Rumhängen, Sonntag 12.3.2023

  • Beitrags-Kategorie:Lesen / Tagebuch

Gegen sieben aufgewacht, ohne so richtig ausgeschlafen zu sein, eher ein bisschen matschig und mit Kreislauf im Keller. Keine Kopfschmerzen allerdings, auch kein Katergefühl, einfach nur sehr müde. Der Liebste und ich einigten uns stillschweigend auf einen ruhigen Tag (nachdem ich ihn beinah auf der Dachterrasse ausgesperrt hatte, weil er die sturmfest verstauten Balkonmöbel wieder aufstellte – Sturm vorbei – und ich ihn hinter der Plane nicht sah und dachte „warum ist denn hier der Türhebel noch auf, merkwürdig“).
Katerfütterung, Englisches Frühstück (mit den Alnatura-Seitanwürstchen, die ich aber eher nicht mehr kaufen werde, sie sind mir einfach zu überwürzt), dann Kaffee und etwas Laptopzeit. Der Liebste programmierte an seinem Jukebox-Projekt herum, ich las ein paar Blogs und schrieb ein bisschen.

Irgendwann verzog ich mich mit Laptop aufs Sofa und blieb dort die nächsten Stunden mit irgendwelchem YouTube-Gedöns (ein bisschen Blaulichtporno) und zwischendrin einer Nussschnecke (am Vortag im Alnatura geholt). Mein Buch hatte ich ja am Abend davor noch ausgelesen, und ich wollte nicht sofort wieder ein neues anfangen, weil mir die Menschen und Stimmen des vorherigen Buchs noch so im Kopf nachklangen, dass ich sie nicht sofort überlagern wollte.
Das Buch: Was man von hier aus sehen kann von Mariana Leky. Viel davon gehört, bei eat.read.sleep sehr gut besprochen, und vor zwei Wochen hatte ich es in der Buchhandlung entdeckt und spontan mitgenommen. Und jetzt in zwei Tagen durchgelesen. Ein sehr schönes Buch, ganz leicht zu lesen, und es erzeugt sofort eine so ansprechende Atmosphäre, dass man sich fühlt, als hätte man irgendwann selbst in diesem Dorf im Westerwald gelebt, als würde man gleichzeitig von dort weggehen und heimkehren wollen. Und die ganze eigentliche Absurdität der Figuren (eine alte Frau, die den Tod erträumen kann, ein alleswissender Optiker, ein buddhistischer Mönch als Liebhaber, ernsthaft??) funktioniert in diesem Setting, als würde das alles genau so gehören. Ich mochte es sehr, wie empathisch und zugewandt Leky über ihr Geschichtenpersonal schreibt, und die Ich-Erzählerin lädt sowieso sehr zur Identifikation ein. Dann noch ein paar Erinnerungshaken für mich ungefähr fast passend Geborene (…die Hanuta-Sammelbildchen an der Kühlschranktür!), und schon wurde das alles ein sehr großes Lesevergnügen. Oder kurz gesagt: ein Buch, von dem ich sicher niemals die Verfilmung ansehen werde.

Gegen eins machte der Liebste uns zwei Portionen vom Cottage Pie warm (zwei weitere fror er ein, nach der Nussschnecke brauchten wir keine Riesenportion mehr, außerdem lag ja kein Whiskey vor uns), noch ein Espresso, dann packte er zusammen und traf sich für den Nachmittag mit Leuten im Bastelverein. Und ich verschwand für die nächsten zwei Stunden wieder aufs Sofa, mit schnurrendem Kater neben mir, Laptop auf dem Schoß und ziemlich leerem Kopf. Irgendwann machte ich noch ein bisschen die Augen zu, irgendwann ging ich hoch und wusch mir die Haare. Sehr ruhiger Nachmittag.

Als gegen fünf der Liebste heimkam, teilten wir uns auf: Ich machte den Wochenplan, kümmerte mich um die Wäsche (abhängen, wegräumen, sortieren, waschen, aufhängen, bügeln) und kochte, während er das Putzen komplett übernahm. Das dauerte ungefähr gleich lang (nicht ganz – ich war durchs Kochen länger beschäftigt, allerdings hatte er mit Saugen und Durchwischen die körperlich anstrengenderen Arbeiten), es war also ungefähr ausgeglichen. Das könnten wir von mir aus öfter so aufteilen (normalerweise meistens: Ich Wochenplan, wir beide Wäsche, ich oberes Stockwerk putzen, er Erdgeschoss, wir beide kochen), aber da hätte der Liebste vermutlich etwas dagegen.
Auf jeden Fall kochen, ein großer Topf Minestrone, sehr gut, dann ein ruhiger Abend mit etwas Castle. Und um kurz vor halb zehn gingen wir schon nach oben, ich war einfach sehr, sehr müde nach so einem Tag Nichtstun. Vielleicht schon Frühjahrsmüdigkeit oder so.