Saukalt beim Aufwachen, draußen und im Haus, und eine Menge Sachen zu erledigen. Außerdem begrüßte uns die StromGedacht-App mit der Mitteilung, doch bitte zwischen 11 und 13 Uhr den Stromverbrauch zu reduzieren, weil ansonsten die Stromtrassen durch den Windstrom aus dem Norden überlastet werden und sie fossilen Strom importieren müssen, um die Netzspannung stabil zu halten. Die Sache mit den Stromleitungen ist ja nun ein hausgemachtes Problem (danke Bayern) und ein einziges Ärgernis. Und Freitag zwischen 11 und 13 ist natürlich auch eine schwierige Uhrzeit, mitten in der Arbeits- und Mittagspausenzeit. Immerhin mussten wir nicht waschen oder die Spülmaschine laufen lassen.
Müsli zum Frühstück. Der Liebste verschwand um neun im Arbeitszimmer an den Rechner, ich ließ mir etwas mehr Zeit und war um halb zehn an Bord. Ich hatte vormittags keine Termine und arbeitete meine Mailbox ab, viel administrative Sachen für kommende Prüfungen (der Februar ist einfach recht voll an Prüfungsterminen), ein bisschen Unterrichtsvorbereitung. Um kurz nach zwölf machte ich eine Portion frischer Nudeln für die restliche Bolo-Sauce (…Rechner währenddessen nicht im Standby, sondern komplett heruntergefahren, Strom sparen und so) und aß zu Mittag, allerdings ohne den Liebsten, der hatte sich nämlich nach zwei Stunden Arbeit auf elf ins TeilAuto gesetzt und war an den Bodensee gefahren, bei den Schwiegereltern nach dem Rechten sehen.
Ab eins ging es bei mir weiter mit einem Einzelunterricht, Orgasachen abhaken, einem zweiten Einzeltraining, etwas Nachbereitung und Kommunikation mit Kolleg:innen, und dann war es plötzlich Viertel vor fünf und ich verschob den Plan, zur Post zu gehen, auf den Samstag und ging zum Yogakurs.
Sehr guter Kurs – nicht nur dass es atmosphärisch nett war und entspannend und überhaupt (abgesehen vom Rechner, der das Zoom-Meeting abstürzen ließ, sodass die Remote teilnehmenden Leute nach dem halben Kurs leider weg waren), die Positionen gingen auch ganz überraschend gut und mein Arm ließ plötzlich (mit nur GANZ wenig Schmerzen) plötzlich wieder Dehnungen zu, die ich seit quasi zwei Jahren nicht mehr hatte machen können. Sehr glücklich.
Nach dem Kurs ging ich, da ich ja sowieso im Büro war, noch eine halbe Stunde an den Rechner bis halb acht und erledigte einen wichtigen, etwas zeitkritischen Punkt. Und den Rest der Sachen, die ich eigentlich hätte fertig haben müssen (die eine Stunde, die mir vom Morgen fehlte, und der übervolle Donnerstag machten sich bemerkbar), verschob ich auf den Samstag. Der Liebste hatte sich nämlich mittlerweile gemeldet mit der Info, dass er am Samstag noch einmal an den Bodensee fahren und dort Dinge wieder in Ordnung bringen musste, er also den ganzen Samstag weg war.
Es war nämlich so. Vor einiger Zeit haben die Schwiegereltern für meinen Schwiegervater einen Rollstuhl besorgt, da er nur noch sehr schlecht zu Fuß ist und es außerhalb des Hauses auch mit Rollator zu wackelig ist. Um das Haus herum sind allerdings sehr ungleichmäßig Natursteinplatten verlegt, außerdem auch drei Treppenstufen, also nicht gerade rollstuhlgerecht.
Vor einigen Tagen marschierte nun zufällig ein Mensch durchs Wohngebiet und klingelte an den Türen: Ob die Leute dort Handwerker-Dienstleistungen benötigten? Irgendwas zu reparieren oder kleinere Umbauarbeiten oder Ähnliches? Hmja, sagte die Schwiegermutter, tatsächlich müsste man beim Weg vorne die Natursteinplatten gerade ausrichten und statt den drei Treppenstufen eine kleine Rampe anbringen. Ah okay, kein Problem, das wäre machbar, sagte der gute Mann.
