Um zwanzig nach sechs wachte ich auf und war etwas hin- und hergerissen: Einerseits war es mir recht, wieder in den alten Rhythmus zu finden (…am ersten Arbeitstag würde ich trotzdem todmüde sein, vermutlich), andererseits hatten wir für abends Pläne und ich wollte nicht um halb zehn einschlafen. Im Schlafzimmer übrigens: 18,4°, Heizung war aus. Draußen natürlich auch zweistellig, es ist nicht herauszufinden, ob die 2° wärmeren Temperaturen jetzt mit dem gedämmten Dach zu tun haben oder mit dem wahnsinnswarmen Wetter. Wir bräuchten ja ein ungedämmtes Kontrolldach, um einen akkuraten Vergleich ziehen zu können. Oder zumindest stabile Temperaturen draußen.
Ruhiger Vormittag: Der Liebste machte Müsli mit Ananas, ich hielt mich an viel Tee und Kaffee fest und las mich einmal quer durchs Internet. Außerdem schrieb ich einen Jahresrückblick für den Blog – zuerst wollte ich nicht, aber dann machte ich doch, mit Kalender und Fotoordner. So Jahresrückblicke haben ja immer etwas Schwieriges, sie bergen die Gefahr, ins pseudo-philosophisch Besinnliche abzurutschen oder völlig im Trivialen zu bleiben. Ich bin mir durchaus nicht sicher, ob mir das nicht auch passiert ist. Es fiel mir auf jeden Fall schwer, neben dem ganzen Welt-Mist aus Pandemie, zerstrittener Gesellschaft, Klimakatastrophe, Krieg in Europa und Inflation einen Rückblick auf mein kleines Alltagsleben zu werfen, gerade weil ich all das andere nicht ausblenden konnte und es für viele Stimmungstiefs verantwortlich war. Immerhin hatte der Rückblick das Gute, feststellen zu können, dass es doch privat wenige Katastrophen gab – wenig schlimme Krankheiten, wenig Trennungen, wenig andere Schicksalsschläge. Schon, im Freundeskreis, aber da gab es in den Jahren davor andere Häufungen. Das muss man ganz objektiv doch mal feststellen, auch wenn ich das Jahr insgesamt vermutlich als schlechtes Jahr in Erinnerung behalten werde.
Gegen Mittag war ich fertig, ich ging ausführlich duschen (mir war schon wieder so sehr kalt, der Kreislauf im Keller), dann Mittagessen mit zweiter Hälfte Kritharaki-Auflauf. Wir zogen uns aufs Sofa zurück, ich las zwei Stunden lang, eingewickelt in eine Decke, mit zwei Paar Socken und trotzdem frierend. Dem Liebsten ging es ähnlich, dabei hatte sich bei ihm sogar der Kater auf die Füße gelegt.
Gegen halb vier hatte ich dann von der Friererei und Bewegungslosigkeit genug, und außerdem wollte ich mein Sportprogramm wieder aufnehmen. Zwei Wochen Sportpause ist schon okay, zumal ich mich Ende Dezember auch nicht so ganz auf der Höhe gefühlt hatte, dann kam Weihnachten und dann krochen wir auf dem Dachboden herum, aber jetzt gab es eigentlich keinen Ausweichgrund mehr – und ich wollte wirklich auch. Also packte ich meine Tasche und ging, endlich, wieder ins Fitness.
Dort war es ganz erstaunlich leer, anfangs war ich allein, nach einiger Zeit kam noch ein anderer Mann (der in kurzen Hosen und ärmellosem Trikot trainierte, was ich dann doch etwas kühn fand – aber oh well). Das Training war erwartbar anstrengend, aber auch nicht zu schlimm, ich kam mit dem Programm gut durch. Die zwei Wochen Pause haben meine aufgebauten Muskeln offensichtlich nicht komplett schwinden lassen (das sieht im Bereich Cardio vermutlich anders aus – als nächsten Schritt werde ich wohl das Laufen wieder anfangen, zumindest wenn es keine Minusgrade hat).
Nach dem Training noch eine Runde auf dem Skill Court (das klappte ausgesprochen gut, der Urlaub scheint meine Konzentrationsfähigkeit gesteigert zu haben), und gegen fünf ging ich sehr zufrieden nach Hause. Übrigens war mir jetzt auch warm.
Daheim gleich gemeinsames Kochen, wir machten eine klare Suppe mit Spitzkohl, Adzukibohnen, Karotten/Sellerie/Lauch, zwei Kartoffeln, ein paar halbierten Cherrytomaten, mit Ingwer, Chili, Koriander, Tamari, Sesamöl abgeschmeckt (aus dem wunderbaren „Viel mehr vegetarisch“ von Hugh Fearnley-Whittingstall). Nach dem Essen ein Blick auf YouTube, wir sahen uns eine halbstündige Blaulichtdoku an – und um sieben gingen wir aus dem Haus, wir hatten nämlich Pläne für den Abend.
Genauer gesagt die Comedy Stube im Sudhaus, eine Veranstaltungsreihe, die es wohl bereits seit 17 Jahren gibt, mich aber bisher noch nicht so interessiert hatte. Aber dann hatte Bodo Wartke bei seinem Auftritt im Dezember erwähnt, dass er am 2. Januar bei der Comedy Stube dabei sein würde, und wir hatten ja schließlich Urlaub, also – ein bisschen Kultur im weitesten Sinn.
Sehr unterhaltsamer Abend. Die beiden Hosts (Jakob Nacken und Helge Thun) hatten Spaß, waren spontan, interagierten nett mit dem Publikum. Die vier Gäste waren in sehr unterschiedlicher Qualität, von naja – man klatscht aus Höflichkeit bis zu sehr, sehr, sehr lustig. Von Bodo Wartke kannten wir natürlich ein paar Sachen nun schon (wir waren ja vor zwei Wochen erst bei ihm gewesen), aber es gab auch ein paar neue Sachen. Die ganze Atmosphäre, Zusammenspiel mit dem Publikum, mit den anderen Künstlern, das war alles schon sehr prima. (Nur muss man Künstler hier nicht gendern – es war eine reine Männerveranstaltung. Was aber auch daran lag, dass eine eingeladene Künstlerin wegen Krankheit absagen musste.)
Um Viertel nach elf waren wir wieder daheim. Einziger Wermutstropfen war, dass ich latentes Kopfweh hatte, das Pausenbier hatte dabei nicht geholfen. Und dann kam auch noch der Kater zu uns, legte sich beim Liebsten auf die Beine und fing an zu schnarchen, kurz darauf schnorchelte auch der Liebste, und das war dann etwas schwierig mit dem Einschlafen. Aber egal, Urlaub, und mal wieder etwas rausgekommen. Vielleicht machen wir jetzt im neuen Jahr ja vielleicht auch mal ein bisschen Highbrow Kultur oder so, lol.