Ein klitzekleiner Vorteil an der Katergeschichte: Seitdem er wieder normal fressen kann, frisst er wieder normal. Er erwartete uns nach dem Aufstehen unten an der Treppe, stürzte sich aufs Nassfutter, kein Gemäkel, kein Gebettel, höchstens nach noch einer zweiten Portion – es ist fast, als hätte man einen Hund. Abgenommen hat er im Übrigen nicht, er wog wohl sogar laut Aussage der Tierärztin etwas mehr als das letzte Mal (der Liebste hat sich nur den genauen Wert nicht gemerkt – ich werde das Tier wohl irgendwann demnächst unter den Arm klemmen und mit ihm auf die Waage stehen müssen).
Normaler Vormittag mit Müsli und etwas Hektik am Morgen, weil ich um acht meinen ersten Unterrichtstermin hatte. Der war dann aber prima und mein anfängliches leichtes Missfallen wegen der frühen Uhrzeit löste sich in Luft auf. Das wäre wahrscheinlich etwas anders, wenn mein Gesprächspartner nicht so gute Laune gehabt hätte, aber so kam ich ebenfalls gut gelaunt aus dem Termin. Noch etwas Nachbereitung, Mails und Zeugs, dann ging ich auf halb elf ins Büro, weil ich Unterricht vor Ort vorbereiten musste – ich habe ja wieder einen Präsenzkurs und hantiere deshalb oldschool mit Kopierer und so.
Aber nicht nur. Wir haben ja die ganzen letzten drei Jahre so viel schönes Onlinematerial erstellt, und es wäre ja total schade, das einfach nicht mehr zu nutzen. Und da ja jeder irgendeine Art von Endgerät immer mit sich herumschleppt, und diese Übungen auf Laptop, Tablet, Smartphone nutzbar sind… ich stellte also Übungslinks auf die Lernplattform (für die Leute mit Laptop), fabrizierte QR-Codes (für die Leute mit Handy) und fühlte mich insgesamt sehr „modern“. Hihi. (Naja: Den QR-Code druckte ich auf einem Blatt Papier aus, den die Leute dann abscannen konnten. Aber davon mal abgesehen…)
Schnelle Mittagspause um eins (zweite Hälfte Orzo-Auflauf, immer noch so sehr gut), dann Unterricht ab halb zwei. Das Allerbeste wäre jetzt noch, wenn ich im Unterricht ein smartes Whiteboard oder einen interaktiven Beamer zur Verfügung hätte, sodass ich Dokumente und handschriftliche Tafelbilder kombinieren und dann gleich abspeichern könnte. Das haben wir zwar, aber (noch) nicht in allen Räumen, und ich war in einem der kleineren, nicht so gut ausgestatteten. Also schrieb ich halt klassisch analog aufs Whiteboard und machte dann Fotos von den Tafelanschrieben, um sie zu dokumentieren. Etwas umständlich, funktionierte aber auch.
Nach dem Unterricht hatte ich endlich ein bisschen Zeit für administrativen Krams (so nett die Vorbereitungskurse sind, es bleibt währenddessen halt Anderes liegen), außerdem eine Beratung. Die dann so das andere Ende des technischen Spektrums darstellte, denn der Zoom-Termin klappte überhaupt nicht. Die Person versuchte sich mit dem Handy einzuloggen (einen Computer hatte sie nicht, also gar nicht, noch nie), konnte dann aber das Mikrofon nicht aktivieren, und was ein „Headset“ war, wusste sie auch nicht. Am Ende schickte ich ihr meine Telefonnummer über den Chat (den fand sie wenigstens) und wir telefonierten ganz klassisch. Unsere Kurse kommen für sie sowieso nicht in Frage, mal abgesehen von den fehlenden technischen Voraussetzungen.
Um halb sieben war ich fertig und ging noch eine Runde ins Fitness. Und das funktionierte dieses Mal ganz supergut, ich scheine mich ans neue Programm gewöhnt zu haben. Sehr happy. Nur von einem Menschen dort war ich genervt. Der war offensichtlich nicht richtig in die Maschinen eingewiesen worden und machte so ziemlich alles falsch, was falsch zu machen ist: Ging mit Turnschuhen auf die Flexgeräte, loggte sich in der Mitte der Trainingszyklen in die Kraftgeräte ein (was blöd ist, denn das Ganze ist ja wie eine Art Zirkeltraining angelegt, er brachte dadurch also den Trainingsrhythmus der anderen durcheinander), stellte den Bauchtrainer nicht auf null beim Ausloggen (sondern kroch stattdessen unter den noch eingestellten Maschinenteilen hervor)… Merkwürdig. Auch ein bisschen die Schuld des Physios, der schon irgendwann dazukam und ihn betreute, aber viele Infos irgendwie nicht gab (also zur Gerätebedienung). Ich hatte aber auch den Eindruck, dass der gute Mann gar nicht richtig zuhörte, er wusste es halt am Ende besser, logisch, und probierte irgendwie herum. (Einen Teil der Maschinen sollte er wegen seiner Schulterverletzung noch nicht benutzen, das hatte der Physio ihm das letzte Mal gesagt, und was machte er, kaum dass er ohne Physio allein im Trainingsraum war? Genau, er versuchte sich trotzdem in diese Maschinen einzuloggen. Und war dann beleidigt, dass die Maschine ihn nicht starten ließ, weil man dafür vom Physio eingebucht sein muss.) Vermutlich empfand er die ganze Schultergeschichte und überhaupt das Altern und alles als persönlichen Affront („ich lasse mir doch von so ein paar Gelenken nicht vorschreiben, was ich machen darf und was nicht“). Ich schätze, ich werde ihn nicht sonderlich lang dort in der Praxis sehen.
Um zwanzig vor acht war ich daheim. Der Liebste war schon auf der Hauptversammlung des Bastelvereins, hatte vorher aber noch gekocht, einen großen Topf Linsensuppe. Und die war sogar noch richtig heiß, sodass ich gleich essen konnte, absolut großartig. Dazu etwas Katerbespaßung, und dann nahm ich mir endlich, endlich wieder das Telefon und rief den alten Freund D an, der seit mittlerweile anderthalb Jahren wegen einer Krebserkrankung im Krankenhaus ist. On-off, zwischendrin war er in Remission, aber dann kam der ganze Mist halt leider wieder zurück. Jetzt bekommt er eine Stammzellenspende und der ganze Ausgang ist überhaupt gar nicht klar. Wir telefonierten so eine halbe Stunde und ich war danach ganz schön bedrückt. Er ist optimistisch, aber weniger als noch vor einem Jahr (die mittlerweile acht Runden Chemo haben auch ihre Spuren hinterlassen). Das ist alles ein ganz großer Dreck.
Auf jeden Fall kam dann um zehn der Liebste heim mit der frohen Nachricht, dass er nicht mehr Vorstand des Bastelvereins ist, es wurde ein Nachfolger gewählt. Was prima ist, weil er dadurch mehr „normales“ Vereinsmitglied sein und halt herumbasteln kann, anstatt sich um Satzungsänderungen und Registereinträge und Gedöns zu kümmern. Freute mich für ihn und ließ mich darüber nachdenken, ob ich nicht auch irgendwas in Richtung „Hobby“ in Angriff nehmen sollte. Ach so, mache ich schon? Zweimal die Woche ins Fitness, zweimal die Woche Yogakurs, dazu ein Lesestapel und ein Kater, der versorgt werden will, das ist schon eine Menge? Hm. Stimmt so gesehen natürlich.