…und als die Schwiegermutter das nächste Mal aus dem Fenster schaute, hatte er angefangen, auf den kompletten Wegen rund ums Haus die Natursteinplatten rauszureißen und den Weg quasi unbegehbar zu machen, und zwar ringsum. Ähm Moment, sagte die Schwiegermutter, das war so aber nicht gemeint. Doch doch, das sei nötig, sagte der Handwerker, das müsse so sein. Aber im Übrigen brauche er jetzt, damit er das richtig fertig machen könne, einiges Material und das müsse er kaufen und deshalb solle sie ihm jetzt bitte 2000,- Euro in bar geben. Gleich.
Das war der Stand am Donnerstag, als die Schwiegermutter irritiert den Liebsten anrief und erklärte, irgendwie sei sie da vielleicht einem „nicht ganz so ehrlichen Handwerker“ auf den Leim gegangen. Und deshalb fuhr der Liebste am Freitag also hin.
Gegen zehn Uhr abends war er wieder daheim (ich hatte währenddessen ein Butter Tofu Curry gekocht und auch schon gegessen, er nahm sich noch eine Portion) und berichtete: Als er ankam, lagen die Platten also alle ums Haus, sodass man quasi keinen Zugang mehr hatte, und kaum war er da, tauchte auch der „Handwerker“ wieder auf. War leicht empört, dass da jetzt plötzlich ein Sohn mitreden wollte, erklärte, das sei alles mit den Eltern abgesprochen, er sei beauftragt, alle Wege ums Haus zu renovieren, es sei ein Stundenlohn von 44 Euro ausgemacht gewesen (natürlich alles Quatsch) und die Materialkosten (bis jetzt kein Material in Sicht) brauche er auch.
Der Liebste erklärte ihm, dass er als Allererstes mal ein schriftliches Angebot bringen dürfte und dann nach getaner Arbeit eine Rechnung, auf der die Steuer ausgewiesen sei (…von wegen „mal Geld bar auf die Hand“), und dass man sich überlege, den Schaden, den er angerichtet habe von wegen herausgerissener Platten, vom Rechnungsbetrag abzuziehen. Jetzt dürfe er erst einmal verschwinden und am nächsten Tag mit etwas Schriftlichem wiederkommen. Oder auch nicht. Und nach dem Gespräch machte der Liebste sich also daran, die Platten wieder zurechtzulegen und den Weg zu reparieren. Hurra. Und dabei gleich für den Samstag einen kompletten Arbeitstag zu planen, mit Treppenabbau und Rampe und allem, denn es war schon klar, dass dieser „Handwerker“ da nichts mehr machen würde. (Ich hätte ihn wahrscheinlich ohne ein Gespräch überhaupt weggeschickt und höchstens erklärt, wenn er meine, er könne hier einfach so Baustellen „eröffnen“ und dann (schwarz logischerweise) Bargeld abgreifen, dann wäre das am ehesten ein Fall für die Polizei. Der Liebste musste mit der Polizei aber gar nicht drohen, der „Handwerker“ verstand auch so, dass er ihm nicht einfach einen Quatsch aufdrängen konnte wie der Schwiegermutter. Und auch die war ja misstrauisch geworden.)
Bizarre Sache auf jeden Fall, die uns komplett unser Wochenende zerschoss, aber was will man machen. Kein Wunder bei dem Handwerkermangel, dass es zwielichtige Gestalten gibt, die diese Notlagen ausnutzen. Es gab in dem Wohngebiet, alles Häuser im Eigentum, die etwas in die Jahre gekommen sind und instandgehalten werden müssen, im Übrigen mehrere ältere Leute, die froh waren, dass jemand ihnen „schnelle Reparaturen“ versprach, und die bereit waren, unbesehen Dinge zu beauftragen und bar zu bezahlen. Wenn das jemand seriös machen würde, eben mit Angebot und Rechnung, wäre das ein echtes Geschäftsmodell, so eine Art „Kleinhandwerker“ für die Dinge rund ums Haus, die für den großen Betrieb zu popelig sind. Gibt es vermutlich auch irgendwo, und wenn nicht, dann sollte das dringend jemand machen.