Dinge abhaken, Mittwoch 22.3.2023

  • Beitrags-Kategorie:Lesen / Tagebuch

Direkt nach dem Aufstehen um kurz nach sechs mit dem Kater im Garten. Schön: Schon hell, nicht so kalt, Katzenminze scheint zu kommen trotz Katers aufdringlicher Liebesbekundungen, Schlüsselblumen kommen jetzt auch. Blöd: Der ganze Krempel hat auch schon wieder angefangen zu wachsen und muss rausgerupft werden, ich war zehn Minuten mit Ahornschösslingen und dieser blöden Klettenpflanze beschäftigt, bevor ich wieder reinging. Ein Vierteljahr lang sieht der Garten tot und trüb aus, ein Dreivierteljahr lang ist man ständig mit Jäten beschäftigt. Naja. Trotzdem schön.

Erstaunlich viel Zeit am Morgen, mir reichte es für ein Frühstück (Müsli) und eine Dusche und ich war trotzdem überpünktlich um acht Uhr beim Yogakurs online. Sehr anstrengend, auch wenn alles klappte. Ich frage mich schon, wie das im Urlaub werden wird so ohne Fitness und Yoga und so. Zusammen mit Karfreitag und allem wird es Mitte April, bis ich den nächsten Yogakurs habe. Ich denke, ich werde die Reise-Yogamatte auf jeden Fall einpacken (Yoga daheim ist aber nicht das Gleiche wie im Kurs, muss ich sagen).

Um halb zehn am Schreibtisch. Bisschen Orgakram, dann ein sehr netter Einzelunterricht mit einem holländischen Menschen, ein paar Mails zu beantworten, der Vormittag verging ausgesprochen schnell. Um halb eins machte ich Mittagspause und wärmte eine Portion Cottage Pie auf, die ich am Abend davor aus dem Gefrierschrank geholt hatte (gut, aber ein bisschen trocken). Dazu viel Tee, und um kurz vor eins ging ich aus dem Haus in Richtung Büro. Mit Zwischenstopp bei der Hauptpost, denn ich musste ja noch dringend die Post vom Tag davor (eigentlich vom Montag) wegbringen.
Nur dass ich halt wieder vor verschlossenen Türen stand, denn ohne Angabe von Gründen hing ein Zettel an der Tür: „22.3.2023 12:30 – 14:00 geschlossen“. Ich ging also leicht fassungslos vor mich hinschimpfend ins Büro und überlegte mir schon, was der Plan B wäre, wenn die Post mal so komplett zusammenbricht (Hermes?). Immerhin war ich wieder einigermaßen besänftigt, als ich über die Steinlachbrücke kam: Der Rucksack war weg. Wer auch immer ihn da letzten Endes rausgeholt hat.

Im Büro ab eins. Da ich am Vormittag (und am Vortag) viel abgehakt hatte, war mein Posteingang angenehm leer. Weniger gut: Die Kaffeemaschine im Büro. Ich stellte eine Tasse drunter, drückte auf „Kaffee groß“, sie klackte und ratterte und heizte und mahlte fröhlich, man hörte auch den Kaffee laufen – aber die Tasse blieb leer. Das Gleiche beim zweiten Durchgang, was wirklich merkwürdig war, denn man hörte den Kaffee laufen, aber es kam nichts raus. Ich baute die Maschine also ein bisschen auseinander und schaute nach, wo der verdammte Kaffee denn hingelaufen war. Alles in den Satzauffangbehälter, wie sich herausstellte. Es scheint irgendwo ein Hebel an einem Ventil abgebrochen zu sein.
Also kein Kaffee, stattdessen Unterricht mit Schwarztee und einer Teilnehmerin, die „das ganze Wochenende total erkältet war“, hurra (…und Präsenzunterricht, weil die gute Frau sich nicht vorstellen konnte, dass das „mit dem Onlineunterricht überhaupt geht“ – es hätte für ihre Bedürfnisse online sogar besser funktioniert, aber sie dachte, sie wüsste es halt besser). Latente Aggression von meiner Seite, die ich professionell verbarg (wenn ich im Urlaub dann auch krank bin, schicke ich ihr eine Mail oder so). Danach ein Meeting und dann ENDLICH zur Post und die Sachen wegbringen. Meine Güte. Wenigstens war wenig los.

Bisschen Orgakram, kurze Besprechung mit meinem Kollegen, ein letzter Unterricht ab fünf. Dieser war wieder Online, weil der Teilnehmer in Niedersachsen sitzt, auch wenn sich das demnächst ändern könnte, denn sein Arbeitgeber hat ihn (wie gestern schon geschrieben) rausgeschmissen. Richtig blöde Situation, er hängt jetzt ganz schön in der Luft, und wo er zu Beginn noch einigermaßen gefasst und gezwungen hoffnungsfroh berichtete, kamen ihm während des Kurses dann auch prompt die Tränen. Und mir fast mit. Er schickt mir jetzt seinen Lebenslauf zur Überarbeitung, und dann mal sehen, wie es für ihn weitergeht. Es wäre aber durchaus eine Option, dass er wieder hierher in den Süden kommt.

Mit Nachbereitung und allem war ich um halb sieben fertig und ging heim. Dort war schon der Liebste, und zwar mit Kopfweh und ausgesprochen schlecht gelaunt (weil irgendwas an der Jukebox, die eigentlich schon hätte fertig sein sollen, nicht so klappte wie gewünscht). Ich ließ ihn basteln, legte mich erst einmal aufs Sofa und las mein Buch zu Ende, Everything Is Illuminated von Jonathan Safran Foer.
Das Buch hatte ich schon zweimal angefangen und wieder abgebrochen, seitdem stand es ein paar Jahre im Regal. Kürzlich war es aber bei eat.read.sleep positiv erwähnt worden, und Jonathan Safran Foer mag ich ja eigentlich wegen seines  Buches Tiere essen sehr. Ich wollte ihm also noch einmal eine Chance geben, und dieses Mal fand ich in die Geschichte besser hinein. Verschiedene Erzählebenen, eine gute Mischung aus Komik und Tragik, die Verbindung von Fiktion und Historizität – das alles gefiel mir schon gut. Allerdings hatte es teilweise auch echte Längen, die Beschreibung der Bewohner des Schetl im 18. Jahrhundert fand ich oft zu überzogen, und der Sprachwitz mit Alex, der schlecht Englisch kann und die Wörter verwechselt, hatte sich nach zwei Seiten irgendwie auch erschöpft. So ganz kann ich nicht nachvollziehen, warum das Buch so hochgelobt worden ist. Aber das geht mir mit „literarischen“ Werken ja oft so, ich finde sie häufig etwas prätentiös. Nun ja. Auf jeden Fall war ich zufrieden, es durchgelesen zu haben.

Dann kochen, es war schon reichlich spät. Der Liebste half beim Schnippeln, ich übernahm den Rest, und nach einer Dreiviertelstunde hatten wir einen großen Topf Gumbo. Etwas unpassend mit ein paar Nudeln statt dem eigentlich dazugehörenden Reis, worauf ich keine Lust gehabt hatte. Ein bisschen Doctor dazu, und um zehn hakte ich den Tag ab, so ein bisschen mäh in der Stimmung, aber eigentlich ganz zufrieden nach einem okay-en Tag.