Silvester mit Handwerkern und Böllerdeppen – Samstag 31.12.2022

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Körpereinsatz!

Wir standen gegen acht mit dem festen Plan auf, an diesem letzten Tag des Jahres den Dachboden fertig zu bekommen. Also ich hatte den festen Plan, der Handwerker im Haus schätzte das Ganze etwas vorsichtiger ein und vermutete noch zwei Tage Arbeit. Auf jeden Fall hatten wir sämtliche Einkäufe und Weiteres erledigt, wir konnten uns also aufs Dach konzentrieren.
Zunächst aber ein sehr üppiges englisches Frühstück. Etwas zu üppig laut dem Liebsten, der die nächsten Stunden mit seinem überlasteten Magen zu kämpfen hatte (mir ging es eigentlich prima, irgendetwas scheint der Liebste nicht so zu vertragen). Wir ließen uns davon nicht abhalten und ab zehn (Liebster) bzw. elf (ich, nach Dusche und etwas Aufräumen) waren wir wieder oben und tackerten Folie auf die Bretter, um die Dämmung einzupacken und Feuchtigkeit zu verhindern. Bzw. der Liebste tackerte, ich reichte Folienstücke an, räumte Reste weg und kümmerte mich um diverse Handlangerarbeiten.

Mittagspause von zwei bis drei. Da das Frühstück so reichhaltig gewesen war, rührte ich uns zum Mittagessen nur eine Schüssel Sojaquark mit Ananas und Nüssen an, das reichte völlig. Dazu etwas Kaffee, etwas Zeitungsrätsel.
Und dann wieder zurück auf die Baustelle: Die Folie war oben, jetzt mussten nur noch sämtliche Schnittstellen und Kanten mit speziellem Klebeband luftdicht verklebt werden, und damit beschäftigten wir uns beide die nächsten Stunden (parallel, da wir zwei Klebebänder und zwei Scheren hatten). Ein ziemlich mühsames Geschäft, bei dem man spätestens nach 30 Minuten überall klebte, pappiges Zeug an den Fingern hatte, die sich langsam schwarz färbten, und die Schere vor lauter Klebstoff irgendwann nicht mehr zu öffnen war. Immerhin mussten wir keine FFP2-Masken mehr tragen (die Glaswolle war ja befestigt und wurde nicht mehr bewegt), der Staub auf dem Dachboden löste allerdings regelmäßig Hustenanfälle aus. Also insgesamt nichts, was ich öfter machen wollte. Wenigstens waren wir (durch diverse Folgen eat.read.sleep) gut unterhalten.

Um kurz nach fünf hatten wir die Folie endgültig verklebt, das war super – allerdings mussten ja noch Latten darübergeschraubt werden, um die ganze Konstruktion am Dach zu fixieren (über die Latten könnte man theoretisch Rigipsplatten schrauben, diese mit Rauhfaser tapezieren und hätte dann den Dachboden ausgebaut (mehr oder weniger, Steckdosen und Boden würden fehlen), aber das nur nebenbei). Mir war es mittlerweile auch klar geworden, dass wir das Projekt im Jahr 2022 nicht mehr fertigbekommen würden, aber ich wollte wenigstens die Ziellinie noch sehen – also schraubten wir noch eine Stunde Latten an und kamen damit immerhin noch ein bisschen voran.

Dann also Abstieg in die Wohnräume und dort erst einmal Bad und Schlafzimmer grob säubern (durch den offenen Dachboden hatte sich dort eine Menge Dreck angesammelt) und eine ausführliche Dusche. Gegen sieben hatten wir den Klebstoff mehr oder weniger von der Haut gekratzt, waren wieder einigermaßen präsentabel und machten uns ans gemeinsame Kochen. Ungefähr zu dieser Uhrzeit fingen die Deppen aus der Querstraße bereits mit Böllern an, unser Kater wurde unruhig und ich machte im ganzen Haus Rolläden runter und Fensterläden zu. Ich HASSE diese Scheiße.

Konnte nur noch die leere Packung knipsen.

Auf jeden Fall kochen: Wir hatten von der Schwiegermutter ja eine Packung veganen Racletekäse aus der Schweiz geschenkt bekommen und hatten uns für eine Pfanne Kässpätzle entschieden. Zu meinen vegetarischen Zeiten hatte ich Kässpätzle im Übermaß gegessen (in den ganzen schwäbischen Käffern waren Kässpätzle immer das einzige, was man sich als Gericht vorstellen konnte, wenn jemand „wirklich überhaupt GAR kein Fleisch, also nie“ aß – und selbst da musste man aufpassen, dass nicht Speck reingewürfelt wurde). Da veganer Käse ja teilweise geschmacklich fragwürdig ist (unsere eigene Käsesauce ist okay, davon abgesehen: viel so in Scheibletten-Richtung, und Scheibletten waren ja wohl schon immer eklig), hatte ich die letzten Jahre höchst selten vegane Kässpätzle probiert. Gelegentlich vegane Mc’n’Cheese-Variationen, aber auch die waren eher nicht so toll.
Aber jetzt dieser Raclettekäse. Unfassbar. Wir schmälzten eine große Zwiebel in der Pfanne (eigentlich das falsche Verb, da wir natürlich kein Schmalz verwendeten, aber egal), brieten eine Packung frischer Spätzle an und gaben dann den Käse zum Schmelzen dazu. Und liebe Güte, wie gut das funktionierte und wie komplett das einfach nach Raclettekäse schmeckte. Wir waren völlig fasziniert.

Eine große Portion sehr guter Kässpätzle, außerdem eine große Schüssel Chinakohl-Salat mit Senfdressing, dazu ein Weihnachtsbier, und das war eine sehr gute Grundlage für den Abend. Die letzten Jahre waren wir ja dazu übergegangen, um zehn an Silvester ins Bett zu gehen – aus dem Haus gehen geht wegen der beknackten Böllerei und verängstigtem Haustier ja sowieso nicht. Nachdem zwei Jahre lang Conona-bedingt das Böllern verboten war (…es war nicht alles schlecht…), hatten wir aber die Befürchtung, dass sich jetzt („man darf ja wieder“) die Vollidioten erst recht mit Knallzeug eingedeckt hatten und es besonders schlimm werden würde.
Also blieben wir wach und leisteten dem Kater auf dem Sofa Gesellschaft. Wir öffneten (und leerten) die Flasche Crémant, schauten ein wenig Castle, ignorierten den Lärm vor dem Sofa. Gegen halb elf schlief ich eine Runde, aber so um halb zwölf wurde ich wieder wach und vermittelte körpersprachlich „alles gar nicht schlimm, nur ein paar Deppen vor der Tür, einfach ignorieren“. Das glaubte uns der Kater auch und schlief brav neben uns auf dem Sofa, bis dann direkt um Mitternacht der Böllerkrieg vor der Haustür losbrach und er sehr erschreckt doch nach unten raste und in den Garten schaute. Seufz. Um Viertel nach zwölf war er aber glücklicherweise wieder da und rollte sich neben uns zusammen, und um halb eins ebbte der Lärm so allmählich ab und wir verschwanden, ziemlich angeschickert und sehr müde, nach oben ins Bett.