln von diversen Hausmitbewohnern dabei, die längst ausgezogen waren und nicht mehr auf den Dachboden geschaut hatten.

Den Rest des Vormittags waren wir also damit beschäftigt, -zig Kartons vom Dachboden runter vors Haus zu tragen, wo der Liebste sie mit einem Teppichmesser zerlegte und ineinander stopfte, während ich die Plastiktüten und Styropor-Umverpackungen (ja, die waren auch alle noch drin) zerkleinerte und in diverse gelbe Säcke stopfte.
Um zwölf waren wir fertig. Ich googelte, wo man Kartonagen und Gelbe Säcke abgeben konnte (ein Entsorgungsbetrieb in der Nähe des Baumarkts nahm sie an), und buchte uns ein Auto, während der Liebste uns das Mittagessen warm machte (zweite Hälfte Bratkartoffeln, Spinat, Rührtofu, immer noch sehr lecker). Nach dem Essen noch eine schnelle Tasse Kaffee, dann gingen wir los.

Als Auto hatte ich einen Renault Kangoo Transporter gebucht, und das war ein feiner Wagen. Etwas mehr als drei Kubik Ladefläche, zwar nicht wahnsinnig lang (bei langen Brettern hätte man eventuell Schwierigkeiten), aber sehr kompakt und trotzdem geräumig. Wir luden Kartons und Gedöns ein, fuhren zum Entsorgungsbetrieb (dort kamen wir als erste an, aber direkt hinter uns bildete sich eine Autoschlange, weil wir wohl nicht die einzigen waren, die zwischen den Jahren entrümpeln und ausmisten und Schrott wegfahren – ich war froh, dass wir nicht zum Wertstoffhof gemusst hatten) und dann weiter zum Baumarkt, wo der Liebste fünf Dosen Bauschaum vorbestellt hatte.

Daheim wieder auf den Dachboden. Der Liebste zeigte mir, wie man den Bauschaum in die Lücken sprühte, aber weil das nicht so einfach war (man musste verkrümmt liegend arbeiten, um in die Ecken am unteren Dachrand zu kommen, und die Dose ließ sich schwer händeln und der Bauschaum tropfte, was er nicht sollte), verlor ich sehr schnell die Geduld. Der Liebste übernahm also den Bauschaum-Teil, während ich ein bisschen herumräumte und Bretter zusägte. So langsam wurde mir klar, dass unsere Zeitplanung (einen Tag Material holen und Bretter anschrauben, einen Tag Klemmfilz zuschneiden und mit Folie befestigen) völlig unrealistisch war – wir waren schon beim zweiten Tag und immer noch mit diesen frickeligen Brettern beschäftigt. Natürlich haben wir noch ein paar Tage Urlaub, aber ich war trotzdem leicht ungeduldig.

Um drei machten wir eine kurze Pause und brachten das gebuchte Auto weg, und dann stieg der Liebste wieder auf den Dachboden, aber ich blieb in der Küche: Ich wollte mal etwas anders machen, wo man etwas schneller ein Erfolgserlebnis hatte. Und da ich ja vor ein paar Tagen Boskop gekauft hatte, buk ich uns einen Wiener Apfelkuchen. Etwas Gedöns mit schälen und kneten und vorbacken und überhaupt, und außerdem reichte der Puderzucker nur noch so gerade haarscharf, aber (Küchenmaschine und Apfelschäler sei Dank) am Ende hatte ich einen Kuchen, der in den Backofen konnte.
Der Liebste machte ungefähr zu dieser Zeit auch Schluss (er hatte einen Großteil der Bretter befestigt und auch schon auf einer Seite mit der Glaswolle angefangen). Er passte auf den Kuchen auf und holte ihn dann aus dem Ofen, während ich schnell zum Supermarkt nebenan ging (für frische Shiitake, außerdem kaufte ich vegane Spätzle aus dem Kühlregal und eine neue Sorte veganer Maultaschen namens „Maultaschen 2.0“, harhar).

Das Abendessen übernahm ich, ich hatte eine „asiatische Suppe“ geplant (in erster Linie, um die angebrochene Packung Gyoza aus der Tiefkühlschublade leerzubekommen). Ich machte also eine Brühe mit ordentlich Miso, als Einlage Shiitake, Karotten, Edamame, eine Zwiebel, grüne Bohnen und Mie, dazu eben Gyoza, gewürzt mit etwas Ingwerpulver, Shoyu, Sriracha, Limettensaft (im Endeffekt alles, was sich irgendwie „japanisch“ anfühlte). Das Resultat war etwas zusammengewürfelt, aber durchaus lecker.
Und dann ein ruhiger Abend, an dem wir uns Zeit für uns nahmen. Ein wenig Castle, aber auch einfach nur Musik hören und quatschen, wir tranken ein Glas Riesling und waren insgesamt ziemlich zufrieden mit dem Tag.