Um halb acht aufgewacht – den Kater hörten wir unten zwar herumklappern, er kam aber nicht zu uns nach oben, sodass wir noch eine halbe Stunde liegenbleiben konnten. Den Grund dafür sahen wir, als wir herunterkamen: Böses Katzenblickduell im Garten mit der weiß-getigerten Nachbarskatze. Ich holte den Kater schließlich herein, bevor es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen konnte, und er platzierte sich im Wohnzimmer am Fenster und schaute revierkontrollierend nach unten. (Zwei Stunden später pflückten wir ihn vom Balkon im ersten Stock, wo er wohl die Nachbarskatze gerade überrascht hatte, als sie von ihrem Balkon herüberlaufen wollte – die Balkone sind verbunden, Reihenhaus halt – und jetzt mit Riesenbürste und fauchend auf dem Balkongeländer balancierte. Im ersten Stock. Alles sehr beeindruckend, aber wir wollten ihn halt nicht abstürzen sehen vor lauter Revierverteidigung.)
Insgesamt ein ziemlich langweiliger Tag, also so im Nachhinein betrachtet – für mich war es genau richtig, was die Mischung aus Ruhe und Routine anging. Englisches Frühstück, dann etwas lesen und eine Runde ins Internet, gegen elf ein Stück Geburtstagstorte. (Das letzte Stück, damit haben wir die Hälfte gegessen, den Rest bekommen die Kolleg:innen des Liebsten.) Der Liebste fegte und wischte einmal das Haus durch, ich sortierte die Wäsche und wusch drei Maschinen. Mittags kochte ich uns eine Portion Linsensuppe mit etwas Suppengemüse, typisches ach-lass-uns-doch-schnell-was-Warmes-machen-aber-keine-Nudeln-Essen. Ansonsten viel Kaffee, eine Kanne Kräutertee.
Am Nachmittag passierte wenig Bemerkenswertes. Gegen zwei schaute ich mich in der Küche um, mir fiel das Glas Pistazien in die Hände, ich grübelte etwas wegen der Aufbrauchliste (wo die Pistazien draufstanden), und schließlich holte ich mir den Food Processor, röstete Pistazien, Haselnüsse, Mandeln, Sesam, Walnüsse und diverse Gewürze, häckselte alles klein und hatte am Ende ein wunderbar duftendes Gläschen Dukkah.
Danach verzog ich mich mit Krimi in mein Arbeitszimmer. Da steht nämlich der schöne große Lesesessel, den ich bis jetzt noch gar nicht so richtig benutzt habe (ich arbeite halt normalerweise im Arbeitszimmer), aber unten im Wohnzimmer war der Liebste mit Programmieren beschäftigt, das klappte nicht so richtig und er begann vor sich hin zu schimpfen. Was ich anstrengend fand, also ging ich zum Lesen nach oben. Lesesessel: Tipptopp, funktioniert prima für ein paar Stunden Lesezeit.
Gegen halb sechs die letzte Maschine Wäsche mit etwas Science Cops-Podcast, und dann nahm ich kurzentschlossen Mehl, Zucker, Backpulver und Gedöns und backte einen Zitronenkuchen mit Mohn. (Backpulverteig in der Kastenform, das kriege ich gerade so hin.) Und weil ich einfach den kompletten restlichen Mohn in den Teig kippte (ungefähr halb so viel wie im Rezept stand, aber völlig egal), konnte man ihn dann auch von der Aufbrauchliste streichen, und damit hatten wir 27 der 40 Sachen geschafft und unsere Zielmarke von 2/3 erreicht. Hätte ich am Anfang des Monats nicht gedacht. Und sogar ein extra Kuchen war dabei herausgekommen (wenn schon die halbe Torte zu den Kolleg:innen wanderte).
Der Liebste kümmerte sich währenddessen um das Abendessen, ein Pie mit Seitan, Pilzen, Erbsen und einem halben Liter dunklem Bier, abgedeckt mit Blätterteig. Das Rezept nannte sich dementsprechend auch Dark Ale Pie, natürlich aus einem alten VF&L-Heft (die Engländer kochen gern mal mit Bier). Die Füllung wurde angebraten, mit dem Bier abgelöscht, köchelte ein bisschen und kam schließlich noch für 25 Minuten in den Ofen. Sehr deftiges, leckeres Essen.
Dazu ein bisschen Castle, und dann war der Zitronenkuchen genug abgekühlt, der Liebste fabrizierte noch eine Zitronenglasur und wir schnitten den Kuchen an. Natürlich völlig anders als die mächtige Sahnetorte, aber schön locker und auch sehr lecker. Wir aßen am Ende jeder zwei Stück davon, ungefähr die Hälfte (kleine Kastenform), und der Rest wurde ebenfalls für die Kolleg:innen eingepackt. In Anbetracht der Tatsache, dass ich den Kuchen relativ spontan zusammengeschmissen hatte, weil ich den Mohn loswerden wollte, war ich über die Entscheidung etwas überrascht (vermutlich machen die Kolleginnen des Liebsten ganz geschniegelte und hübsch dekorierte Kuchen zu ihren Geburtstagen). Aber schon okay (es waren ja seine Kolleg:innen), vor allem da er versprach, eventuelle Reste wieder mitzubringen.
Um neun wurde ich dann furchtbar müde und wir verzogen uns mit Wärmflaschen nach oben ins Bett, wo ich mein Buch zu Ende las (damit das vierte in diesem Monat, bis jetzt bin ich mit meinem Leseinput ganz zufrieden). Den Titel habe ich gerade nicht parat und bin ehrlich gesagt auch zu faul nachzusehen, weil – daran erinnere ich mich noch – es ein ganz besonders dämlicher Titel war. Die deutschen Verlage begehen ja oft echte Intelligenzsünden, wenn sie in den Übersetzungen die Titel ändern, bei Krimis häufig mit Einworttiteln, gleichermaßen bedeutungsschwanger und völlig sinnentleert („Schande“ oder „Verderbnis“ oder so etwas), gern auch als Kompositum („Mitternachtsmord“, „Blutsonne“), und wenn das Ganze ein eher auf Spaß angelegter „Unterhaltungskrimi“ sein soll, dann ist es gern so ein pseudolustiger Quatschtitel im Sinn von „Der Tod tanzt gerne Tango“ oder „Im Grab gibt’s keine Knödel“ oder so. Ungefähr in diese Richtung ging dieser Krimi auch, und wie ich dem Klappentext entnahm, gehörte er zur mir bis dahin unbekannten Sparte des „Cosy Crime“, WTF.
Nun gut, auf jeden Fall in Südschweden spielend, vom Autorenduo Anders de la Motte (der auch „normale“ Krimis schreibt) und Måns Nilsson, und der Krimi las sich schon wirklich nett, ohne viel Tiefgang, aber das war auch völlig okay. Die Handlung war einigermaßen plausibel, die Figuren interessant (wenn auch teilweise ein bisschen zu klischeehaft, aber wenigstens nur teilweise), die Auflösung am Schluss gut gemacht. Ich weiß jetzt nicht, ob ich aus dieser Reihe (denn natürlich ist es eine Reihe) noch weitere Bücher kaufen würde, aber dieses eine ging gut.
(Ich habe jetzt dann doch nachgeschaut, der deutsche Titel lautet „Der Tod macht Urlaub in Schweden“, der Originaltitel „döden går på visning“, also „Der Tod kommt zu Besuch“ – beide ungefähr gleich bescheuert. Naja.)